Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)
und ich bearbeiten sie schon länger, und allmählich freundet sie sich mit dem Gedanken an.«
»Wegen der Ptolemy?«, fragte Jaden, der spürte, wie seine Anspannung wuchs.
»Zum einen das, zum anderen hat Damien sie wissen lassen, dass eine Reihe Blaublute beim Haus der Schatten Informationen über ihre Schwachstellen eingeholt hat. Und zum jetzigen Zeitpunkt hat sie davon mehr als genug.«
Jaden seufzte. Genau das hatte er befürchtet. Lily lernte schnell dazu, mit Tys und seiner Hilfe und der Unterstützung der Dracul. Aber die anderen Dynastien würden nach einem Ansatzpunkt suchen, die Rechtmäßigkeit dessen, was sie taten, infrage zu stellen. Blaublute machten in ihrer exklusiven kleinen Welt nicht gern Platz für andere.
»Wofür brauchst du mich?«, fragte Jaden. Hatte er wirklich geglaubt, er hätte jetzt seine Freiheit? Er hatte nur die eine Verantwortung gegen eine andere eingetauscht. Immerhin würde man ihn bei den Lilim nicht so schnell umbringen, wenn er Mist baute.
»Lily möchte, dass du mithilfst, die Wachen auszusuchen«, erwiderte Ty. »Wir beide sollen das machen. Mir wäre nicht wohl bei der Sache, wenn ich die Entscheidungen allein treffen müsste, und du kennst dich mit so was genauso gut aus wie ich. Vlad dagegen hat Erfahrung mit zuverlässigen Höflingen und kann ihr bei deren Auswahl helfen. Und … renn jetzt bitte nicht schreiend davon, aber ich glaube, sie hält dich für den idealen Chef der Wachen.«
Jaden zuckte zusammen. Er fühlte sich geschmeichelt, gleichzeitig erschreckte ihn der Gedanke. »Chef? Ist sie verrückt?«
»Wenn sie das ist, bin ich es auch. Ich habe ihr sofort zugestimmt, als sie das Thema anschnitt, zumal ich mir das selbst schon überlegt hatte. Du bist ein überdurchschnittlich guter Jäger und Kämpfer, und du verstehst dich drauf, andere zu unterrichten.«
»Könnte ich nicht ein fauler Höfling werden und einfach nur hier rumhocken?«
Ty warf ihm einen wissenden Blick zu. »Genau das tust du doch schon die ganze Zeit, und es geht dir alles andere als gut damit. Du brauchst eine Aufgabe, eine wie diese.«
»Ich … ich weiß nicht«, stammelte Jaden, den Tys deutliche Worte kalt erwischt hatten. Alles, was Ty gesagt hatte, stimmte, aber Jaden war sich nicht sicher, ob er jemals wieder so eng an eine Dynastie gebunden sein wollte. Selbst an eine, die er respektierte. Hinzu kam, dass ihn der Gedanke entmutigte, zu einem Zeitpunkt für Lilys Schutz verantwortlich zu sein, an dem gerade alle ihre langen Messer wetzten. Dennoch – direkt ablehnen konnte er das Angebot auch nicht.
Ty schien seine Unentschlossenheit zu verstehen.
»Du musst dich nicht sofort entscheiden. Ich habe dir schon mal davon erzählt, damit du es dir in Ruhe überlegen kannst, während du weg bist.«
Jaden runzelte die Stirn. »Während ich weg bin?«
Ty nickte. »Das mit der Wache hat noch ein paar Tage Zeit. Geh und liefere die Halskette ab und befriedige deine Neugier auf diese Frau. Und wenn du dann wieder zu Hause bist, sagst du mir, was du tun willst.«
»Ich bin nicht neugierig –«
»Nein, ganz und gar nicht.« Ty schnaubte. »Aber aus irgendeinem Grund musst du sie dir anschauen, diese Lyra Black, und dann wirst du merken, dass sie eine typische Werwölfin aus einem typischen Rudel ist. Danach wirst du mich regelrecht anflehen, die drei hübschen Cait Sith kennenlernen zu dürfen, die gerade in der Stadt eingetroffen sind. Also los, hau ab. Die Blacks haben schon immer das Rudel der Thorn angeführt. Ich kann dir sagen, wie du hinkommst.«
»Danke«, war alles, was Jaden herausbrachte. Aber sein sonst so langsam schlagendes Herz raste jetzt in einem Tempo, das fast schon menschlich war. Er würde Lyra wiedersehen. Und dann würde er vielleicht – hoffentlich – herausfinden können, warum er seit Monaten an nichts anderes als an sie denken konnte.
»Ich breche morgen Abend auf.«
»Gute Idee. Dann kannst du die restliche Nacht damit verbringen, dir eine Strategie zu überlegen, wie du sie treffen kannst, ohne dass der Rest des Rudels dich in Stücke reißt. Du hast gar nicht gefragt, woher ich weiß, wo sie sich aufhalten. Ich hatte letztes Jahr einen unangenehmen Zusammenstoß mit den Thorn. Ein Tipp: Vermeide möglichst, in Katzengestalt aufzutreten. Diese Wilden machen gern Beute, egal ob in ihrer menschlichen oder in ihrer tierischen Gestalt.«
»Verstanden«, erwiderte Jaden, der sich gerade fragte, ob es wirklich so klug war, als einzelner Vampir das
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