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Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Titel: Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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dich so dagegen auflehnen?« Er schloss die Augen und sammelte sich, etwas, das er oft tat, wenn er mit seiner Tochter über dieses Thema sprach. Sie wusste, er zählte bis zehn, um nicht zu explodieren. Auch diesmal klang er sehr viel ruhiger, als er die Augen wieder öffnete, dennoch war ihm anzuhören, wie aufgewühlt er war.
    »Du hast noch nie eine Prüfung miterlebt, mein Schatz. Du glaubst, du könntest dich darauf vorbereiten, aber auf das, was dort geschieht, ist niemand wirklich vorbereitet. Dort zählen nur Klugheit und brutale Kraft. Ersteres hast du mehr als genug, aber Letzteres …«
    Er schwieg einen Moment, dann fuhr er fort: »Ich habe schon deine Mutter verloren. Ich will nicht auch noch dich verlieren.«
    Das tat weh. Und es machte sie wütend, denn er wusste genau, dass er sie damit traf. Andererseits drückte es natürlich aus, was er empfand. Lyra versuchte, ihm das zugutezuhalten, und tatsächlich gelang es ihr, sich ein wenig zu beruhigen. Nachgeben konnte sie dennoch nicht.
    »Okay, ich bin eine Frau, und die Tradition spricht dagegen, aber Alphatier zu werden ist mein Geburtsrecht«, sagte sie leise. »Es liegt mir im Blut. Und wenn ich aufgebe, bekommen die Thorn Eric. Das weißt du doch, Dad.«
    Dorien schnaubte. Dann sah er sie mit so trostlosem Blick an, dass sie gleich wieder Schuldgefühle bekam, obwohl sie sich verzweifelt dagegen wehrte. »Du hast mir überhaupt nicht zugehört, nicht wahr? Ich sage es dir noch einmal: Du kannst nicht gewinnen. Regeln sind dazu da, befolgt zu werden, und wenn Eric die Prüfung gewinnt, dann nehme ich ihn. Er ist ein Black, und er hat die nötige Kraft, sich durchzusetzen. Ich weiß, er ist ein bisschen … mürrisch. Manchmal kann ich kaum glauben, dass er der Sohn meines Bruders ist. Gerik wäre vermutlich traurig, wenn er wüsste, wie er in Maras Familie aufgewachsen ist. Aber ich kann mit ihm arbeiten, ihn formen –«
    »Er ist zu nichts zu gebrauchen, und daran wirst auch du nichts ändern.« Lyra konnte sich nicht mehr beherrschen. »Er ist so besessen von Regeln, dass er überhaupt nicht sieht, wo ein bisschen Veränderung ganz guttäte. Alles soll beim Alten bleiben, und jeder, der sich dem System widersetzt, wird hart bestraft. Außerdem hat er nicht alle Tassen im Schrank.«
    Dorien sah sie tadelnd an. »Das weißt du nicht. Ich habe die Gerüchte auch gehört, Lyra, aber es gab nie einen Beweis.«
    »Bis man dir endlich den Beweis liefert, dass er in seiner Freizeit gern menschliche Frauen jagt, werden die Menschen schon vor unseren Türen stehen. Und was das Thema Verschwinden angeht: Er hat sich in letzter Zeit auch ganz schön rar gemacht. Soll das also deine Lösung sein, dass du ihn dem Rudel auf dem Silbertablett präsentierst? Mir ist mein Rudel wenigstens wichtig, obwohl ich wegen dieser blödsinnigen Tradition immer zurückstecken musste.«
    »Ich habe die Thorn nicht erschaffen, Lyra, ich halte sie nur am Leben. Du weißt seit Jahren, wie es läuft. Entweder schafft Eric es aus eigener Kraft, die Prüfung für sich zu entscheiden, oder eben nicht. Und was dich angeht: Zurückstecken ist besser als sterben.«
    Er stand auf und ging zur Tür, doch Lyras nächste Frage ließ ihn innehalten. Natürlich hatte er gehofft, dass ihre Anmeldung zur Prüfung nur Bluff war, eine Möglichkeit, ihrem Ärger über die Rudeltradition und die gnadenlose Diskriminierung der weiblichen Mitglieder Ausdruck zu verleihen. Daher beschloss sie, ihn wissen zu lassen, dass es ihr ernst war.
    Bitter ernst.
    »Hast du vor, mich von der Prüfung auszuschließen?«, fragte sie. Eine einfache Frage, aber voller Sprengkraft. Angespannt wartete Lyra auf seine Antwort, von der eine Menge abhing. Falls er bejahte, würde ihr vielleicht keine andere Möglichkeit bleiben, als das Rudel zu verlassen. Allein bei dem Gedanken daran drohte ihr das Herz stehen zu bleiben. Dennoch – wenn sie ihr Schicksal hier nicht frei bestimmen konnte, dann wollte sie den Rest des Lebens nicht im goldenen Käfig verbringen, dafür war es einfach zu kurz.
    Doriens Schultern sackten nach unten. Auf einmal sah man ihm jedes seiner fünfundvierzig Jahre deutlich an.
    »Nein«, erwiderte er, ohne sich umzudrehen. »Ich werde dich nicht aufhalten, Lyra. Aber eins muss dir klar sein: Ich werde dich nicht retten können. Egal was passiert. Bei der Prüfung muss ich in erster Linie Alphatier sein, nicht Vater. Ich muss mich an die Vorschriften halten. Mit manchen Traditionen kann man

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