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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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kurz, bevor sie über die Schwelle trat.
    Es war ein Schritt in den Wahnsinn … allerdings in einen Wahnsinn, den sie gut kannte, weil sie ihn schon oft gesehen hatte.
    Sie stand in einem wunderschönen Tempel, und über ihr ragten weiße Marmorsäulen auf. Um sie herum hallten die Schreie der Sterbenden, deren Blut den Boden rot färbte. Lily stolperte durch die Kämpfenden hindurch. In Rot und Gold gekleidete Männer und Frauen bahnten sich mit entblößten Fängen einen Weg durch die Menge. Ihre silbernen Klingen blitzten, während sie wieder und wieder herabfuhren wie die Sense des Todes.
    Vampire. Aber nicht nur die Angreifer. Auch die Unschuldigen hatten Fänge, die bei jedem Schlachtruf sichtbar wurden, bei jedem Todesschrei. Sie kämpften tapfer, obwohl sie offensichtlich völlig überrumpelt worden waren. Dies hatte ein Festtag sein sollen. Lily wusste es, wie Träume dem Träumer immer wirklich zu sein scheinen. Stattdessen hatte sich der Festtag in ein Massaker verwandelt.
    Ganz vorne im Tempel stand eine Frau, die Teil und auch wieder nicht Teil der Szene war. Sie war das schönste Geschöpf, das Lily je gesehen hatte. Ihr wildes rotes Haar wallte über den Ausschnitt ihres eine Schulter freilassenden Gewands herab, das aus jadegrüner Seide war. Ihre Haut war wie Alabaster, ihre Lippen rot wie Blut. Um ihren Oberarm wand sich eine Schlange, und um ihren Hals hing eine Kette mit einem Anhänger in der Form eines Sterns.
    Mit traurigen, uralten Augen, die so grün waren wie ihr Kleid, betrachtete sie das schreckliche Geschehen. Dann richtete sie den Blick auf Lily.
    »So starben unsere Leute«, sagte sie. Ihre Stimme hallte durch den Tempel und übertönte die Schreie. Langsam ging Lily durch den langen Mittelgang auf sie zu. »So starb die erste Dynastie, die Linie der Mutter.«
    Lily sah, dass die Frau ein Baby im Arm hielt, eingewickelt in kostbaren Stoff, dessen Weinen sich über das Getöse hinweg erhob.
    »Du bist alles, was noch von mir übrig ist, Tochter. In dir wird unsere Linie wiederauferstehen oder sie wird für immer untergehen. Lass nicht zu, dass sie sich an deinem Blut vergreifen. Sie werden es versuchen. Aber lieber sterben wir endgültig aus, als dass wir uns von denen verderben lassen, die unsere Macht begehrten. Unsere Schwestern werden so gut wie möglich weitermachen, auch wenn die meisten ihr Versprechen vergessen haben.«
    Die Frau drehte sich um und überreichte das Baby einer Frau in einem langen Mantel, die es sogleich darunter verbarg. Ihr Gesicht war von einem Schleier bedeckt, der ihre Gesichtszüge nicht einmal erahnen ließ. Die Frau und die Göttin legten sich gegenseitig die Hand um den Unterarm, dann eilte die Frau mit dem Kind davon. Mit ihrem wehenden Mantel sah sie ein wenig wie ein Gespenst aus. Das passt , dachte Lily, die sich jetzt rascher auf die rothaarige Frau zubewegte. Dies hier war ein verhexter Ort. Panik schnürte ihr die Kehle zu, weil sie wusste, das schreckliche und doch so vertraute Ende des Traums nahte. Sie fing an zu laufen, wobei sie spürte, wie das Böse um sie herum ihr immer näher rückte. Etwas Grauenhaftes würde geschehen. Sie wollte es nicht sehen.
    Aber sie wusste, dass es ihr nicht erspart bleiben würde.
    Um sie herum vibrierte die Luft vor Energie. Erst jetzt bemerkte Lily, dass die Männer und Frauen, die um ihr Leben kämpften, dies nicht nur mit ihren Händen und Klingen taten, sondern auch mit etwas, das aus ihnen herausströmte. Sie wandte den Blick nach links, wo eine blutige, aber triumphierende Vampirin gerade mittels eines Blitzes, der aus ihrer Hand schoss, einen rot gekleideten Eindringling davonschleuderte. Als Lily den Blick weiterschweifen ließ, zeigte sich ihr überall das gleiche Bild: Nachdem der erste Schock über den Überfall überwunden war, hatten sich die Tempelvampire gefangen.
    Aber für jeden Angreifer, der zurückgeschlagen wurde, tauchten zwei neue auf, und das so blitzschnell, dass es nur wie ein Flirren in der Luft war.
    Wenn sie doch bloß darauf vorbereitet gewesen wären , dachte Lily. Wenn der Angriff nicht so überraschend gekommen wäre, hätten sie die Feinde besiegt.
    Die Göttin sammelte ihre Kräfte, Lily konnte es spüren. In der Nacht, in der sie Tipton verlassen hatte, hatten sich diese Kräfte auch in ihr gesammelt. Lily rannte auf die Frau zu, in der Hoffnung, diese würde siegreich bleiben, dabei wusste sie, dass das Schlimmste noch bevorstand. Und dann sah Lily sie, schlank und dunkel,

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