Erben des Mondes - Grimoire lunaris
wieder materialisiert, wird sie sich verlieren.“
Wer würde sich verlieren? Wieso konnte ich nicht richtig hören? Alles drang gedämpft zu mir. Wie durch Kopfhörer. Oder als würde man die Hände auf die Ohren legen.
„Prinzessin, bitte komm zu mir zurück!“ Das war doch Darian, oder? Ich wollte schon rufen „ich bin doch da“ aber dann realisierte etwas in mir, dass ich es eben nicht war. Die Umgebung um mich herum verschwamm. Es sah aus, als würde man ein frisch gemaltes Bild mit Wasser übergießen. Die Farben liefen ineinander und ich konnte immer weniger erkennen. Auch die Gedanken verschwammen. Ich trieb fort. Leider wusste ich nicht wohin. Ich schrie nach Hilfe, bekam jedoch nicht mehr als ein gedankliches Notsignal heraus. Aber irgendjemand musste mich doch hören. Oder empfangen können. Aurelia war doch Telepathin. Wie ich. In mir schienen sich nun klarere Gedanken zu formen.Konnte ich die Verbindung nicht ausnutzen und sie direkt ansprechen? In einer Übungsstunde hatte ich es einmal mit Selena ausprobiert, war jedoch nicht sonderlich erfolgreich. Aber ich wusste, wie es funktionierte. Theoretisch. Und so konzentrierte ich mich voll und ganz auf meine mentale Fähigkeit. Ich sammelte die ganze Energie in meinem Körper ein und sandte sie in meinen Kopf. Von dort aus versuchte ich, Aurelia zu orten, damit ich sie um Hilfe bitten konnte. Ich spürte, dass ich in die richtige Richtung ging, stoppte aber an einem tiefen Abgrund. Ungefähr fünf Meter von mir entfernt stand eine riesige, unüberwindbare Mauer. Es war nicht nur eine Mauer, sondern eine Art Festung, wie man sie in Ritterfilmen sieht. Ganz oben auf der Mauer meinte ich sogar, Zinnen erkennen zu können. Es musste Aurelia sein. Eine Meisterin der Telepathie und des Abschottens gegen solche. Ich hatte sie tatsächlich gefunden!
Schon drang ein Gedankenfetzen zu mir durch: „Ich hab sie! Ihr Geist ist noch hier. Sie sucht eine Verbindung.“
Im selben Moment schien sich die Wand vor mir zu bewegen. Eine Art Torbogen erschien. Ein riesiges Tor.
Sie öffnet sich für mich! fuhr es mir durch den Körper. Ich beobachtete weiter und plötzlich erschien ein schmales Holzbrett. Es führte von mir direkt über den Abgrund zu Aurelias Tor. Leider war es zu schmal für mich. Selbst meine Gedanken schreckten vor dem tiefen dunklen Abgrund zurück, in den ich stürzen würde, sobald ich mich auf dieses wackelige Brettchen begeben würde. Ich drängtejedoch die Angst beiseite und konzentrierte mich weiter. Ich brauchte eine größere Brücke.
Plötzlich erschien ein Funkeln auf der anderen Seite. Aurelia stand in ihrem Torbogen und schimmerte, als wäre sie aus einem Prisma gemacht. Sie winkte mich zu sich. Und ich lief los. Ich lief? Meine Gedanken liefen? Jetzt erst bemerkte ich, dass auch ich funkelte und glitzerte. Wie Aurelia. Und wie ein Blitz fuhr die Antwort durch mich hindurch: Gedanken auszusenden bedeutet, seinen Geist auf die Reise zu schicken.
Aurelia nickte mir glücklich zu. Dieses Nicken machte mich so Stolz, dass es mir Kraft gab. Kraft, um das wackelige Brett zuerst in eine Hängebrücke zu verwandeln. Diese festigte sich dann nach und nach und wurde zu einer breiten, massiven Brücke mit Geländer. Ich jauchzte vor Vergnügen und rannte los. Direkt in Aurelias ausgebreitete Arme.
„Was ist passiert? Wo sind wir?“
„Wir sind auf der Lunar-Ebene. Der Welt des Geistes. Portationsschlüssel bauen die Tunnel zu einem anderen Ort über diese Dimension. Selbst Ratsmitglieder dürfen und können hier nur durch reisen. Die Lunar-Ebene ist einzig und allein den Mentalisten vorbehalten. Nur sie können ihren Geist auf die Reise hierher schicken.“
„Aber ich kann das nicht. Was ist mit mir passiert?“
„Ich befürchte, du hast die Macht, einen Tunnel zu öffnen, jedoch noch keine Übung darin. Eigentlich ist es nicht schwer, wenn man seine Energie schon einmal gebündelt hat.“
„Und wie komme ich hier wieder weg?“
„Konzentriere dich. So, wie eben, als du die Brücke erweitert hast. Dann suchst du die Verbindung zu deinem Körper. Du spürst ihn, du weißt, wohin du gehen musst.“
„Bin ich… ist mein Körper noch bei euch?“
„Nein, du hast dich entmaterialisiert. Deshalb musst du zu deinem Körper zurück und dich zu uns zurück portieren lassen.“
„Und wenn es wieder schief läuft?“
„Wird es nicht. Wenn du dich nur stark genug konzentrierst. Mein Geist wird mit dir gehen und dir helfen.“
Also
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