Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
Vom Netzwerk:
und schon schwang der Spiegel nach außen wie eine Tür. Niemand nahm Notiz von ihnen.
    Ty bedeutete Lily, als Erste durch die Tür zu treten, was sie auch tat. Sie hörte, wie er ihr folgte und hinter sich die Tür zuzog. Hustend sah Lily sich in dem luxuriös ausgestatteten Büro um, das jetzt voller Rauch war. In dem Büro befanden sich zwei Leute: Anura und ein Mann, den sie vorher im Club noch nicht gesehen hatte. Vielleicht war er ihr nur nicht aufgefallen, aber so recht konnte sie sich das nicht vorstellen. Mit seinem kinnlangen, hinter die Ohren zurückgekämmten Haar und dem verschlossenen Gesichtsausdruck, der ihr bereits so vertraut war, hätte er durchaus Tys jüngerer Bruder sein können. Pechschwarze Kajalstriche betonten seine hellblauen Augen, aus denen er die beiden Neuankömmlinge argwöhnisch betrachtete. Über einen seiner Unterarme erstreckte sich das Abstammungsmerkmal einer schwarzen Katze.
    Tys Reaktion kam für Lily völlig überraschend, aber den beiden anderen ging es offensichtlich kaum anders.
    »Jaden!«, schrie er, und über sein sonst so ernstes Gesicht huschte etwas, das man sonst nur selten bei ihm sah: ein Lächeln. Er stürzte auf den jungen Mann zu und nahm ihn in die Arme. »Ich hatte schon gefürchtet, du wärst tot, Bruder. Du hättest versuchen sollen, mich zu finden.«
    Jaden versteifte sich einen Moment lang, dann schien er sich in diesen spontanen Zuneigungsbeweis dreinzufinden. Er klopfte Ty ein paarmal auf den Rücken, und schließlich ließ dieser ihn los. Jaden erwiderte Tys Lächeln nicht, aber Ty war viel zu abgelenkt, als dass ihm das aufgefallen wäre. Verwirrt und wütend richtete er den Blick auf Anura.
    »Du schuldest mir eine Erklärung. Du hast mich angelogen, sogar dann noch, als du wusstest, dass ich nicht wegen ihm hier bin.«
    »Ich konnte mir nicht sicher sein«, erwiderte Anura und spreizte entschuldigend die Finger. »Alles ist in der Schwebe, und du bist in einem Loyalitätskonflikt. Wir konnten uns nicht sicher sein, auf welche Seite du dich schlagen würdest. Ich habe dir ja bereits gesagt: Du weißt nicht alles, was passiert ist.«
    »Wir?«
    Als Ty den Blick wieder auf Jaden richtete, lag so viel Schmerz darin, dass Lily ihn ebenfalls spürte – wie ein Messer im Bauch. Sie fragte sich nicht, wieso sie so sehr mit ihm mitfühlte; dazu war auch gar keine Zeit. Sie wusste nur, dass sie niemals diejenige sein wollte, die ihm solche Qualen bereitete.
    »Wir sind vom selben Stamm, Jaden. Alles, was ich getan habe, habe ich für unseren Stamm getan. Ich habe dich beschützt, als dazu kein anderer bereit war. Wir sind Brüder . Wieso habe ich dein Vertrauen nicht verdient?«
    »Du warst doch derjenige, der mir immer gesagt hat, ich soll mich auf niemanden verlassen außer auf mich selbst«, widersprach Jaden, aber Lily merkte, dass ihm Tys Worte nahegingen. Auf seinen blassen Wangen hatten sich rosa Flecken gebildet, als würde er sich schämen. Er wandte den Blick ab, und seine Stimme wurde so leise, dass Lily ihn kaum noch verstehen konnte.
    »Glaub mir, Bruder, es war sicherer für dich, mich nicht zu treffen. Du riskierst schon genug. Das hast du immer. Ich hatte Angst, du würdest noch größere Risiken eingehen, sobald du wüsstest, was los ist. Es wäre besser gewesen, du wärest nicht hierhergekommen.«
    Anura seufzte. »Dem kann ich nur zustimmen, schließlich brennt mein Club. Aber was geschehen ist, ist geschehen.«
    »Dann … ist das also dein Bruder?«, fragte Lily. Es freute sie, dass er Familie hatte, die ihm in sein Leben als Vampir gefolgt war. Sie hoffte, ihn ein wenig von dem ablenken zu können, was ihn so kummervoll dreinblicken ließ. Ihr Versuch war nicht sonderlich gelungen, aber immerhin antwortete Ty ihr.
    »Jaden ist mein Blutsbruder«, erwiderte er und wandte den anklagenden Blick von den beiden ab. »Er ist ein Cait Sith, genau wie ich. Er und ich haben im Laufe der Jahre zusammen eine ganze Menge für die Ptolemy erledigt.« In diesem Satz schien unendlich viel an Bedeutung mitzuschwingen.
    »Das ist vorbei«, sagte Jaden leise. Seine Stimme klang rau.
    »Ja, allerdings«, entgegnete Ty brüsk. »Was zum Teufel tust du hier, Jaden? Du weißt doch, was sie mit dir machen werden, wenn sie dich finden. Was ist passiert?«
    »Das muss warten«, sagte Anura kurz angebunden. »Ihr drei müsst hier weg, und zwar sofort. Das gesamte Lager steht bereits in Flammen, und der Club hat nie den Brandschutzvorschriften entsprochen, weil er

Weitere Kostenlose Bücher