Erbin des Gluecks
besser aus als du.“
„Das bezweifle ich nicht.“
„Amüsier dich … nur vertrau Bryn nicht. Er versucht, die Menschen zu manipulieren.“
„Tun wir das irgendwann nicht alle?“
Carina zog spöttisch die Augenbrauen hoch. „Vielleicht, aber ich spreche aus Erfahrung. Ich habe Bryn vertraut und wurde ausgenutzt. Er war meine große Liebe und nahm mir die Unschuld.“
Die Francesca von gestern hätte sich geschämt, das zu bezweifeln, aber die neue war misstrauisch geworden. „Hattest du sie nicht schon vorher verloren?“, fragte sie.
Carina machte ein gekränktes Gesicht. „Das sollte wohl witzig sein? Ich hatte angenommen, du würdest Bryn verteidigen. Stattdessen stellst du mir komische Fragen. Du kennst die Menschen eben nicht. Bryn ist ein aufregender Mann. Unzählige Frauen träumen von ihm, aber bei mir ist er am längsten geblieben. Nicht, dass viel dabei herausgekommen wäre! Keine Verlobung, keine Hochzeit, wie er versprochen hatte. Und was das Schlimmste ist … kein Funken Respekt. Weißt du, was ich glaube?“
„Bitte sag es mir.“
„Seine ganze Aufmerksamkeit gilt jetzt dir. Mich braucht er nicht mehr. Er hat genug Geld, und sein eigentliches Ziel ist die Macht. Nichts anderes interessiert ihn … genau wie Gramps. Wir Frauen sind nur Mittel zum Zweck. Das war seit Jahrhunderten so und hat sich nicht geändert. Wir werden benutzt. Mir ist es jedenfalls so ergangen, und vor diesem Schicksal möchte ich dich bewahren. Ich sorge mich um dich, Francey. Du gehörst zu meiner Familie und kennst den alten Spruch.“
„Du meinst ‚Blut ist dicker als Wasser‘“? Francesca wusste längst, wie selten das der Fall war. „Also, Carrie. Was rätst du mir?“
„Geh auf keinen Fall mit ihm ins Bett“, warnte Carina. Sie erinnerte in diesem Moment an eine Mutter Oberin, die einer sündigen Novizin ins Gewissen redet. „Er wird es versuchen, doch lass ihn nicht gewähren. Er erfüllt deine schönsten Träume, und dann musst du dafür bezahlen. Du bist von ihm besessen und kommst nicht mehr los. Der Himmel weiß, wie ich gekämpft habe, um mich von diesem Wahnsinn zu befreien.“
Sie öffnete die Tür zum Vorzimmer, ohne Valerie eines Blicks zu würdigen. „Ich melde mich wieder“, versprach sie mit strahlendem Lächeln. „Wenn du dir wieder mal freinimmst, schließe ich mich vielleicht an. Dann kommen wir uns vielleicht noch näher.“
Ehe Francesca die Tür schloss, nickte sie Valerie zu, was eigentlich nicht ihre Art war. Sie bedauerte die Ärmste. Carina war äußerst grob zu ihr gewesen, obwohl sie im Großen und Ganzen einen veränderten Eindruck gemacht hatte. Oder täuschte sie sich? Doch es bestand Hoffnung. Schließlich war alles im Leben einem ständigen Wandel unterworfen.
Und Francesca selbst? Musste sie sich vor dem Ausflug nach „Daramba“ fürchten? Carina hatte sie beschworen, wachsam zu sein. Sie würde die Augen offenhalten, aber gelassen bleiben. Sie war jetzt offiziell die Forsyth-Erbin. Selbst wenn sie im Outback verschwand, würde die Welt es erfahren.
9. KAPITEL
Sie erreichten „Daramba“ gegen Mittag. Bryn flog jetzt tiefer, damit sie das Land besser betrachten konnten. Die endlosen Wildblumenflächen waren verschwunden und würden erst mit der nächsten Regenzeit wiederkommen. Dafür standen jetzt die Bäume in voller Blüte und schmückten die ehrwürdige Landschaft, die in prähistorischer Zeit ein Binnenmeer gewesen war.
Für „Daramba“ war es die fruchtbarste Zeit im Jahr. Die rote Erde hatte sich dicht mit Mitchell-, Flinders- und Spinifex-Gras überzogen. Dazwischen wuchsen Melde und Hopfen und die saftige, rosa blühende Parakeelya, die gern vom Vieh gefressen wurde. Billabongs reihten sich aneinander, manchmal drei oder vier, dann erstreckte sich das Land wieder endlos bis zum Horizont, wo es mit dem tiefblauen Himmel verschmolz, über den kleine Wolken wie Wattebäuschchen hinzogen.
Flüsse und Bäche durchzogen das Channel Country und bildeten ein Netzwerk, das weithin in der Sonne glitzerte – einige silberhell, andere bläulich oder grünlich, mit dicht bewachsenen Ufern. Ein endloses Farbenmeer, das ständig in Bewegung war.
Plötzlich brach eine Herde von Wildpferden aus einem dichten Bauhiniengebüsch hervor – voran der rotbraune Leithengst, mit langem Schwanz und auffallend kräftig für ein Wildpferd, dahinter die Stuten mit den halbwüchsigen Fohlen zur Seite. Wahrscheinlich hatte das Geräusch der Flugzeugmotoren die Tiere
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