Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)
für sie einen blutigen Kampf geliefert, um Lyra und ihre Heimat zu verteidigen. Im Gegenzug hatten sie beschlossen, ihn zu akzeptieren. Eine große Ehre, die ihm aber auch zu schaffen machte. Diese Wölfe mussten wirklich wenig von seiner Gattung halten, wenn sie glaubten, er könne Lyra einfach diesen Vampirmördern zum Fraß vorwerfen.
Andererseits gab es genügend Vampire wie diese Ptolemy, insofern konnte er Simon und den anderen wohl kaum einen Vorwurf wegen ihrer Vorurteile machen.
»Was zum Teufel wollten die hier?«, fragte Dorien und stieß einen von ihnen mit dem Fuß an. »Die ganzen letzten Jahre haben wir nur selten mal einen von deiner Gattung gesehen. Und jetzt sind wir auf einmal so etwas wie eine Touristenattraktion.«
Lyra warf Jaden einen warnenden Blick zu und schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie hatte recht – die Männer würden es vielleicht nicht so gut aufnehmen, wenn sie erfuhren, dass er die Ptolemy angelockt hatte, auch wenn das nicht seine Absicht gewesen war. Wobei es ihn immer noch verblüffte, dass die Ptolemy ihn hier gefunden hatten, ausgerechnet mitten im Werwolf-Territorium. Waren sie ihm etwa schon seit Tipton gefolgt? Das war ziemlich unwahrscheinlich, schließlich war er sehr vorsichtig gewesen.
Dieses Rätsel musste er unbedingt schnellstmöglich lösen. Unschuldige in Gefahr zu bringen, nur weil die Ptolemy Anspruch auf seine gesamte Dynastie erhoben, war für Jaden nicht hinnehmbar. Genauso wenig wie es für ihn hinnehmbar war, die damit verbundene Gefahr weiter zu verschweigen, egal welche Unannehmlichkeiten ihm das einbringen würde.
»Die waren meinetwegen hier«, erwiderte er. »Ich war lange Zeit Sklave ihrer Königin. Sie ist noch nicht ganz darüber hinweg, dass meine Blutsbrüder und -schwestern nicht länger in ihren Zuständigkeitsbereich fallen.«
»Glaubst du, dass noch mehr von ihnen hierherkommen werden?«, fragte Simon. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
Jaden zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Zumindest werden die hier nicht mehr Bericht erstatten können. Aber davon abgesehen ist die Lage kaum einzuschätzen.« Er sah Dorien in die Augen. »Es tut mir leid, dass ich sie hierhergelockt habe. Ich hatte keine Ahnung, dass sie mir auf der Spur waren.«
Dorien warf seinen Mitstreitern einen Blick zu und gab einen Knurrlaut von sich. »Keine Sorge. Falls noch ein paar Nachzügler auftauchen, kommen meine Männer wenigstens nicht aus der Übung. Wir haben es nicht oft mit Vampiren zu tun. Die hier scheinen ja nicht viel Unheil angerichtet zu haben, obwohl sie in der Überzahl waren.« Er schwieg einen Moment und betrachtete seine Tochter, die trotz des Bluts nicht sonderlich mitgenommen wirkte. Dann schüttelte er nachdenklich den Kopf.
»Ich hätte nie gedacht, dass ich mal zu einem Wolf und einem Vampir sagen würde, sie seien ein gutes Team, aber ihr beide habt mich eines Besseren belehrt. Was für ein Gemetzel! Und das meine ich als Lob.«
»Da hast du recht«, pflichtete ihm der bullige Wolf bei und blinzelte Lyra zu. »Vielleicht sollte ich euch beide für die Wache einteilen. Das würde einen Aufruhr geben!«
Und ob!
, dachte Jaden. Er schaute zu Lyra hinüber, in der Hoffnung, sie würde ihm ein Lächeln schenken. Doch sie wirkte ziemlich bedrückt und drehte rasch den Kopf weg. Dennoch lachte Jaden ein wenig mit den Männern mit. Plötzlich wurde ihm klar, dass alles an ihnen völlig anders war, als er erwartet hatte. Er war an Hinterhältigkeit und Heimlichtuerei gewöhnt, an Vampire, die lieber ihre eigene Haut retteten als den Helden zu spielen. Das hatte vermutlich damit zu tun, dass er seine Erfahrungen überwiegend bei den Ptolemy gesammelt hatte.
Die Philosophie und die Haltung dieser Wölfe waren irgendwie … anders. Vielleicht waren sie so wild, wie man sich das unter Vampiren erzählte. Aber das war nicht alles. Dennoch wäre es vermutlich zu viel von ihnen verlangt gewesen, einer romantischen Beziehung zwischen einer Wölfin und einem Vampir ihren Segen zu geben. Vermutlich.
Oder?
»Kommt«, sagte Dorien. »Wir stecken diese Dreckskerle in Brand, und dann gehen wir alle auf ein Bier zu mir.« Die Männer um ihn herum nickten, und Dorien zog ein Feuerzeug aus der Tasche. »Ich will von euch beiden die ganze Geschichte hören, und zwar in allen blutigen Einzelheiten. Das wird ein Spaß werden!«
Der Stämmige grinste Jaden an. »Für Sie wird das ein trockener Abend, Jaden, außer Sie vertragen Bier. Sie haben
Weitere Kostenlose Bücher