Erbin des Gluecks
am meisten begehrt? Die Geschichte hatte unzählige Beispiele dafür.
„Wir sind Partner, Francey, und werden es hoffentlich immer bleiben.“
„Meinst du das ehrlich?“
„Du etwa nicht?“ Sein Blick verriet nicht, was in ihm vorging.
„Ich werde mich niemals ändern“, antwortete sie, um ja nichts Falsches zu sagen. „Und was Jili und Jacob betrifft … Ich gönne ihnen das freie Wochenende.“
Wie nüchtern das klang. Dabei hatte die Nachricht sie zutiefst erschüttert. Sie würden ganz allein sein, und Bryn hatte es so geplant!
„Warum bist du dann so nervös?“ Er strich ihr eine schwarze Locke aus der Stirn.
„Deine Eröffnung kam immerhin wie ein Blitz aus heiterem Himmel, oder nicht?“ Sie wandte sich ab und stieg in den Jeep. „Ich wünschte, ich könnte es dir verschweigen, aber ich bin leider keine gute Köchin.“
Bryn lachte und setzte sich hinter das Steuer. „Deine Kochkünste haben mich nie besonders interessiert, Francey.“
Sie schloss den Sicherheitsgurt und lehnte sich aufatmend zurück. „Ich wusste gar nicht, dass du dich überhaupt für mich interessiert hast.“
„Das ist gelogen“, spottete er, „und außerdem unter deiner Würde. Wir haben immer eine besondere Beziehung zueinander gehabt.“ Er startete den Motor. „Was für ein Gefühl, wieder hier zu sein. Es ist ein wunderschöner Tag.“
„Ja, wirklich.“
Wie rein die Luft war, wunderbar trocken und aromatisch. Dazu die Weite, die endlose Freiheit! Das gab es sonst nirgendwo auf der Welt. Welch ein Glück, diese kostbaren Tage nur mit Bryn zu verbringen! Ob sie getrennte Zimmer haben würden? Francesca sehnte sich so sehr nach ihm, dass sie erschauerte.
„Jili hat uns sicher einen gefüllten Kühlschrank hinterlassen“, meinte Bryn. „Wir werden erst etwas essen und dann eine kleine Rundfahrt machen, um alles in Augenschein zu nehmen und uns bei den Rancharbeitern zu melden.“ Er sah Francesca von der Seite an. „Ich bin eigentlich nicht dafür, dass Roy Forster Aufseher bleibt.“
„Ich auch nicht“, stimmte sie zu. „Roy war Grandpas Wahl … ein Duckmäuser, der zu allem Ja sagte. Jacob wäre weit besser für den Posten geeignet, zumal sich Roy schon jetzt ganz auf ihn verlässt. Trotzdem würde ich ihn ungern entlassen. Immerhin besitzt er einige Kenntnisse …“
„Aber nicht genug, um der Aufgabe gewachsen zu sein. Warum versetzen wir ihn nicht auf eine Außenstation … etwa ‚Kurrawana‘ oben am Golf?“
„Vielleicht gefällt ihm das nicht.“
„Es könnte auch ein Herzenswunsch von ihm sein. Überlass die Sache mir.“
„Okay, Boss.“ Das klang etwas ironisch, obwohl Francesca voll aufrichtiger Bewunderung war. Alles, was Bryn tat, zeichnete sich durch höchste Kompetenz und brillanten Stil aus.
„Höre ich da einen gewissen Widerstand heraus?“
„Weil du in geschäftlichen Dingen das entscheidende Wort hast? O Bryn!“ Francesca strahlte ihn an. „Ich habe doch nur Spaß gemacht. Obwohl … Das Befehlen liegt dir, wenn du ehrlich bist. Deshalb hat Grandpa dich ja auch zum Chef gemacht.“
„Ich werde deine Meinung immer berücksichtigen“, versprach er. „Einsame Entscheidungen wird es nicht geben.“
„Das freut mich, ich habe volles Vertrauen zu dir. Du wirst alles tun, um ‚Daramba‘ wieder zu dem zu machen, was es einmal war. Die ersten Anzeichen von Verfall sind schon zu erkennen.“
Bryn blieb zuversichtlich. „Das wird sich ändern, sobald Jacob den Posten des Aufsehers übernimmt“, erklärte er.
Die Stunden vergingen für Francesca viel zu schnell. Es war wunderbar, mit Bryn zusammen zu sein. Sie hatten die gleiche schnelle Auffassungsgabe, waren beide gute Beobachter und verbrachten den Nachmittag in angeregtem Gespräch. Manchmal war es direkt unheimlich, wie mühelos sie sich verstanden und zu denselben Schlussfolgerungen kamen.
Es bereitete Francesca große Genugtuung, dass Bryn sie von Anfang an ernst nahm und fast jeden ihrer Vorschläge akzeptierte. Dabei fiel ihr nachträglich ein, dass auch ihr Großvater immer aufmerksam zugehört hatte, wenn sie – allerdings nur selten – ins Gespräch gekommen waren. Im Umgang mit den Rancharbeitern schlug Bryn allerdings einen ganz anderen Ton an. Er war locker und freundlich, ohne dafür Respektlosigkeit zu ernten. Francesca konnte sich nicht erinnern, dass irgendjemand aus ihrer Familie je mit den Männern Tee getrunken hätte, wie sie es an diesem Nachmittag taten. Er schmeckte auch aus
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