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Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Titel: Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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es nicht geglaubt, bis ich dich jetzt gesehen habe.« Er musterte Jaden abschätzig. »Ich hatte ganz vergessen, wie klein ihr Vampire sein könnt.«
    Jaden lächelte höflich. »Ja. Winzig. Ein Wunder, dass du mich überhaupt bemerkt hast.«
    »Und selbstverständlich hältst du dich mit dem Trinken zurück.«
    »Jaden ist hier, um etwas über uns zu lernen«, mischte Lyra sich ein. »Nicht, um Ärger zu machen. Er ist unser Gast, und mein Vater erwartet, dass man ihn dementsprechend behandelt.«
    Eric richtete seinen strahlend goldenen Blick auf sie. Darin lauerte dicht unter der Oberfläche die Gewalttätigkeit, von der sie so oft gehört hatte.
    »Er macht bereits Ärger. Jeder weiß, dass letzte Nacht ein weiterer Vampir in unserer Stadt aufgetaucht ist. Willst du mir weismachen, dass es sich dabei um Zufall handelt? Es ist immer verkehrt, einen Vampir reinzulassen. Erst kommt einer, dann ein zweiter … und bald wird man überrannt. Vampire sind wie Küchenschaben. Die sind ja auch nicht umzubringen.«
    Lyra sah sich um, betrachtete die Gesichter der anderen Rudelmitglieder, die darauf warteten, ob sie Eric Paroli bieten oder einen Rückzieher machen würde, ob sie einen Vampir einem Artgenossen gegenüber verteidigen würde.
    »Ich traue dem Urteilsvermögen meines Vaters. Wenn er Jadens Anwesenheit hier akzeptiert, tue ich das auch. Das sollten wir alle. Er war immer ein gutes Alphatier.« Sie schaute in die Runde. »Änderungen können schwierig sein, aber sie sind nicht immer falsch.«
    Das brachte ihr zustimmendes Gemurmel und widerwilliges Nicken ein, Erics Gesichtszüge wurden hart. Er lächelte freudlos. »Dann warten wir wohl einfach ab. Dorien ist vertrauenswürdig. Bei einem Vampir, egal wie verlockend seine Versprechungen auch sein mögen, habe ich da meine Zweifel.«
    Mit diesen Worten ging er und ließ eine innerlich zitternde und verunsicherte Lyra zurück. Gefühle konnte sie eigentlich gut verbergen, aber als sie sich Jaden zuwandte, blickte der sie an, als stünden ihr all diese Empfindungen ins Gesicht geschrieben.
    Plötzlich war ihr alles in der Kneipe – die Leute, die Musik, der Lärm – zu viel. Die Kopfschmerzen, die sie schon den ganzen Tag hatte näherrücken spüren, machten sich jetzt deutlich bemerkbar. Sie wollte raus an die frische Luft. Wie es für die anderen aussah, wenn sie mit Jaden zusammen fortging, war ihr mittlerweile egal.
    »Lass uns verschwinden«, sagte sie.
    Jaden nickte, und dass er sich jeden Kommentars enthielt, verriet ihr, dass er sehr genau wusste, wie kurz vor einem Zusammenbruch sie stand. »Nach dir.« Mehr sagte er nicht.
    Ohne sich noch einmal zu ihm umzudrehen, bahnte sie sich einen Weg durch die Menge. Er folgte ihr wie ein Schatten. Alle gingen ihnen aus dem Weg, die meisten verabschiedeten sich freundlich, einige wenige glotzten Jaden an, als wäre er eine Art Missgeburt. Sie hörte, wie er ebenfalls ein paar herzliche »Auf Wiedersehen« murmelte. Ob das eine positive Wirkung hatte, wusste sie nicht. Wenn es nach Eric ginge, der an der Bar bereits Bewunderer um sich geschart hatte, dann mit Sicherheit nicht. Und gegen ihn würde sich letztlich niemand stellen, denn er war schlicht und ergreifend der Stärkste von allen.
    Sie stieß die Tür auf, trat in die Nacht hinaus und versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass sie alles Notwendige schaffen würde, dass sie eine echte Chance hatte, ihr Geburtsrecht in Anspruch zu nehmen. Aber als sie sich dann die Prüfung ausmalte, sah sie nichts als Erics mächtige Gestalt – er war locker doppelt so groß wie sie – und seinen eiskalten Blick.
    Zum ersten Mal verließ sie jegliche Zuversicht, dass sie sich durchsetzen würde.
    Alles, was sie jetzt noch hatte, waren zerstobene Hoffnungen, ein unerwünschter Vampir und dumpfe Verzweiflung.

11
    Lyra sperrte ihren kleinen Pick-up auf und setzte sich ans Steuer. Jaden folgte ihr schnell auf den Beifahrersitz. Sie knallten die Türen zu und blieben dann eine Weile schweigend im Dunkeln sitzen. In der Bar hatte sie sich unbehaglich gefühlt, aber zumindest hatten dort andere Leute als Puffer gedient. Die Situation jetzt empfand sie als sehr viel … aufreibender.
    Lyra fummelte mit dem Schlüssel im Zündschloss herum. Alles erinnerte sie ungut an ihr erstes Schäferstündchen: der Wagen, die Dunkelheit, die Anspannung …
    »Bist du nicht mit dem Auto hergekommen?«, platzte sie schließlich heraus. Es schien ihr besser, die Stille mit Worten zu

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