Erbspione vogelfrei
temperierten Umgebung unterschieden.
Ich sah nach vorn; dorthin, wo noch vor wenigen Stunden die Sonnenstrahlung das Felsgestein berührt hatte.
Die ehemals hocherhitzten Flächen erschienen mir strahlend hell. Ich konnte jede Einzelheit unterscheiden.
Durch die fehlende Lufthülle gibt es auf dem Erdtrabanten keine Dämmerung oder eine Lichtstreuung, die im Schatten liegende Ecken ebenfalls erhellt. Man kann nur dort von Tageslicht sprechen, wo die Sonnenstrahlung direkt einfällt.
Für uns war dieses Gesetz nicht mehr gültig! Wir konnten in tiefe Winkel und Schluchten hineinsehen, obwohl sie sicherlich niemals von einem Lichtstrahl getroffen worden waren.
Sie waren aber durch die Leitfähigkeit des Bodens mindestens um einige Grade höher erwärmt worden als beispielsweise tausend Meter tiefe Abgründe.
Infolgedessen konnten wir »hineinsehen«. Es war ein atemberaubendes Erlebnis, das mich für einige Augenblicke die tatsächliche Situation vergessen ließ.
Das war jedoch nicht alles. Der zweite Faktor unserer Nachtsichtigkeit hatte ebenfalls angesprochen.
Die winzigen, von den wenigen sichtbaren Sternen stammenden Lichtspuren reichten aus, uns weitere Landschaftseinzelheiten erkennen zu lassen. Dieses Umschalten zu einer rein geistigen Laserverstärkung war sicherlich für die heftigen Schmerzen verantwortlich gewesen.
Hannibal richtete sich auf. Ich konnte ihn trotz der Dunkelheit so deutlich sehen, als stünde er am sonnenbeschienenen Strand der tropischen Henderwon-Insel, unserem Trainingsquartier.
»Wie wirke ich?« fragte er an und reckte seine kleine Gestalt.
»Apoll war gegen dich ein jämmerliches Menschlein, überhaupt nicht göttlich. Wolltest du das hören. Giftzwerg?«
»Den Nachsatz hättest du für dich behalten können. Ich – Vorsicht, Ortung!«
Über dem Ringgebirge, in dessen Krater wir uns befanden, tauchte ein feuerspeiendes Gebilde auf. Wir sahen es klar und deutlich; wie vom Sonnenlicht eingefangen.
Die Wärmeabstrahlung des Mondtransportes war hoch genug, um sogar minderwertige Infrarotgeräte ansprechen zu lassen. Unsere modifizierten Gehirne schienen aber nicht minderwertig zu sein.
Ich rief die Besatzung der unförmigen Maschine an. Sie gehörte zu den älteren Konstruktionen in Gitterbauweise.
Sie schwebte über den Kraterwall und blieb stehen. Die Flammenzungen aus den veralteten kernchemischen Hubtriebwerken verliehen ihr im luftleeren Raum einen sicheren Halt.
»Haben Sie Roboter gesehen, Sir?« fragte der Pilot über Sprechfunk an.
»Nein, hier ist die nicht vorhandene Luft rein. Landen Sie. Wir haben es eilig.«
Minuten später befanden wir uns in der engen Passagierkabine des Transporters. Er nahm Fahrt auf und raste in den Himmel mit Kurs auf unsere nahe dem Mondsüdpol liegende Großstation Luna-Port.
Die beiden Piloten, sie gehörten zu einer Nachschubstaffel der Eliteeinheit, verhielten sich schweigsam. Ich verzichtete darauf, ihren Bewußtseinsinhalt zu sondieren. Aus den wenigen Bemerkungen hatte ich entnehmen können, daß die Männer nahe dem Zonta-Haupteingang nervenzermürbende Dinge gesehen hatten.
Der vor uns liegende Horizont erhellte sich. Die Sichel der Erde wurde erkennbar. Wenig später überflutete uns grelles Sonnenlicht.
Luna-Ports Druckkuppeln waren unangetastet. Bis hierhin reichte die Macht des Robotgehirns nicht, vorausgesetzt es kam nicht auf die Idee, seine Truppen gegen uns loszuschicken.
Nach unseren Erfahrungen mit marsianischen Großrobotern zu urteilen, kümmerten sie sich ausschließlich um ihre
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