Erbin des Gluecks
sie oft stundenlang darauf gespielt. Inzwischen waren die Akazien, die am Ufer standen, so groß geworden, dass sich ihre Zweige fast berührten und kaum noch Sonnenlicht durchließen. Nur einzelne Strahlen drangen durch die gefiederten Blätter und brachen sich auf der dunklen Wasserfläche. Auch hier lag über allem ein milchig grauer Dunst. Eine Schar gelber Finken stob aus den Baumkronen. Ohne das Ufer zu berühren, strichen die zierlichen Vögel tief über das Wasser, schöpften mit ihren kleinen Schnäbeln einige erfrischende Tropfen und erhoben sich wieder in die Luft. Alles zusammen gab dem Ort eine einzigartige, weltentrückte Stimmung.
„Wie wohl das tut.“ Francesca ließ die angenehme Kühle auf sich wirken. Außer ihr, Bryn und den lebhaften Vögeln störte nichts den Frieden der Lagune. Direkt über ihr huschten kleine Loris durch die Zweige und sträubten ihr buntes Gefieder. „Man könnte glauben, dass sich hier seit Beginn der Schöpfung nichts verändert hat.“
Statt zu antworten, knöpfte Bryn sein Hemd auf. „Lass uns kurz ins Wasser springen“, schlug er vor. „Es sieht zu verlockend aus.“
Sofort spürte Francesca eine starke sinnliche Spannung. „Meinst du das ernst?“, fragte sie stockend.
„Natürlich.“ Er zog sein Hemd aus und betrachtete sie amüsiert. „Schließlich haben wir hier schon öfter gebadet.“
„Aber nicht ohne Badeanzug.“
„Ach, komm schon“, drängte er. „Du kannst Slip und BH anbehalten. Bestimmt sind sie züchtiger als die Bikinis, die man heute am Strand zu sehen bekommt.“
Francesca beobachtete ihn, während er sich völlig ungeniert weiter entkleidete, bis er in einem knappen dunkelblauen Slip dastand. Es war ihr unmöglich, den Blick von seinem makellosen, wie von einem Bildhauer geschaffenen Körper abzuwenden. Das Blut stieg ihr in die Wangen, und sie fühlte ihr Herz schneller schlagen.
„Ich möchte mich eigentlich nicht ausziehen“, sagte sie unsicher. Sie war schon immer schüchtern gewesen, und in Bryns Gegenwart wuchs ihre Unsicherheit noch.
„Doch, das möchtest du“, widersprach er. „Mach schon, Francey … es wird dich erfrischen. Ich habe nicht vor, dich zu ertränken, falls du das fürchtest.“
Sein Spott forderte sie heraus. „Also gut“, sagte sie. „Dreh dich um, bis ich im Wasser bin.“
„Du überraschst mich, aber wie du willst.“ Seine Stimme klang lasziv und träge. Er betrachtete sie noch einen Moment, ehe er auf den nächsten Felsen stieg und kopfüber in das kühle Nass sprang. Wenige Augenblicke später tauchte er wieder auf. Tropfen rannen aus seinem schwarzen Haar, liefen ihm über Gesicht und Schultern und ließen den muskulösen Oberkörper glänzen.
„Es ist herrlich!“, rief er und winkte ihr, wie er es schon als Junge getan hatte. „Beeil dich.“
Francesca sah sich rasch um. Es gab genug tiefe Zweige, an denen sie ihr blaues Top und ihre Jeans aufhängen konnte. Die Reitstiefel hatte sie schon abgestreift. Während sie abgewandt dastand, hörte sie Bryn planschen. Zum Teufel mit ihm! Carrie hätte sich in Sekunden zu ihm gesellt. Sie empfand Nacktheit als natürlich und hatte einen tollen Körper. Nicht, dass sich Francesca hätte beklagen müssen! Auch an ihrer Unterwäsche war nichts auszusetzen. BH und Slip bestanden aus zartrosa Seide mit einem dezenten Muster aus blauen Blüten und kleinen roten Herzen. Letztere würde Bryn hoffentlich übersehen.
Während sie noch am Ufer stand und zaghaft einen Fuß ins Wasser setzte, erschreckte Bryn sie, indem er plötzlich prustend vor ihr auftauchte. „Du siehst großartig aus!“, rief er. „Wenn ich deine Begabung hätte, würde ich dich als Wassernixe malen. Als Undine. Natürlich ganz nackt, wie es sich für diese Wesen gehört … im Wasser spielend oder auf einen flachen Felsen hingestreckt, mit Blumen im nassen Haar.“ Sein Blick ruhte auf ihren kleinen, festen Brüsten und glitt langsam tiefer. „Beides würde dir gut stehen.“
„Das klingt ziemlich erotisch“, antwortete sie verlegen und empfand gleichzeitig den Wunsch, genau so zu verharren, damit er sie weiter betrachten konnte.
„Eros müsste dein zweiter Name sein.“
„Sei nicht albern“, protestierte Francesca. Sie durfte Bryn nicht ernst nehmen. Er wollte nur Spaß machen. Von der starken erotischen Ausstrahlung, die andere Menschen zu ihr hinzog, spürte sie selber nichts. „In meiner Familie ist Carrie die Exhibitionistin, aber das weißt du ja
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