Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
Vom Netzwerk:
ich nicht verstanden. Aber ich fange, glaube ich, an, es zu begreifen.“ Er runzelte die Stirn. „Die Mönche sind Menschen, handeln aber nicht menschlich. Ist das richtig?“
    Sie seufzte. „Im Prinzip schon. Ich glaube, Gressyl, das Wichtigste, was du bedenken solltest bei allem, was du mit Menschen erlebst, ist, dass wir alle Fehler machen. Niemand ist perfekt. Und sehr oft wollen wir das Richtige, das Gute tun oder erreichen und rechtfertigen die unlauteren Mittel, derer wir uns bedienen, damit, dass dieses Gute anders nicht erreicht werden könnte. Oft stimmt das sogar. Zum Beispiel in der aktuellen Situation. Wir werden höchstwahrscheinlich einige Dämonen töten müssen, die genau genommen nichts anderes tun und wollen, als ihren natürlichen Bedürfnissen zu ihrem Recht zu verhelfen. In ihrer eigenen Welt wäre das kein Problem, in dieser ist es eins. Wie du schon sagtest, sie gehören nicht hierher. Da diese Bedürfnisse deshalb in letzter Konsequenz unzähligen Menschen Schaden zufügen und sie sogar das Leben kosten würde n , die Dämonen aber freiwillig nicht davon Abstand nehmen – wie denn auch, da sie nur ihrer Natur folgen –, ist es das kleinere Übel, die Bedrohung zu vernichten.“ Sie seufzte wieder. „Es ist wirklich nicht leicht, das Richtige zu tun. Man kann nur sein Bestes dafür versuchen und muss am Ende lernen, mit den Fehlern, die man gemacht hat, und deren Konsequenzen zu leben. Und das kann manchmal schwerer sein als alles andere.“
    Er überdachte das. Dabei fiel ihm etwas auf. „Du hast ‚wir’ gesagt, als du von den Menschen gesprochen hast. Du betrachtest dich selbst als Mensch. Aber du bist zur Hälfte Dämonin.“
    Sie nickte. „Ich fühle mich als Mensch. Und deshalb wird es mir nicht schwerfallen, meine dämonische Hälfte aufzugeben, wenn es so weit ist. Ehrlich gesagt macht sie mir manchmal Angst.“
    Er betrachtete sie nachdenklich. „Mache ich dir auch Angst?“
    „Ja, manchmal. Vor allem am Anfang unserer Bekanntschaft hatte ich Angst vor dir. Seit ich mir sicher bin, dass du mir niemals etwas antun wirst, habe ich keine mehr. Das nennt man Vertrauen, Gressyl.“
    „Aber du hast keine Garantie dafür, dass dieses Vertrauen gerechtfertigt ist.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Die hat man nie.“
    „Ich habe damals deine Mutter getötet. Das tut mir leid. Ich habe es nicht absichtlich getan. Ich konnte nur mangels – Feingefühl, nennt man das wohl, meine Kräfte nicht kontrollieren. Vielmehr habe ich nicht erkannt, dass menschliche Gehirne durch die Art von Informationsextraktion, die ich angewandt habe, um zu erfahren, ob sie weiß, wohin man dich gebracht hatte, zerstört werden.“ Er sah ihr in die Augen. „Aber als der seelenlose Dämon, der ich damals war, hätte es mich sowieso nicht gestört. Es stört mich aber jetzt. Und ich bedauere meine Tat.“
    Bronwyn war gerührt. Sie legte ihm die Hand auf den Arm. „Letztendlich, Gressyl, war das Reyas Schuld. Erst dadurch, dass sie dir die Seele so brutal entrissen hat, hast du einen Teil deines Verstandes verloren. Und wenn wir es ganz genau nehmen, sind ursächlich daran die Schamanen der Bodéwadmi schuld, die einem Dämon eine Seele und damit Gefühle aufgezwungen haben, für die Dämonen, wie ich glaube, gar nicht geschaffen sind. Obendrein haben sie dich sozusagen magisch vergiftet und gezwungen, dich in mich zu verlieben.“ Sie lächelte traurig. „Aber wenn du nicht ihr Opfer gewesen wärst, hätten sie ein anderes gefunden. Und Reya hätte in jedem Fall einen anderen Dämon geschickt, um mich nach meiner Geburt zu finden. Also, es war wirklich nicht deine Schuld. Vielleicht erinnerst du dich, dass ich dir den Tod meiner Mutter längst verziehen habe.“
    Er nickte. „Verzeihen ist auch ein Konzept, das mir fremd ist.“ Er seufzte. „Ich habe eine Menge zu lernen, wie es scheint.“
    Bronwyn lächelte. „Dann kannst du gleich noch etwas typisch Menschliches lernen. Wenn Freunde sehen, dass ein Freund leidet oder moralische Unterstützung braucht, dann umarmen sie einander. Menschen empfinden das als tröstlich.“
    Ehe Gressyl sich versah, nahm sie ihn in die Arme und klopfte ihm auf den Rücken. Es fühlte sich gut an. Er erwiderte ihre Umarmung; vorsichtig mit nur wenig Druck. Das fühlte sich sogar noch besser an.
    Devlin stand aus dem Nichts neben ihnen und riss Gressyl von Bronwyn weg. Er schleuderte ihn so heftig zurück, dass er gegen die Balkonbrüstung prallte. „Lass deine

Weitere Kostenlose Bücher