Erbspione vogelfrei
direkten Belange und um die ihnen anvertrauten Sicherheitszonen.
In der Hinsicht hatte die marsianische Dezentralisierungspolitik ihr Gutes. ZONTA würde sich wahrscheinlich hüten, die von Menschen erbauten Mondniederlassungen anzugreifen. Wer allerdings in seinen Einflußbereich geriet, bekam es zu spüren.
Wir landeten auf dem Großraumhafen weit außerhalb der riesigen Panzerplastkuppeln. Unter ihnen herrschte der gewohnte Druck, die erforderlichen Temperaturen, und vor allem gab es saubere Atemluft, die wir aus den Wasservorkommen des Mondes elektrolytisch gewannen.
Insoweit waren die irdischen Trabantenstädte autark. Mit dem unerschöpflichen Energieangebot der modernen Fusionsreaktoren konnte man fast alles erreichen – aber nur fast!
Die Nahrungsmittel- und Genußgüterversorgung war unser P roblem Nummer eins geblieben. In Luna-Port hielten sich zur Zeit über zehntausend Menschen auf. Nicht alle lebten in den Kuppeln unter freiem Himmel. Etwa die Hälfte aller Männer und Frauen hatte sich in die Hohlräume zurückgezogen, die wir mit modernen Baumaschinen in den Fels der nahen Berge gebrochen hatten.
Insofern hatten wir uns an die Technik der Marsianer gehalten. Die im Gestein eingebetteten Unterkünfte waren nicht so erdähnlich und atemberaubend wie die Druckhüllen, aber sie waren sicher.
Wir erhielten vom Hauptquartier Luna-Port die Anweisung, auf die langwierige Prozedur der Einschleusung zu verzichten und sofort ein startbereites Kurierboot der Space-Force aufzusuchen. Es stand wenige hundert Meter vom Landeplatz des Transporters entfernt.
»Der Plasmakreuzer mit Ihrem Kurier befindet sich in einer Orbitbahn, Sir«, wurde mir mitgeteilt. »Wir würden Ihnen vorschlagen, zum Zwecke der Zeitersparnis direkt bis zur Erde durchzufliegen. Wenn Sie oben umsteigen, verlieren Sie etwa eineinhalb Stunden. Ihre Anweisungen?«
»Direktflug. Der Kreuzer soll nachkommen. Muß er aufgetankt werden?«
»Nein, Sir. Der Strahlmassenvorrat reicht für den Heimflug. Okay, ich werde den Captain benachrichtigen. Viel Glück, Sir. Denken Sie einmal an uns, wenn ZONTA restlos den Verstand verliert.«
Diese Worte brannten in meinem Gehirn wie eine mahnende Flamme. Wir zwängten uns durch die Luftschleuse des knapp dreißig Meter langen, einstufigen Kurierbootes, das uns unter Mißachtung der normalerweise geltenden Flugbahn- und Brennstoffverbrauchsvorschriften in vier Stunden bis zur Erde bringen konnte. Meinetwegen sollte das schlanke, stummelflügelige Geschoß mit leeren Mediumtanks landen; aber ich wollte unter diesen Umständen so schnell wie möglich auf den Nevada-Fields eintreffen.
3.
Der 3. September 2010 war vor wenigen Minuten angebrochen. Es war jetzt Null Uhr vierzehn.
Hannibal und ich hatten uns nach dem kurzen Flug im antriebslosen und daher schwerelosen Zustand wieder angeschnallt. Das Kurierboot war zwar schnell, aber klein. In der bereits völlig überfüllten Zelle hatte man keinen Platz mehr gefunden, unsere neuen, vom Scheuning-Team entwickelten Andruckabsorber einzubauen.
Wir hatten uns bei der Konstruktion dieser Geräte an marsianische Vorlagen gehalten. Nachdem wir sie verstanden hatten, war es nicht mehr problematisch gewesen, die Beharrungskräfte zu absorbieren.
Das hatte aber vorerst nur für größere Schiffe Gültigkeit. Wir hatten die Beschleunigungswerte des Mondbootes in vollem Umfang zu ertragen gehabt. Zur Zeit sah es danach aus, als würden uns die beiden Piloten erneut strapazieren wollen.
»Eintauchmanöver in drei
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