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Erbspione vogelfrei

Erbspione vogelfrei

Titel: Erbspione vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Mi­nu­ten, Sir«, hat­te der jun­ge Cap­tain vor ei­ni­gen Au­gen­bli­cken durch­ge­ge­ben.
    Han­ni­bal über­prüf­te schimp­fend den Sitz sei­ner An­schnall­gur­te. Das Kon­tur­la­ger be­saß wie­der die Form ei­nes hoch­leh­ni­gen Ses­sels, was sich aber mit stei­gen­der Brems­be­schleu­ni­gung er­fah­rungs­ge­mäß än­dern wür­de.
    Das Boot schoß mit dem Heck vor­an auf die obers­ten Schich­ten der Erdat­mo­sphä­re zu. Kurz dar­auf aber schie­nen die bei­den Bild­schir­me der Au­ßen­bord­be­ob­ach­tung zu krei­seln; ein Zei­chen da­für, daß die zwei­te Um­len­kung be­gann. Es war das ei­gent­li­che Ein­tauch­ma­nö­ver.
    Der größ­te Teil un­se­rer ho­hen Über­schuß­fahrt war durch den ent­ge­gen­ge­setz­ten Schub des Haupt­trieb­wer­kes auf­ge­ho­ben wor­den.
    Der Rest von et­wa zehn­tau­send Ki­lo­me­ter pro Stun­de soll­te mit Hil­fe des ae­ro­dy­na­mi­schen Ein­tauch­flu­ges un­ter Aus­nut­zung des Luft­wi­der­stan­des ab­sor­biert wer­den.
    Da­bei war es wich­tig, die ers­ten Gas­mo­le­kü­le der obers­ten Erdat­mo­sphä­re im rich­ti­gen Win­kel an­zu­schnei­den.
    Tauch­te man zu »spitz« ein, be­stand die Ge­fahr des Ver­glü­hens. Wur­de der Win­kel zu stumpf, wür­den wir ga­ran­tiert wie ein Ball vom ge­spann­ten Netz ab­pral­len und in den lee­ren Raum zu­rück­ge­schleu­dert wer­den.
    Be­rech­nun­gen und Ma­nö­ver die­ser Art mu­te­te man den Pi­lo­ten nicht oder nicht mehr zu, es sei denn im aku­ten Ge­fah­ren­fall. Dann kam es noch auf das per­sön­li­che Kön­nen und das Fin­ger­spit­zen­ge­fühl an.
    Nor­ma­ler­wei­se kam im Jah­re 2010 kein Mensch mehr auf die Idee, den »Hecht­sprung« – wie un­se­re Kos­mo­nau­ten sag­ten – oh­ne ei­ne ta­del­los funk­tio­nie­ren­de Au­to­ma­tik durch­zu­füh­ren.
    Ich be­rei­te­te mich auf stei­gen­de Tem­pe­ra­tu­ren, das für mich ner­ven­stra­pa­zie­ren­de Gur­geln der Kühl­um­lauf-Flüs­sig­keit und das be­gin­nen­de Pfei­fen ver­dräng­ter Luft­mas­sen an den Flä­chen- und Sei­ten­leit­werks­kan­ten vor.
    Wir wür­den nach der Art ei­nes Flug­zeu­ges ein­tau­chen, die Er­de ein­mal um­flie­gen und punkt­genau lan­den. Die größ­ten Ge­fah­ren wa­ren jetzt schon über­stan­den.
    In Er­war­tung des un­wei­ger­lich Kom­men­den riß mich ein plötz­li­ches Donner­ge­tö­se aus mei­nen Ge­dan­ken, die der be­vor­ste­hen­den Lan­dung weit vor­aus­ge­eilt wa­ren. Ich fuhr auf und lausch­te.
    »Auch das noch«, hör­te ich Han­ni­bal über die BzB-An­la­ge sa­gen. Ich ver­nahm sei­ne Stim­me im vor­schrifts­mä­ßig ge­schlos­se­nen Helm des Raum­an­zu­ges. Plötz­li­che Druck­ver­lus­te als Fol­ge win­zigs­ter Zel­len­ris­se wa­ren noch nie­mand gut be­kom­men. Die­ser Ge­fahr hat­ten wir vor­zu­beu­gen.
    Ich wur­de hart ge­gen die Pols­ter ge­preßt. Vor mei­nen Au­gen ent­stand das ty­pisch ro­te Wal­len des über­be­las­te­ten Kreis­lau­fes.
    Die Rücken­leh­ne gab nach und senk­te sich. In fla­cher Kör­per­hal­tung war ich den Ti­ta­nen­fäus­ten ei­ner un­ver­hofft ein­tre­ten­den Be­schleu­ni­gung aus­ge­setzt.
    Ich woll­te mich er­kun­di­gen, brach­te aber kei­nen Ton über die Lip­pen.
    Das schnel­le Raum­boot schoß wie­der ins All zu­rück. Das spon­tan an­ge­lau­fe­ne Haupt­trieb­werk hat­te es aus dem so­eben erst be­gon­ne­nen Lan­de­an­flug her­aus­ge­ris­sen.
    Ich dach­te für den Bruch­teil ei­ner Se­kun­de an un­se­ren fast auf­ge­brauch­ten Strahl­mas­sen­vor­rat. Ir­gend et­was muß­ten wir ha­ben, was wir ato­mar auf­hei­zen und un­ter ho­hem Ex­pan­si­ons­druck aus­sto­ßen konn­ten. An­ders war ei­ne wir­kungs­vol­le Schub­leis­tung noch nicht zu er­zie­len, denn mit der mar­sia­ni­schen Voll­pro­to­nen-An­ti­ma­te­rie-Tech­nik konn­ten wir lei­der bis­her nichts an­fan­gen. Das Prin­zip war ei­ni­ger­ma­ßen klar, die Um­set­zung in die Pra­xis vol­ler Pro­ble­me al­ler Art.
    Ich ver­warf die Über­le­gun­gen. Sie gin­gen mich nichts an. Der Kom­man­dant die­ses Boo­tes wür­de wis­sen, wie weit er ge­hen konn­te. Die of­fen­bar un­ver­hofft

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