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Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Titel: Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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erraten.
    Sie konnte ihn riechen: Vampir, Katze, Mann durch und durch. Der Unterschied zwischen ihr und dem Rest der Wölfe war, dass dieser Geruch bei ihnen Angriffslust auslöste, während Lyra der Quelle des Dufts entgegenstrebte, um sich darin zu baden.
    Ihr Puls beschleunigte sich, als sie ihn zu Gesicht bekam. Er hielt den Kopf hoch und ignorierte die feindseligen Blicke, das leise Knurren und die nicht so leisen Bemerkungen, während er mit einer geradezu übernatürlichen Anmut, die weder Mensch noch Wolf je an den Tag legen konnten, den Raum durchschritt. Jaden schien alles zu erfassen, ohne jemanden anzuschauen. Er vermied jeden direkten Blickkontakt, den viele Mitglieder ihres Rudels als Herausforderung verstanden hätten. Sie war keiner Bewegung fähig, konnte sich nicht sattsehen an ihm. Er war ganz in Schwarz gekleidet, seine hellblauen Augen funkelten, als er sich umsah, vermutlich um abzuschätzen, wie bedrohlich die Lage tatsächlich war. Angesichts des kaum verhüllten Hasses, mit dem ihn die meisten Wölfe musterten, sicher keine Fehlentscheidung.
    Als sein Blick dann auf ihr ruhen blieb, war ihr sofort klar, dass er gesehen hatte, wie sie Simon umarmt hatte. Er wirkte erregt, aufgewühlt und starrte sie so rücksichtslos besitzergreifend an, dass ihr die Luft wegblieb. Genau davor hatte sie sich gefürchtet, genau das hatte sie vermeiden wollen, auch wenn die Versuchung übermächtig war.
    Warum er?
, fragte sie sich.
Warum ich?
    Da einfach abzuhauen nicht ernsthaft zur Debatte stand, entschloss sich Lyra zur Flucht nach vorn. Sie spürte Dutzende Blicke auf sich ruhen, einige neugierig, die meisten argwöhnisch und ein paar geradezu feindselig. Im Raum war es merkwürdig still geworden. Geräusche kamen nur noch von der Jukebox und vom elektronischen Pokerautomaten. Lyra strich die Haare nach hinten, straffte die Schultern, als kümmere sie das alles nicht im Geringsten, und schlenderte Jaden so lässig wie möglich entgegen.
    Jaden stach heraus wie ein bunter Hund, allerdings auf höchst attraktive Art. Mut bewies er, hier aufzutauchen, das musste sie ihm lassen, oder zumindest Starrköpfigkeit. Da konnte ihr Vater seinen Befehl, dem Katzenvampir kein Haar zu krümmen, mit noch so viel Nachdruck unter die Leute gebracht haben, einige der weniger beherrschten, dafür umso betrunkeneren Mitglieder ihres Rudels würden sich nicht mehr lange am Riemen reißen.
    Sie musste Jaden hier herausbekommen.
    »Jaden«, begrüßte sie ihn locker, als sie vor ihm stand.
    »Lyra«, erwiderte er. Er war auf der Hut, das war nicht zu übersehen, und das trotz der hungrigen Blicke, die er ihr zuwarf. Das hätte kein großer böser Wolf besser hingekriegt. Erneut musterte er die Anwesenden, die ihn jetzt ungeniert angafften. Wie viele von ihnen hatten überhaupt schon einmal einen Vampir zu Gesicht bekommen?, fragte sich Lyra. Die Thorn waren eine Art geschlossene Gesellschaft, der die Vampire lange Zeit keine Beachtung geschenkt hatten.
    »Dein Vater hat gesagt, wenn ich Leute des Rudels kennenlernen wollte, dann wäre ich hier richtig.«
    Lyra runzelte die Stirn, während rings um sie eine Woge gedämpften Lachens aufbrandete.
    »Äh, ja, könnte man so sagen.« Herr im Himmel, was wollte er bloß hier?
    »He, Vamp! Du kannst dich doch in eine Katze verwandeln, oder? Warum zeigst du es uns nicht mal?«
    Wieder Gelächter. Lauter diesmal. Kyra erkannte die Stimme von Dan Marshall, einem Freund ihres Vaters, und konnte ein Knurren nur mühsam unterdrücken. Wenn Jaden sich zur Wehr setzte, konnte das hier rasch ein böses Ende nehmen. Zum Glück schien er unbeeindruckt. Bis jetzt. Sie musste sich dringend eine Rückzugsstrategie einfallen lassen, ohne den Eindruck zu erwecken, dass sie
zu
gut mit ihm auskam. Ein Drahtseilakt. Wie ihr ganzes Leben.
    »In einer so hübschen Kneipe würde ich nur ungern haaren«, erwiderte Jaden und sah Dan direkt an, zwinkerte aber. »Außerdem habe ich wohl bessere Chancen, wenn ich eine Runde ausgebe. Was meint ihr?«
    Lyra stockte der Atem, sie rechnete mit dem Schlimmsten. Doch Dan stieß sein whiskeygeschwängertes Lachen aus.
    »Aber klar doch. Wir lassen uns nicht leicht Honig ums Maul schmieren, Vamp … aber wenn du einen ausgibst, bist du auf dem richtigen Weg.«
    »Habe ich mir gedacht. Die Drinks gehen auf mich«, rief Jaden und erntete damit fröhliches Gejohle und Geheule, das Lyra allerdings sehr viel freundlicher vorkam, als sie bis vor wenigen Minuten noch für

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