Erbspione vogelfrei
nach draußen führenden Luftschleuse. Ich bewegte sie mit einem Telepathieimpuls. Anders ließ sie sich nicht öffnen. Das bewies einmal mehr, daß diese Notausgänge nicht für jedermann bestimmt gewesen waren. Lediglich hohe Persönlichkeiten des Mars hatten entsprechende Geistesgaben oder technische Schlüsselgeräte besessen.
Das Schott glitt lautlos auf.
Wir warteten mit schußbereiten Waffen, aber auch hier schien alles in Ordnung zu sein.
Der Druckausgleich erfolgte in Sekunden. Als die letzten Reste der Atmosphäre abgesaugt waren, sprach das Außenschott auf einen zweiten Paraimpuls an.
Es war in eine kahle Felswand eingelassen und hervorragend getarnt. Von außen hätten wir diesen Zugang niemals finden können.
Ich wartete, bis sich das infolge der Felstarnung über zwei Meter dicke Tor in die dafür vorgesehene Bodenöffnung geschoben hatte.
»Vorsicht, Kontrollschranke!« warnte mich Hannibal.
Ich hatte das Flimmern auch bemerkt. Wenn ZONTA jetzt sein »Wort« brach und die Abwehreinrichtung nicht abschaltete, hatten wir verloren. Zumindest wäre es nicht ratsam gewesen, den Todesstreifen zu überschreiten.
Ich preßte meine Handfläche gegen die Individual-Kontaktplatte. Sie war rechts von mir in die stählerne Wand der Schleuse eingelassen und von einer hellroten Symbollinie gekennzeichnet.
Das Flimmern erlosch. Der Weg war frei. ZONTA schien sich an die Anweisungen zu halten, die er sich selbst gegeben hatte.
Mir war unterdessen klargeworden, daß dem Großrechner anscheinend gar keine andere Wahl geblieben war, als uns ungeschoren zu lassen. Er konnte sich über seine Grundprogrammierungen innerhalb seines internen Sicherheitsstufenbereiches nicht hinwegsetzen.
Die Aufbauschaltung, wie wir dazu sagten, gebot ihm, Personen von über fünfzig Neu-Orbton unangetastet zu lassen. Normalerweise hätte ZONTA sogar auf die Befehle meines Kodators hören müssen. In diesem Falle schien allerdings eine andere Justierung mit überlappendem Machtfaktor vorzuliegen.
Hannibal stand bereits draußen. Weit und breit war kein Kampfroboter zu sehen.
Über der Rückseite des Mondes war die lange Nachtperiode angebrochen. Es war stockfinster.
Als ich meine Augen besonders anstrengte – zweckloserweise, wie mir mein Gefühl sagte – kam es zu einem Phänomen. Es überraschte mich ebenso wie andere Eindrücke dieser Art in den GWA-Versuchslabors.
Ich fühlte einen brennenden Kopfschmerz, der immer stärker wurde. Schließlich konzentrierte sich das Brennen und Bohren auf beide Augen und die Schläfenpartien. Das heftige Ziehen im Hinterhaupt wurde davon überlagert.
Da wir unsere Helmfunkgeräte eingeschaltet hatten, konnte ich Hannibals Stöhnen hören. Langsam sank er nieder, stützte die Hände auf den Felsboden und kam auf den Knien zur Ruhe.
Auch ich fühlte diesen alles überlagernden Schwindel, der es mir kaum erlaubte, mich länger auf den Beinen zu halten.
Ich kämpfte energisch dagegen an und unterdrückte den Brechreiz. Endlich wurde es besser. Als die Schmerzen nachließen, hatte sich in meinem für das bewußte Sehen verantwortlichen Gehirnsektor etwas geändert.
Hannibal und ich wußten seit einigen Wochen, daß wir im Verlauf unserer fortschreitenden Paraausbildung nachtsichtig geworden waren. Wir reagierten neuerdings auf Wärmestrahlungen im Infrarotbereich und konnten noch nach vielen Stunden die Thermoabdrücke von abgestellten Kraftfahrzeugen oder anderen Gegenständen ausmachen. Wichtig war nur, daß sich Körper dieser Art durch einen Wärmestau von der gleichmäßig
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