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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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dachten. Vermutlich, weil er mit Sterblichen nur verkehrte, wenn er durstig war.
    Er sollte sich mehr mit ihnen abgeben oder es ganz bleiben lassen.
    »Tynan?« Lilys leise, sanfte Stimme war wie Balsam für seine Seele und vertrieb seine trüben Gedanken. Diese Stimme konnte einen einlullen und verletzlich machen. Ty wusste, dass er sich dem widersetzen und auf der Hut bleiben musste. Er versuchte, sich gegen den verführerischen Duft ihrer Seife und ihres Shampoos abzuschotten, der ihre eigenen, natürlichen Gerüche überlagerte. Aber er konnte nicht verhindern, dass ihm das Wasser im Mund zusammenlief und sich seine Fänge als Reaktion darauf verlängerten.
    Hunger. Sie macht mir Hunger auf so vieles …
    »Nenn mich Ty.«
    Er wusste nicht, warum er das gesagt hatte oder weshalb er solche Vertraulichkeiten mit einer Frau zuließ, die eine hochwertige Beute war, nicht mehr und nicht weniger. Aber die Worte sprudelten aus ihm heraus, bevor er sie zurückhalten konnte.
    »Ty?«, fragte sie überrascht.
    »So nennen mich alle«, erwiderte er und zwang sich, aufrecht sitzen zu bleiben, obwohl er sich vor Scham am liebsten zusammengekrümmt hätte. »Das ist, na ja, nicht so umständlich. Und erinnert mich nicht so an meine Mutter, wenn sie kurz davor war, mir eine Ohrfeige zu geben.«
    Lily schien sich das ziemlich lange durch den Kopf gehen zu lassen, und Ty verfluchte sich dafür, Schwäche gezeigt zu haben. Was wusste er denn noch davon, wie man mit Menschen umging, noch dazu mit Frauen, wenn sie ihm nicht gerade als Nahrung dienen sollten? Jetzt würde sie sich über ihn lustig machen oder einfach ignorieren, was er gesagt hatte. Ja … das wäre vielleicht das Beste.
    Aber als sie schließlich sprach, war ihre Stimme sehr viel wärmer, und Ty spürte, wie sich etwas kaum Wahrnehmbares, aber unglaublich Wichtiges zwischen ihnen veränderte. Das war ein Fehler, dennoch erregte es ihn in einem dunklen Winkel seines Ichs.
    »Na gut, dann also Ty. Gab es jemals einen ganz normalen Menschen, der mit einem Vampirmal geboren wurde?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Können Vampire Kinder bekommen?«
    Er versuchte, sich blutsaugende Babys vorzustellen. »Glücklicherweise nicht.«
    »Oh«, sagte sie leise, und wieder empfand Ty wider besseres Wissen Mitleid mit ihr. Als Vampir machte er zwar nicht viel her, aber immerhin wusste er, wer er war und wo er stand. Bei Lily war das offensichtlich nicht der Fall. Und allmählich hatte er den Eindruck, dass sie das nie gewusst hatte.
    »Ich wünsche nur, ich wüsste, was dieses Ding bedeutet«, sagte sie und berührte ihr Schlüsselbein und das komplizierte Zeichen, das unter ihrem T-Shirt verborgen war.
    »Nun«, sagte er, während sie weiter in die Nacht hineinbrausten, »das werden wir herauszufinden versuchen.«

7
    Stunden später, als sich die Sonne bereits dem Horizont näherte und der Himmel allmählich die Farbe von grauem Spülwasser annahm, saß Lily in einem schwach erhellten Zimmer in einem einfachen Motel in West-Ohio. Sie hatte sich auf der Kante des einzigen Betts – eines Doppelbetts – niedergelassen, denn sie war zwar todmüde, aber nicht entspannt genug, um zu schlafen. Dabei hätte sie Schlaf dringend nötig gehabt, um wieder zu Kräften zu kommen.
    Stattdessen hockte sie da und beobachtete Tynan. Nein, Ty , verbesserte sie sich. Sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie seine geschmeidigen, katzenartigen Bewegungen in Bann schlugen und wie fasziniert sie sowohl von seiner übernatürlichen Schönheit als auch von der Widersprüchlichkeit seines Wesens war. Lily hatte keine Zweifel, dass Ty genauso ein Mörder war wie Damien und diese Shades, die hinter ihr her waren. Vermutlich war er alles Mögliche, und das meiste, was er tat, war vermutlich unbeschreiblich schrecklich. Dennoch konnte sie die Augen nicht von ihm abwenden.
    Immerhin war er nett zu ihr gewesen, obwohl er das nicht hätte sein müssen. Er hatte mit ihr geredet und ihr einen Einblick in die Vampirgesellschaft gegeben, deren Aufbau ihr äußerst seltsam vorkam. Und hinter seiner coolen Fassade war er auch humorvoll, verletzlich, ja, sogar einfühlsam, und sie hätte gern mehr über ihn erfahren.
    Zwischen ihnen beiden hatte es gefunkt. Lily wusste, dass sie das abblocken sollte, bevor es intensiver wurde. Er war ein steinalter Mörder, der sie aus ihrem Zuhause entführt hatte! Und sie … sie war einfach nur Lily. Ein bisschen seltsam, ein bisschen unglücklich, und ja, mit

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