Erbin des Gluecks
alles ziemlich verrückt für mich“, entgegnete Francesca. „Es stimmt, wir haben gewisse Vorrechte, deswegen sehe ich die Dinge trotzdem nicht mit deinen Augen. Ich habe jetzt mit zu vielen verschiedenen Menschen zu tun. Also, wann hat Bryn dir von unserem Plan erzählt?“ Es klang gleichgültig, obwohl sie tief verletzt war. Bryn hatte erst vor zwei Tagen beim Essen den Vorschlag gemacht, nach „Daramba“ zu fliegen!
„Ich glaube, es war gestern.“ Carina starrte an die Zimmerdecke, als stünde dort die Wahrheit geschrieben. „Ja, genau, gestern. Ich würde euch begleiten, aber ‚Daramba‘ hat mich nie so fasziniert wie dich und Bryn. Die Pause wird dir guttun. Ich selbst reise morgen nach Sydney. Die Cartwrights geben eine ihrer Superpartys. Der ganze Jetset wird da sein. Ich habe ein fantastisches Kleid, es würde dir gefallen. Nicht, dass du es tragen könntest … dazu ist es viel zu sexy. Du liebst ja eher die feine Tour, aber mir gefällt es, wenn den Leuten der Mund offen bleibt.“
„Das schafft im ganzen Land keine wie du“, versicherte Francesca. „Hast du schon mit deiner Mutter gesprochen?“
Carina lächelte wehmütig. „Ich hätte ihr früher die Hand zur Versöhnung reichen sollen, aber sie steht als Nächste auf meiner Liste. Wollen wir uns kommenden Montag oder Dienstag zum Essen treffen? Man würde uns zusammen sehen. Es wäre eine Sensation für die Presse.“
„Da habe ich leider keine Zeit, Carrie. Vielleicht übernächste Woche?“
„Vielleicht. Lass deine Sekretärin mehr für dich tun, das kann ihr nicht schaden. Wie war doch gleich ihr Name?“
„Valerie Scott. Er müsste dir eigentlich vertraut sein, denn du hast Grandpa häufig hier besucht.“
„Im Gegensatz zu dir“, erwiderte Carina wütend und fixierte Francesca mit kalten Augen. „Natürlich kenne ich sie, aber manche Leute vergisst man eben. Nur Menschen wie ich hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck. Ihre rote Haarfarbe ist unmöglich, und schlanker könnte sie auch sein. Kein Wunder, dass ihr der Mann weggelaufen ist. Hast du ihren Hüftumfang bemerkt?“
Francesca seufzte. „Du legst zu viel Wert auf deine Figur, Carrie. Valerie ist eine sehr attraktive Frau.“
„Man kann darauf nie genug Wert legen.“ Carina verzog das Gesicht und griff nach ihrer Tasche. „Ich hasse diese würdigen, immer etwas dicklichen Matronen. Ob ich ihr das mal sagen soll?“
„Bitte nicht, Carrie. Darf ich dir noch eine Tasse Kaffee anbieten?“
„Dafür fehlt mir die Zeit.“ Carina war aufgestanden und klimperte mit ihren Armbändern. „Ich bin zum Essen verabredet … mit jemandem, den du kennst.“
„Oh!“ Francesca umklammerte die Schreibtischplatte so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Wenn es Bryn war, konnte sie den Wochenendausflug vergessen. „Wer ist es?“
„Greg Norbett.“
Francesca atmete auf und ließ die Tischplatte los. „Greg? Ist er denn nicht mehr verheiratet? Du meine Güte! Vor kaum zwei Jahren haben wir erst an seiner Hochzeit teilgenommen.“
„Die Trennung steht unmittelbar bevor.“ Carina sagte das so sorglos, als wäre es das Natürlichste von der Welt. „Man muss mindestens ein Jahr verheiratet sein, um sich scheiden zu lassen. Sonst gilt es nicht als Ehe.“ Sie musterte ihre Cousine spöttisch, aber auch boshaft. „Was er wohl an dir gefunden hat?“
„Frag ihn doch“, schlug Francesca vor. Greg Norbett hatte ihr einmal auf einer Wohltätigkeitsparty einen Heiratsantrag gemacht – zu ihrer großen Überraschung, denn sie hatte ihn nie besonders ermutigt. Angesichts seines Wankelmuts konnte sie sich glücklich schätzen, dass sie darauf nicht eingegangen war. Seine Frau tat ihr leid. Ziemlich unfair von Carina, mit einem Mann zu schlafen, der noch gebunden war! In mancher Hinsicht hatte sie einfach keine Moral.
Francesca stand auf, um ihre Cousine hinauszubegleiten, doch sie konnte kaum Schritt mit ihr halten, so eilig hatte es Carina. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. „Ich wünsche dir ein wunderschönes Wochenende, Francey … ganz ehrlich.“ Sie beugte sich vor – aufgrund ihrer hochhackigen Sandaletten war sie noch größer als sonst – und küsste die Luft hinter Francescas Ohr. „Bryn sorgt gern für dich, das hat er schon immer getan.“ Bei jedem anderen hätte das wie ein gutmütiger Scherz gewirkt, aus Carinas Mund klang es allerdings ausgesprochen gemein.
„Soll ich dir noch einen Rat geben? Ich kenne mich in der Welt weit
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