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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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sondern nun beherbergte es auch seine überschüssigen Schätze. Er hatte viel Ärger wegen der Denkmalschutzauflagen gehabt, aber schließlich hatte er die Ruine wieder zu der malerischen Heimstatt aufgebaut, die sie vor zweihundert Jahren gewesen war.
    Der Gedanke daran versetzte Madeleine einen wehmütigen Stich. Da sie damals beide ohne Partner gewesen waren, hatte lohn, sobald die Bauarbeiter endlich den letzten Zementmischer abtransportiert hatten, sie zu einem gemeinsamen Einweihungswochenende ins Cottage eingeladen. Während des feuchtfröhlichen Abends waren sie sentimental geworden und hatten beklagt, dass sie keine Kinder hatten. Es wäre die perfekte Gelegenheit gewesen, ihm von ihrer Tochter zu erzählen, aber sie hatte sich nicht dazu durchringen können.
    Nachdem sie die vierte Flasche entkorkt hatten, brüteten sie den verrückten Plan aus, zusammen ein Baby zu zeugen. Sie liebten sich, daran bestand kein Zweifel, und vom Alkohol benebelt, hatten sie ihre Idee tatsächlich für großartig gehalten. In ihrer Betrunkenheit hatte Madeleine ganz vergessen, dass sie keine Kinder mehr bekommen konnte. Mehrere Ärzte und eine kubanische Curandera, eine Wunderheilerin, hatten ihr das gesagt. John und sie hatten heldenhaft versucht, ihr Vorhaben zu realisieren, aber der dazu erforderliche Akt wurde nicht richtig vollzogen, und am nächsten Morgen gestand ihr John unter Tränen, dass es nicht funktionieren würde. Er konnte mit einer Vagina nicht wirklich etwas anfangen, und er fürchtete, dass sie ihn schließlich dafür hassen werde, dass er ihr kein richtiger Ehemann sein konnte. Sie gab zu, dass es eine Schnapsidee gewesen war. Dennoch hatte sie für einige Tage ein wehes Gefühl, denn in ihrem Herzen hatte sich eine Tür aufgetan und war schnell wieder zugeschlagen worden.
    Sie fuhr gute dreißig Minuten weiter, bevor sie südlich ins Herz von Dartmoor abbog. Seit jenem durchzechten Abend war sie ein Dutzend Mal im Cottage gewesen, daher kannte sie den Weg mehr oder weniger gut. Außerdem besaß sie ein Satellitennavigationssystem, ein Weihnachtsgeschenk von Gordon. Eine tiefe, sich als »Brad« vorstellende Stimme leitete sie angenehm zu ihrem Ziel, bis die Landsträßchen immer abgelegener wurden und Brad zugab, dass sie in seinem System nicht verzeichnet waren.
    Das Cottage lag vermutlich am entlegensten Fleck von ganz Südengland. Nachdem man von einer einsamen Landstraße abgebogen war, musste man noch fast zehn Kilometer einen Feldweg hinauffahren. Er war von den kürzlichen Regenfällen aufgeweicht, und die Spuren waren so tief ausgefahren, dass sie mehr als einmal hörte, wie der bereits ramponierte Boden des Mercedes auf irgendetwas entlangschrammte. Vor Mitgefühl zuckte sie jedes Mal zusammen.
    Die Fahrspur zog sich scheinbar endlos hin. Nur an einer Stelle gabelte sie sich. Ungenutzte Wiesen, die früher vielleicht einmal Felder gewesen waren, breiteten sich zu beiden Seiten aus. Aber mit steigender Höhe veränderte sich die Umgebung langsam und wurde karger und weniger grün. Das Moor in der Ferne sah abweisend und unwirtlich aus. Madeleine war jedes Mal erstaunt, dass es auf der überfüllten Insel noch immer solch eine einsame und abgelegene Stelle gab. In ihrer Kindheit und Jugend hatte sie außer in ihrem eigenen Garten hinter dem Haus nicht erlebt, was Einsamkeit war. Key West war unglaublich fruchtbar, aber eine wirkliche Wildnis gab es, von einigen Mangrovensümpfen abgesehen, nicht.
    Als sie um eine Biegung kam, sah sie eine Ecke vom Dach des Cottage. Kein Vorbeifahrender würde es ohne weiteres entdecken, da es hinter mehreren prächtigen Kastanienbäumen in einer Mulde lag. Durch eine Lücke in einer verfallenen Steinmauer fuhr sie zu dem kleinen Haus hinab und folgte den schwachen Reifenspuren bis zum Tor. Johns neuer Volvo Kombi stand in der kiesbestreuten Parkbucht, und sie stellte ihr Auto daneben, halb unter die Hecke. An einem geschickt gewählten Platz stand der VW-Campingbus auf dem winzigen Rasen. Er stammte noch aus der Zeit vor dem Kauf des Häuschens. Sie lächelte beim Anblick der gusseisernen Stufe vor der Tür und der mit Geranien und Gänseblümchen bepflanzten Töpfe, die zweifellos dort hingestellt worden waren, damit sie sich willkommen geheißen fühlte.
    Angus kam heraus, um sie zu begrüßen, und sie fragte sich, ob es ein bewusstes Friedensangebot war. Er schien über die Maßen erfreut zu sein, sie zu sehen. Er warf ihr Küsschen durch die Luft zu, war

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