Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)
mich zwar beeindruckt, aber eine Ader öffne ich deswegen freiwillig noch lange nicht.«
»Bier ist prima«, entgegnete Jaden lächelnd. Er fühlte sich ein wenig aus der Bahn geworfen, wenn auch auf angenehme Weise.
Sobald sie die Leichen der Vampire angezündet hatten, trat Lyra neben ihn. Die Leichen lösten sich im Nu in Rauch auf, und Jaden beobachtete, wie sich die Flammen in Lyras besorgten Augen spiegelten.
»Kaum zu glauben«, sagte sie. »Da bringst du ein paar Ptolemy um, und schon bist du jedermanns Liebling.« Das klang eher verdrossen als fröhlich. Jaden konnte sich nicht erklären, was los war. Er hatte erwartet, dass sie sich über ihren Erfolg freuen würde. Soweit er es mitbekommen hatte, war ihre Technik brillant. Wenn sie sich darauf konzentrierte, würde sie allein damit die meisten Werwölfe völlig aus dem Konzept bringen. Um Eric zu besiegen, würde das nicht reichen, einfach weil er so riesig war und so erpicht darauf, Lyra umzubringen. Aber Jaden fand, dass die Chancen gar nicht schlecht standen. Mit Ptolemy fertigzuwerden, war nicht so einfach.
Und dennoch stand sie da, als wäre sie vernichtend geschlagen worden. Jaden fragte sich, ob er sie jemals verstehen würde.
»Wenn nur alles im Leben so einfach wäre«, sagte er. Sie wusste, was er damit meinte, und ihr Blick wurde völlig ausdruckslos.
»Ich bin beeindruckt«, fuhr Jaden fort. »Du hast dich super geschlagen. Die wissen das auch«, fügte er leise hinzu und deutete mit dem Kopf auf die anderen Wölfe.
»Ja, das ist … das ist gut. Ich freue mich.« Sie klang ganz und gar nicht so, als würde sie sich freuen, und Jaden wusste nicht recht, was er antworten sollte. Irgendetwas stimmte nicht, das war offensichtlich.
»Du kommst doch mit, oder? Du bleibst auf und genießt es, wenn wir ihnen die blutige Geschichte von unserem waghalsigen Kampf erzählen?«
Dass sie ablehnend den Kopf schüttelte, überraschte ihn nicht. Er holte tief Luft. Es frustrierte ihn, dass er nicht kapierte, was hier gerade schieflief. Die Gedanken von Sterblichen lesen zu können, war oft eher nervig, aber hier, unter den Wölfen, hätte ihm diese Fähigkeit gute Dienste geleistet.
»Schau, Lyra, spiel nicht die Heldin. Wenn du verletzt bist oder dir was wehtut, müssen wir dich unbedingt zum Arzt bringen. Euer Rudel hat doch sicher einen.«
»Mir fehlt nichts, ehrlich«, entgegnete sie entschieden. Dann schien sie ein wenig in sich zusammenzusacken, als würde sie ihr gesamter Kampfgeist auf einen Schlag verlassen. »Ich glaube, ich brauche dringend Schlaf. Ich … ich fühle mich einfach ein bisschen unwohl.« Sie legte die Hand an die Stirn und schloss einen Moment die Augen. »Ich gehe nach Hause. Amüsier du dich mit den Jungs. Das hast du dir verdient. Ich freue mich, dass sie beschlossen haben, dich zu mögen. Wirklich.« Sie sah so müde aus und so untypisch niedergeschlagen, dass Jaden sie am liebsten in die Arme genommen hätte.
Stattdessen konnte er nicht mehr tun, als ihr hinterherzusehen, wohl wissend, dass dies nicht das letzte Mal sein würde.
16
Das Ende der Nacht war grauenhaft.
Der Morgen war noch schlimmer.
Lyra stand unter der Dusche. Sie fühlte sich mehr wie ein Geist als wie ein Werwolf. Die letzte Nacht war hart gewesen, und sie war von einem Extrem ins andere gefallen. Heute fühlte sie sich farblos und blass. Eigentlich hätte das nicht sein dürfen. Jaden und sie hatten umwerfenden Sex gehabt. Einfach sagenhaft. Ihr Vater und die Oberen des Rudels hielten Jaden und sie für ein gutes Team und hatten sogar anerkannt, dass sie ein paar Vampire aufgemischt hatte! Wahnsinn!
Und dennoch fühlte sie sich, als würde sie unter dem Fallbeil liegen und es tiefer und tiefer sinken sehen …
Lyra tränkte ihren Schwamm mit Vanille-Zitrus-Flüssigseife und seifte sich ein, ohne so recht wahrzunehmen, was sie tat. Sie beschloss, es könne ihr nur guttun, sich ein bisschen länger in ihrem Selbstmitleid zu suhlen. Ein zynisches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Normalerweise war Jaden derjenige, der grübelte, nicht sie.
Jaden.
Sie war nicht mehr wund von der vergangenen Nacht, aber sie erinnerte sich noch lebhaft, wie sich seine Hände auf ihrer Haut angefühlt hatten und wie er sie regelrecht angebetet hatte, während er sie liebte. Sie seufzte. Ein Glück, dass sie wenigstens diese einzigartige Erinnerung hatte, um sich ein wenig von ihrer miesen Stimmung abzulenken. Wenn es so etwas wie Perfektion gab, dann war der Sex
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