Erbspione vogelfrei
meinen Ohren, wie das bei einer Unterhaltung mit geschlossenen Druckhelmen üblich war.
»Hier gibt es atembare Luft. Was sagst du nun? Spinnt ZONTA, oder ist das Ding noch als normal zu bezeichnen?«
Ich gab es auf, über das neuerliche Phänomen nachzudenken. Der Aufstieg begann.
Nach etwa einer Stunde erreichten wir die Endkammer. Sie war geräumig, mit Kommunikationsanlagen ausgestattet und mit der gewohnten Zonta-Atmosphäre angefüllt. Weshalb hatte das Kommandogehirn diese Zone nicht ebenfalls abgeblasen? Hatte es mit seinem ungeheuren positronischen »Scharfsinn« etwa damit gerechnet, daß wir diesen Weg wählen würden?
Hatte der Großrechner als logisch ermittelt, daß uns keine andere Wahl blieb, nachdem die bekannten Haupteingänge durch Schutzschirme abgeriegelt waren?
Wenn ZONTA aber so fürsorglich »gedacht« hatte – weshalb waren wir von dem Roboter überhaupt angegriffen worden? Viel hätte nicht gefehlt – und wir wären in seinem Feuerorkan aufgelöst worden.
Hannibal schien ähnlichen Überlegungen nachzugehen. Ehe er jedoch ein Wort dazu äußern konnte, bemerkte ich ein violettes Blinken. Eine der Ruflampen begann zu flackern.
Ich riß instinktiv die Waffe hoch. Weiter rechts befanden sich zwei Stahltore.
Hannibal deutete auf einen der vielen Bildschirme, auf dem das Symbol des Kommandorechners zu sehen war; einer elektronisch-positronischen Schaltanlage mit Abmessungen, daß unsere größten Montagehallen für den Raumschiffsbau nicht ausgereicht hätten, um all die vielen Einheiten aufzunehmen.
Ich schaltete schleunigst mein Außenmikrophon ein. Es funktionierte in der Kunstatmosphäre tadellos.
»ZONTA an Brigadegeneral Thor Konnat«, vernahm ich die typisch modulationslose Stimme des mechanischen Kommandeurs. »Ich habe mich entschlossen, Ihnen Leben und Freiheit zu gewähren. Ihre Befehlsberechtigung wird aufgehoben. Verlassen Sie die zu meinem Bereich gehörenden Anlagen.«
Das war alles, was uns ZONTA mitzuteilen hatte. Meine erregten Fragen blieben unbeantwortet. Der Bildschirm verdunkelte sich. Das Leuchtsymbol verschwand.
Hannibal lachte sarkastisch auf. Die Art, wie er die Strahlwaf fe zur Seite legte und die Hände in die Werkzeugaußentaschen der Montur zu schieben versuchte, verriet mir seine Stimmung.
»Früher hätte man dazu ›dicker Hund‹ gesagt«, nörgelte er. »Was soll das?«
Kinys zweiter Anruf enthob mich einer Antwort.
»Der Gebirgssektor, wo der von Ihnen erwähnte Fluchtstollen münden muß, ist nicht abgeschirmt«, teilte sie mit. »Oberst Nikentrak schickt Ihnen einen Transporter. Geben Sie ihm Peilzeichen. Hier habe ich auch eine neue Anweisung, Sir. Wenn Sie früher nach Luna-Port kommen als wir mit unserem Kreuzer, sollen Sie nicht auf uns warten, sondern sofort zur Erde starten.«
Wir sahen uns stumm an.
»Der Alte hat es sehr eilig, wie?« spöttelte Hannibal schließlich. Sein von Sommersprossen übersätes, faltiges Gesicht wirkte hinter dem leicht verzerrenden Kunststoff des Helmes gnomhaft. »Ob wir das wollen, oder ob wir erschöpft sind, ist wohl uninteressant. Großer, auf der alten Erde ist etwas los, verlaß dich darauf! Wenn das nicht der Fall wäre, hätten die Herren von der militärischen Mondbesatzung längst massive Waffen eingesetzt. Mit dem Robotergeplänkel kommen die nämlich nicht weiter. Nikentrak ist zurückgepfiffen worden. Das dürfte auch für die Kommandeure der asiatischen und russischen Stationen zutreffen. Die Europäer arbeiten sowieso mit uns Hand in Hand. Worauf wartest du noch?«
Er deutete einladend auf die erste Tür der
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