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Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Titel: Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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sich hin und her, und Jaden war völlig fasziniert von ihrer ungeschliffenen Kraft. In diesem Moment war sie mehr Tier als Frau, und ihm wurde bewusst, dass er ihre Fähigkeiten bisher unterschätzt hatte.
    Er hatte sie überwältigt – aber nur mit Mühe.
    »Beruhige dich!«, befahl er. »Du musst lernen, dich zu beherrschen.« Aber Lyra hörte nicht auf, sich unter ihm zu winden und aufzubäumen. Obwohl er stinkwütend war und ihm das Blut heiß durch die Adern schoss, hatte ihr Wutausbruch auch noch einen ganz anderen Effekt auf ihn, den er nicht beabsichtigt hatte. Und dass sie so ausgeliefert unter ihm lag, machte die Sache nicht besser. Ihre nackte Haut fühlte sich wie Seide an, und die Fantasien, die er dauernd über sie gehabt hatte, drohten ihn zu überwältigen.
    Aufgewühlt und kaum noch in der Lage, sich zu beherrschen, versuchte er, sich wieder auf seine Lehrerrolle zu konzentrieren.
    »Du solltest während des Kampfs häufiger deine Gestalt wechseln«, stieß er atemlos hervor und presste ihre Hände wieder auf den Boden.
    »Was soll ich?« Sie bleckte die Zähne, die inzwischen schrecklich scharf aussahen.
    Erneut versuchte sie, ihn abzuschütteln, und er knurrte, als ihr das beinahe gelang. »Sei mal Wolf, mal Mensch, dann wieder Wolf … das bringt deine Feinde aus dem Konzept.«
    Schlagartig hörte sie auf, sich zu wehren. Die plötzliche Stille war verwirrend. Nur noch ihrer beider schnelles Atmen war zu hören, und Lyras blitzende Augen schienen die dunkle Nacht zu erhellen.
    Sie war einfach zu verführerisch … unwiderstehlich. Als sich ihre Blicke trafen, beugte er sich zu ihrem Mund hinunter und schloss die Augen.
    Er hätte wissen müssen, dass sie diesen Moment ausnutzen würde. Blitzschnell wandelte sie ihre Gestalt, Haut wurde zu Fell, die einladenden Lippen waren auf einmal eine Schnauze. Mit gebleckten Zähnen schien sie ihn bösartig anzugrinsen. Sie entwand sich seinem Griff, er verlor die Balance, und schon rollten ihn riesige Pfoten auf den Rücken und drückten ihn zu Boden. Sofort gewann sein Selbsterhaltungstrieb die Oberhand über seine Gefühle.
    In einer einzigen fließenden Bewegung glitt Jaden in seine Katzengestalt. Da er jetzt kleiner war, fiel es ihm leichter, sich unter Lyra herauszuwinden. Er hatte die Größe einer Wildkatze, groß genug, um einschüchternd zu wirken, aber kleiner als ein ausgewachsener Wolf. Sie knurrte, als ihr aufging, was passiert war, aber als er im hohen Gras davonsprang und lautlos in der Dunkelheit verschwand, nahm sie sofort die Verfolgung auf.
    Lyra hatte schon oft gejagt, aber noch nie war eine Jagd so berauschend gewesen.
    Sie rannte durch das Feld. Das Gras strich über ihre Beine und ihre Flanken. Ihr Herz schlug gleichmäßig, auch als sie an Geschwindigkeit zulegte und dem leisen Wispern des Grases folgte, durch das Jaden ihr zu entwischen glaubte. Sie konnte ihn riechen, diese verführerische Mischung aus Mann, Vampir und Katze.
    Jaden würde niemals erfahren, welche Wirkung diese Mischung auf sie hatte, vor allem in ihrer Wolfsgestalt, wenn alle ihre Sinne viel geschärfter waren. Aber er würde feststellen, dass er nicht weit kam, wenn er vor ihr floh.
    Jaden war schnell, das musste sie ihm lassen. Und er war selbst an seiner Niederlage schuld, schließlich hatte er ihr geraten, die Gestalt zu wandeln.
    Sie hörte und spürte ihn direkt vor sich herlaufen. Er schoss kreuz und quer durch das Feld und versuchte, sie abzuhängen. Aber das würde ihm nicht gelingen. Lyra war so im Einklang mit seinen Bewegungen, dass es sich einen Moment lang fast so anfühlte, als seien Jaden und sie nur verschiedene Ausformungen ein und desselben Wesens. Sie war ihm so nah … fast schon bei ihm …
    Er tauchte zur Seite weg und spannte die Muskeln zum Sprung an. Im selben Moment machte Lyra einen Satz, wechselte noch in der Luft instinktiv die Gestalt und streckte die Arme aus, um eine Handvoll schwarzes Fell zu packen. Unter ihren Fingern verwandelte sich auch Jaden, und als sie diesmal zu Boden gingen und im weichen Gras herumrollten, hatten sich Wut und Lust hoffnungslos miteinander vermischt. Lyra wurde klar, dass sie es diesmal zu weit getrieben hatte. Küssen oder töten – etwas anderes blieb ihr nicht mehr. Kaum hatte sie die Entscheidung getroffen, fühlte sie sich unsagbar erleichtert.
    Dennoch rammte sie ihn heftig zu Boden, einfach so aus Spaß.
    Auf seinem Gesicht zeichnete sich Verblüffung ab, aber auch eine Spur von Bewunderung.

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