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Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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wir später noch sprechen“, meinte Devlin. Er war müde. Vor allem aber wollte er endlich mit Bronwyn allein sein. „Wir müssen sowieso einen Schlachtplan ausarbeiten. Ich glaube, wir brauchen jetzt erst mal Ruhe, um die Ereignisse zu verdauen.“
    Bronwyn nickte. „Also, Warren, was immer du zu tun pflegst, wenn deine Dienste nicht benötigt werden, dem kannst du dich widmen, bis wir dich wieder brauchen. Und du, Gressyl?“
    Er grinste und winkte ab. „Ich weiß mich schon zu beschäftigen.“
    „Du nimmst das verdammt gelassen, dass du jetzt eine Seele hast“, meinte Devlin. „Wieder eine Seele hast.“ Und mit dem Wissen, dass er Devlins Halbbruder war.
    Gressyl nickte. „Und genau damit werde ich mich beschäftigen. Ich hatte die Seele damals nur für kurze Zeit. Jetzt werde ich sie möglicherweise sehr lange behalten. Je nachdem.“ Er blickte Devlin und Bronwyn nachdenklich an. „Ich könnte mir vorstellen, dass ihr nicht wisst, wie ihr euch gegenüber einem Gressyl mit Seele verhalten sollt. Basierend auf dem – Gefühl, das mir diese Seele vermittelt, würde ich mich freuen, wenn ihr mich wie einen Freund behandelt.“
    Devlin seufzte. „Darin habe ich leider keine Übung, weil ich nie Freunde hatte. Und nachdem du mich damals umgebracht hast eben wegen dieser Seele, bin ich mir nicht sicher, ob ich tatsächlich bereit bin für eine Freundschaft mit dir. Aber ich werde es versuchen.“
    „Ich auch“, stimmte Bronwyn ihm zu. „Obwohl ich auch relativ wenig Übung in Freundschaft habe. Wir schaffen das schon. Gemeinsam.“
    Devlin ging mit Bronwyn ins Schlafzimmer, wo sie einen sehnsüchtigen Blick auf das Bett warf. „Eigentlich brauche ich ein Bad.“
    Er lachte. „Also, für mich bist du sauber genug.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nicht wegen der Reinlichkeit, sondern wegen des Wohlfühlfaktors. Aber ich bin so müde.“
    Er nahm sie in die Arme. „Dann lass uns schlafen. Baden können wir später noch. Komm.“ Er zauberte ihre und seine Kleidung auf einen Stuhl und trug Bronwyn zum Bett. Sanft setzte er sie darauf ab und half ihr, sich hinzulegen, bettete sie in seine Arme und zog die Decke über sie beide. „Schlaf, meine Liebste. Ruh dich aus. Und ich hoffe, die Reise in die Vergangenheit verursacht dir keine Albträume.“
    Sie kuschelte sich an ihn. „Das glaube ich nicht. Schließlich hat sie mir nachdrücklich gezeigt, wie sehr ich dich liebe. Buchstäblich schon seit Ewigkeiten. Deinen Tod zu erleben  …“
    Er erstickte, was sie hatte sagen wollen, mit einem Kuss. Wir leben, meine Liebste. Und wir haben jetzt auch gute Chancen, dass wir das Ritual überleben .

5.
     
    G ressyl ließ seinen Blick über die Calico Hills schweifen, soweit er sie vom Balkon der Residenz aus sehen konnte, und fand ihren Anblick schön. Die Farben der Felsen, die sich in unterschiedlichen Schattierungen von Graurot, Graugelb, Ocker, Grauweiß und Graugrün abwechselten, durchzogen von helleren Gesteinsadern, dazwischen der graubraune Boden, unterbrochen von hellgrünen und dunkelgrünen Flecken, wo Sträucher und Büsche zwischen grauweißen Steinen wuchsen, wirkten wie ein abstraktes Gemälde.
    Schönheit. Seit er seine Seele zurückhatte, war er in der Lage, Schönheit zu sehen, zu empfinden. Sie verursachte ein Gefühl von Freude und Ergriffenheit, berührte ihn in einer Weise, wie er erst einmal zuvor berührt worden war: als er damals Marlandra am Ufer des Baches sitzen sah und sich in sie verliebt hatte. Nur war das Gefühl erheblich heftiger gewesen als das, welches er beim Anblick der Landschaft empfand.
    Er hatte damals seine Seele nicht lange genug besessen, um zu ergründen, was sie ihm alles gab und geben konnte. Oder was sie ihm alles genommen hatte; zum Beispiel einen Teil der Brutalität, die ihn als Dämon ausgemacht hatte. Falls er die Wintersonnenwende überlebte, würde ihm eine interessante Zeit bevorstehen, in der er sich selbst kennenlernen würde als einen Dämon, der eine Seele besaß.
    Zwar gab es auch andere – sehr wenige – Dämonen, die eine Seele hatten; aber die waren mit ihr geboren worden, soweit er wusste. Gressyls Seele war die eines Menschen. Die ihm gegen seinen Willen aufgezwungen worden war. Damals. Dieses Mal hatte er sie freiwillig übernommen. Allerdings war er sich sicher, dass er das nicht getan hätte, wenn sie damals nicht so fest mit ihm verbunden worden wäre, sodass er sich nur mit ihr ganz fühlen konnte. Und das war irgendwie nicht

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