Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)
leicht über ihre Wange, und schon dieser Hauch von Kontakt ließ sie erbeben.
»Tja, also, Lust und Zuneigung sind zwei verschiedene Paar Stiefel.« Lyras Stimme zitterte. Sie musste ihre Instinkte bändigen, die sich zuverlässig meldeten, sobald er sie berührte. Schon seltsam, dass eine Katze derart tiefe Empfindungen bei einem Werwolf weckte. Aber so war es eben. Die wilde Seite in ihr begehrte ihn ebenso wie alle anderen Seiten.
»Wieso kann es nicht beides sein?«, fragte Jaden. »Du bist schön, Lyra. Aber wenn das alles wäre, was du zu bieten hättest, dann wäre ich nicht hier.«
»Ach so, ich verstehe.« Lyra lachte. »Du magst mich, weil ich eine so sagenhafte Kämpferin bin.«
Er lächelte und strahlte dabei eine Sanftheit aus, dass sie sich ihm am liebsten an Ort und Stelle hingegeben hätte. Kein Mann hatte sie je so angeschaut wie er. Manche hatten sie begehrt, einige wenige hatten ihre Gesellschaft genossen. Beides zusammen eigentlich nie. Nicht so wie er.
Diese Erkenntnis weckte in ihr den Wunsch, die Dinge würden anders liegen. Denn Jaden war etwas Besonderes. Sie konnte akzeptieren, dass sie so fühlte, obwohl es ihr nicht viel nützen würde, ihm das einzugestehen. Es würde nichts an den Gegebenheiten ändern.
Dennoch konnte sie nicht widerstehen, seine Nähe zu suchen, ihn anzuschauen, wie er in freudiger Erwartung die Lider niederschlug, dabei schwieg und geduldig wartete. Die Entscheidung überließ er ihr, auch wenn er unmöglich wissen konnte, wie viel ihr dies bedeutete. Er machte es ihr leicht, den Kopf zu heben und die Lippen auf seine zu drücken. Lyra spürte, wie er zitterte, ganz leicht, und da wäre es fast um sie geschehen gewesen.
Warum wünschte sie sich immer das, was sie am schwersten bekommen konnte?
Sie legte Jaden die Arme um den Hals und schmiegte sich an ihn. Er fuhr ihr mit einer Hand die Hüfte entlang, mit der anderen strich er über ihr Haar. Er öffnete den Mund, und sie ließ ihre Zunge vorgleiten und küsste ihn voll Inbrunst. Anstatt ihm sofort an die Wäsche zu gehen, wozu ihr Instinkt sie drängte, beherrschte sie sich, streichelte die Haare in seinem Nacken, sog seinen Geschmack in sich auf, spürte ihn. Er war so anders als alle Männer, die sie je gekannt hatte.
Mit größter Mühe löste sie sich von ihm, ließ ihre Hände jedoch noch einige kostbare Minuten auf ihm ruhen. Dass sie einen gefährlichen Weg beschritt, war ihr im Grunde genommen klar. Falscher Ort, falsche Zeit, falsche Gattung – alles war falsch. Vielleicht hatte Jaden recht. Vielleicht sollten sie einfach das Hier und Jetzt genießen.
Aber nur für die Gegenwart zu leben, war nie Lyras Stärke gewesen. Sie stürzte sich immer kopfüber in eine Zukunft, die sich von ihr nicht gestalten lassen wollte. Für sie allerdings kein Grund, klein beizugeben.
»Du bist traurig«, sagte Jaden. Sie spürte seinen Atem, so nah war er ihr. Es war so verlockend, einfach nachzugeben und den Dingen ihren Lauf zu lassen. »Ich wünschte, du wärst es nicht.«
Lyra brachte ein Lächeln zustande. »Du hast kein Monopol, trübsinnig zu sein. Keine Bange. Es liegt nicht an dir. Dein Mund ist unglaublich.«
Die Leidenschaft loderte in seinen Augen auf und schlug Funken zu ihr.
»Du darfst dich gern noch ein wenig länger seiner bedienen.«
Sie musste alle Kräfte aufbieten, um den Schutz seiner Umarmung zu verlassen, aber sie trat tatsächlich einen Schritt zurück.
»Vielleicht ein andermal«, sagte sie. Nicht heute Nacht. Heute Nacht musste sie darüber nachdenken, ob sie ihr Leben noch komplizierter gestalten sollte.
Er gab ihr einen schnellen, harten Kuss. Ein deutliches Zeichen seines Besitzanspruchs, das sie verwirrte. Dann trat er zurück, noch ehe sie reagieren konnte.
»Ich habe versprochen, dass ich die Entscheidung dir überlasse, Lyra. Aber du solltest nicht vergessen, dass ich keineswegs aus Stein bin. Berühre mich noch einmal so wie eben, und du kommst mir nicht mehr so leicht davon.«
Sie stieß den Atem aus und nickte. »Einverstanden.« Sie war froh, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte, dass er nicht wissen konnte, wie schwer es diesmal gewesen war, sich zurückzuhalten. Ihn und sich selbst auf die Probe zu stellen, damit war jetzt Schluss. Sie würde mit Jaden schlafen, denn ab einem bestimmten Punkt war es auch um ihre Selbstbeherrschung geschehen.
»Na komm, du heißer Typ«, sagte Lyra. Sie wollte die so ernst gewordene Stimmung auflockern. »Deinen Gute-Nacht-Kuss
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