Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
Vom Netzwerk:
als ein gesondertes Volk rechnen. Es gibt Vanonn-Dämonen, die von Natur aus wie Menschen aussehen oder ihnen ähnlich genug sind, und innerhalb dieser Spezies wieder etliche Unterarten. Wie Mokaryons und Reyas Art oder die der Sukkubi und Inkubi. Die Vanonn sind zahlenmäßig allerdings in der Minderheit. Andere ähneln Schlangen“, er verneigte sich lächelnd, „Quallen, Echsen, Wölfen, Katzen, Pflanzen, Felsen und unzähligen anderen Formen, für die die Menschen nicht einmal eine Bezeichnung haben. Ebenso unterschiedlich sind auch ihre Charaktere. Manche Dämonen sind nicht besser oder schlechter als jeder Durchschnittsmensch. Es gibt sogar Wissenschaftler, Ärzte und Gelehrte in der Unterwelt.“
    „Was?“ Bronwyn konnte es kaum glauben. Glaubte es aber, da Nalin keinen Grund hatte, sie zu belügen. Doch was er sagte, klang völlig anders als alles, was sie bisher von Dämonen erfahren und erlebt hatte, dass ihr diese Vorstellung schwerfiel.
    „Gut und Böse, Marlandra-Bronwyn, sind willkürliche Definitionen, die in jedem Volk unterschiedlich festgelegt sind. Zum Beispiel Verrat ist für Dämonen eine Tugend, Mitgefühl eine abartige Krankheit. In dieser Welt ist es umgekehrt. Das gilt auch für sehr viele andere Dinge. Und es ist eine Frage der bewussten Entscheidung, ob wir uns zu dem einen oder anderen bekennen, ganz nach den Standards unserer Prägung.“
    Sie sah ihn fragend an. „Was willst du mir damit sagen?“
    Er beugte sich vor. „Ich will dir das wahre Wesen deines Vaters offenbaren. Im Gegensatz zu Reya und ihren Untertanen war er nicht davon überzeugt, dass es ihnen jemals gelingen würde, wieder in die Unterwelt zurückzukehren. Als er und Reya damals feststellten, welche Bedingungen erfüllt werden müssen, um das Eine Tor wieder zu öffnen, rechnete er sich aus, dass es höchst unwahrscheinlich wäre, dass das jemals gelingt. Zu groß waren die Unabwägbarkeiten, zu viele Dinge, die damit in Zusammenhang stehen, können vom Zufall beeinflusst oder verhindert werden, wie es seit damals immer wieder geschehen ist. Deshalb hat er als der kluge Stratege, der er ebenfalls war, Vorkehrungen getroffen, um in dieser Welt leben zu können.“ Nalin zuckte mit den Schultern. „Die einzige andere praktikable Möglichkeit einer Rückkehr wäre gewesen, mit einem Dämon, der ungehindert die Dimensionsschranken passieren kann, eine Allianz zu schließen, deren Bedingungen Mokaryons Rücktransport in die Unterwelt beinhalten. Allianz bedeutet aber, dass beide Seiten einen Vorteil davon haben. Und Mokaryon besaß nichts, das er einem Dämon als profitable Gegenleistung für diesen Dienst hätte geben können oder wollen. Also war er gezwungen, zu bleiben, und musste sich sein Leben hier einrichten.“
    „Indem er“, sie runzelte die Stirn, „was genau getan hat?“
    „Er hat versucht, sich dem Leben unter Menschen anzupassen und das auch seinen Untertanen befohlen. Durch meine Berichte über das Wesen der Menschen hat er begriffen, dass Grausamkeiten, Gewalt und Krieg grundsätzlich bei den Menschen verpönt sind. Deshalb hat er in den Zeiten, in denen er sich nicht durch ihre Kriege ernähren konnte, seine eigenen Gladiatorenkämpfe in der Residenz veranstaltet. Dass er dazu Menschen hat kämpfen lassen, war eine zwingende Notwendigkeit, da Dämonen nicht oder nur in geringem Maße die Emotionen produzieren, die er als Nahrung brauchte. Sie können sie imitieren, aber diese Imitationen machen einen Sarish-Vanonn-Dämon nicht satt. Das ist ungefähr so, als würdest du dich ausschließlich von Salatblättern ernähren. So viele kannst du gar nicht essen, dass du davon satt würdest und auf die Dauer überleben könntest.“
    Das warf ein völlig neues Licht auf ihren Vater. Dennoch: „Er hätte fasten können. Meines Wissens hätte ihn das kaum umgebracht.“
    Nalin lächelte nachsichtig. „Ist das der Wunsch eines guten Menschen, ein Lebewesen hungern zu lassen und dadurch zu quälen?“ Er winkte ab, bevor sie darauf antworten konnte. „An diese Alternative hat er durchaus gedacht. Besonders in den letzten Jahrzehnten seines Lebens, in denen die Menschen immer schneller immer zahlreicher wurden und es ihm erschwerten, seine Aktivitäten zu verbergen. Das Problem ist nur, dass ein hungriger Sarish-Vanonn ab einem gewissen Punkt sein Verlangen nach Nahrung nicht mehr beherrschen kann. Das hat nichts mit mangelndem Willen zu tun, sondern mit Überlebensinstinkt. Wenn er sich nicht ausreichend

Weitere Kostenlose Bücher