Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)
zum nächsten Punkt: zu der Tatsache, dass ich über dieses Mal mit dir verbunden bin.«
»Dafür kannst du nichts«, warf Jaden ein. Er hatte lange darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass er kein Interesse daran hatte, ihr deswegen Druck zu machen. Was nicht hieß, dass er nicht auch weiterhin versuchen würde, sie für sich zu gewinnen, aber soweit es ihn betraf, war diese Verbundensein-Geschichte kein Thema, solange sie das nicht wollte.
Lyra warf ihm einen bösen Blick zu. »Du machst mir meine sorgfältig vorbereitete Ansprache kaputt! Jaden! Halt jetzt bitte mal ein paar Minuten lang die Klappe.«
Er war so froh, die alte Gereiztheit in ihrer Stimme zu hören, dass er sofort schwieg.
Lyra holte tief Luft, dann fuhr sie fort: »Ich möchte das Mal in Ehren halten. Und … ich weiß, wie man es besiegelt. Falls du das willst.«
Überrascht starrte er sie an. »Du … wie …?«
Sie senkte den Blick. »Am Tag, nachdem das zwischen uns passiert war, habe ich in unseren Geschichtsbüchern nachgeforscht. Und da bin ich auf was gestoßen.« Sie schwieg einen Moment, dann begann sie, das Gedicht aufzusagen.
»Wenn der Werwölfin Biss den Vampir ereilt,
an ihrem Arm das Mal sich zeigt.
Der Kuss des Vampirs besiegelt den Akt,
festigt das Band, setzt die Zeit außer Kraft.
Tag und Nacht gehören nun ihnen,
auf dass sie einander in Ewigkeit lieben.«
Sie hob den Blick, und was er in ihren Augen las, machte ihn sprachlos.
»Ich möchte mit dir zusammen sein«, sagte sie. »Wenn ich das Gedicht richtig verstehe, ist das möglich. Ich werde nicht älter werden, vermute ich mal, und du … ich bin mir nicht sicher, was mit dir passieren wird, außer dass du mich dann am Hals hast.« Sie lachte kurz auf. »Das einzige derartige Paar, von dem ich weiß, lebte leider nicht lange genug, um die Vor- und Nachteile schriftlich festhalten zu können. Das Ganze wäre also ein Experiment. Ich weiß nicht, was ich zu geben habe … aber was auch immer es ist, es gehört dir. Wenn du es willst.«
Er konnte kaum reden, kaum atmen. Sie stand da und wartete, aber er hatte Angst, dass, sobald er nach dem greifen würde, was er sich so verzweifelt wünschte, es sich in Luft auflösen würde. Genau wie alles andere, das er jemals wirklich gewollt hatte. Doch auch als er ganz nah an sie herantrat, war sie noch immer da.
»Bist du dir ganz sicher?«, fragte er mit rauer Stimme. »Das kommt so plötzlich, Lyra. Ich will nicht, dass du das tust, weil du dich verpflichtet fühlst oder weil du Angst hast. Ich möchte, dass du dir ganz sicher bist. Ich habe Zeit.«
Sie nahm seine kalten Hände in ihre warmen, und das fühlte sich an, als würde ihn die Sonne küssen. Forschend betrachtete er ihr Gesicht, ob da nicht doch eine Spur von Unentschlossenheit zu sehen war, aber da war nichts. Nur Entgegenkommen, doch auch wenn das von Liebe weit entfernt war, lag darin das Versprechen, dass es sich dazu mit der Zeit entwickeln könnte.
»Mir ist vorhin klar geworden, dass ich selbst dann nicht glücklich geworden wäre, wenn alles so gekommen wäre, wie ich mir das ausgemalt hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich dich hätte gehen lassen sollen, Jaden. Ich wäre dir nachgereist oder ich hätte versucht, dich zum Bleiben zu überreden, hätte versucht, Alphatier und deine Frau zu werden. Was geschehen ist, wäre so oder so geschehen, weil ich dich mehr als alles andere brauche. Ich hätte das lieber auf weniger drastische Art herausgefunden, aber … nun ja, so war es nun mal nicht. Ich bin manchmal ein bisschen sturköpfig. Vielleicht ist dir das schon mal aufgefallen.«
Er konnte kaum noch denken, geschweige denn sprechen, jetzt, wo er endlich die Worte hörte, die zu hören er schon gar nicht mehr erwartet hatte. Von niemandem, und erst recht nicht von Lyra. Er konnte noch nicht recht glauben, dass er zum ersten Mal genau das bekam, was er wollte – genau die Frau, die er wollte. Brauchte.
Liebte.
Seine Stimme klang so rau, dass sie ihm selbst fremd vorkam.
»Aber wenn dein Vater dich holen kommt? Wenn das Rudel seine Meinung ändert?«
»Das wird nicht passieren.« Lyras Gesicht verhärtete sich. »Aber selbst wenn, würde das an meiner Entscheidung nichts ändern. Ich habe meine Bedürfnisse schon viel zu lange unterdrückt, weil ich geglaubt habe, ich könnte etwas verändern. Und sie haben mich wegen etwas ausgestoßen, das nun wirklich nur mich was angeht. Ab jetzt lebe ich mein eigenes Leben, egal,
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