Erben der Macht
da?“
„Für Erklärungen ist keine Zeit. Ich weiß nicht, wie lange ich die Zeit durch den Spiegel anhalten kann. Wir müssen sofort handeln, wenn wir sie retten wollen. Vertrau mir, Maru.“
„Ich soll dir vertrauen? Ausgerechnet dir?“ Devlin deutete auf den Spiegel. „Nach allem, was du getan hast?“
Gressyl packte ihn an den Schultern und sah ihm eindringlich in die Augen. „Das war vor dreitausend Jahren. Bevor Marlandra einen Teil von ihr mit mir verbunden hat. Jetzt geht es um ihr Leben. Wenn du mir nicht vertraust, wird sie sterben. Du wirst dann ebenfalls sterben. Und du erinnerst dich an das, was Kashyapa gesagt hat: Wenn das Eine Tor jetzt nicht für immer versiegelt wird, ist die Katastrophe durch den Riss in den Dimensionen nicht mehr aufzuhalten. So, wie ich das sehe, bleibt dir nichts anderes übrig, als mir zu vertrauen.“ Er schüttelte ihn. „Ich bin dein Bruder, Maru. Nicht nur dein Freund. Verbunden durch das gleiche Blut.“
Das von Reya stammte, die ursächlich für den ganzen Scheiß verantwortlich war, und zwar für den von vor 3330 Jahren wie für den aktuellen. Wenn sie nicht von Anfang an … Wenn – hätte – wäre – das führte zu nichts. Es änderte auch nichts. Nur die Gegenwart zählte. Und vor allem Bronwyn-Marlandra. Devlin gab nach. Widerstrebend, wutschnaubend und ganz und gar gegen seine Überzeugung. Leider hatte Gressyl recht: Er hatte keine andere Wahl, wenn er das Leben der Frau retten wollte, die er über alles liebte.
„Was kann ich tun?“
Gressyl schüttelte den Kopf. „Nichts.“ Er deutete auf den Wächterdämon, der schweigend und reglos neben dem Spiegel stand. „Nur er kann in die damalige Zeit springen.“ Er nickte Warren zu.
Der Wächterdämon hob die Hand, machte eine Bewegung und setzte seine Magie ein. Ein Torbogen von der Größe einer Tür öffnete sich, durch das Devlin den Wald am Ufer des Michigansees vor dreitausend Jahren sehen konnte.
„Fünf Sekunden“, sagte Warren. Dann trat er durch das Tor.
Devlin fühlte, wie Gressyl fünf Sekunden abzählte, ehe er seine Magie aus dem Spiegel zurückzog und die Zeit weiterlaufen ließ. Devlin wandte den Blick ab, um nicht zu sehen, wie der Gressyl von damals Marlandras Körper vernichtete. Er presste Bronwyn an sich, drückte sein Gesicht gegen ihres, küsste sie und wünschte das Leben in sie zurück. Er bemerkte nur am Rande, dass Gressyl zu Boden sackte und offensichtlich erschöpft war und dass das Bild im magischen Spiegel erlosch.
Warren kehrte zurück. Das Portal, das er benutzt hatte, schloss sich hinter ihm. Er hatte seine Klauenhand um etwas geschlossen. Der Wächterdämon kniete neben Bronwyn nieder, legte die Faust auf ihre Stirn und öffnete die Finger.
„Jetzt, Devlin“, sagte er.
Devlin gab Bronwyns Herzen einen magischen Energiestoß, als ihre Seele als eine kleine Kugel aus leuchtendem Licht aus Warrens Hand durch ihre Stirn in ihren Körper drang. Bronwyns Herz polterte spürbar los. Sie tat einen heftigen Atemzug, fuhr hoch und ihre Hand zuckte zu ihrer Brust über dem Herzen.
„Oh Marla! Bronwyn! Meine Liebste!“ Devlin drückte sie an sich und bedeckte ihr Gesicht und ihren Mund mit Küssen. Tränen traten in seine Augen, derer er sich in diesem Moment nicht im Mindesten schämte. Bronwyn lebte. Alles andere war unwichtig.
Sie klammerte sich an ihm fest, als wollte sie in ihn hineinkriechen. Auch sie weinte. Eine lange Zeit taten sie nichts weiter als einander zu halten und einander durch ein vollkommen geöffnetes Bewusstsein die Seelen zu wärmen, in dem Gefühl zu schwelgen, wieder ganz und beieinander zu sein.
„Es war so entsetzlich, dich sterben zu sehen“, brach es schließlich aus ihnen beiden gleichzeitig heraus. Sie drückte einander erneut innig an sich.
„Wir leben noch“, sagte Devlin schließlich. Er half ihr auf die Beine. „Gehen wir nach oben. Ich denke, wir brauchen erst mal eine Weile für uns.“
„Moment noch.“ Bronwyn ging zu einer Wand neben einem der Tische, auf dem ein paar von Mokaryons magischen Artefakten lagen. Sie legte die Hand gegen die Mauer und versuchte, sie magisch verschwinden zu lassen; zumindest einen Teil davon. Doch sie war so erschöpft, dass sie das nicht schaffte.
Nalin erledigte das für sie. Hinter dem Mauerstück kam ein kleiner Hohlraum zum Vorschein, in dem in einem Kristallflakon ein heller Energieball leuchtete. Bronwyn nahm ihn heraus und reichte ihn Gressyl.
„Das gehört dir, mein
Weitere Kostenlose Bücher