Erbspione vogelfrei
Kleidung zu tragen.
Der normale Farbton der Metallkugel hatte sich verändert. Sie leuchtete nun in einem tiefen, warnenden Rot. Wenn aber marsianische Konstrukteure dieses Dunkelrot für angebracht hielten, hatte es seinen besonderen Grund.
Für die Marsbewohner war der Farbton wahrscheinlich das Symbol des Schreckens gewesen. Wenn sie vor etwas warnen, oder die Überlastung einer Maschine anzeigen wollten, wählten sie diese Farbabstufung.
Mein Individualschirmprojektor war demnach hochgradig überlastet. Wahrscheinlich stand seine Mikromaschinerie dicht vor dem Zusammenbruch. Ihre Leistung war zwar phänomenal, für die Einwirkung schwerer Roboterwaffen auf die Dauer aber nicht geeignet.
Ich empfing einen auffordernden Paraimpuls. Hannibal war noch bei Besinnung. Er rief mich scharf und nahezu schmerzhaft an.
»Er dreht ab, Großer. Bist du munter? Großer …!«
»Alles okay«, röchelte ich. »Raus hier. Wir liegen mitten in der Lavaflut. Die Beine anheben, Kleiner, schnell! Du sollst die Beine anheben! Das verflüssigte Gestein erstarrt bereits wieder. Wenn du davon umschlossen wirst, ist Feierabend.«
Er riß beide Beine gleichzeitig zur Seite. Von seinem ebenfalls rotleuchtenden Schutzschirm lief eine zähflüssige Masse nach unten. Es war ein unwahrscheinlich anmutender Vorgang, der einem normalen menschlichen Gehirn eigentlich zu viel abverlangte.
Ich starrte fasziniert auf den sich fladenartig ziehenden Brei. Die Bewegungen des Kampfroboters registrierte ich am Rande der Geschehnisse.
Eins war klar: Eine Maschine von dieser Typgattung und Größenordnung zu vernichten, war mit normalen irdischen Waffen ein Problem. Innerhalb der ringförmigen Kommunikations- und Ortungsleiste der langgestreckten Kopfkonstruktion gab es nur zwei Punkte, die man mit einem Explosivgeschoß erreichen und wirkungsvoll zerstören konnte. Die denebischen Konstruktionen waren in dieser Hinsicht wesentlich anfälliger gewesen.
Unser »Freund« war jedoch ein Erzeugnis des Roten Planeten; also vollkommen bis zum Maximum des Erreichbaren.
Das war auch der Grund, warum ich nicht längst geschossen hatte. Die Kopfhaltung war so ungünstig, daß ich auf keinen Fall einen der beiden Kontaktpunkte getroffen hätte.
Die schußbereite Thermorakpistole, geladen mit zwölf Explosiv- und zwölf Thermonital-Miniraketen, nützte mir in diesen Augenblicken überhaupt nichts. Es gab kein Ziel.
»Er gibt wirklich auf«, wiederholte Hannibal auf telepathischer Ebene. »Warum? Ich verstehe nichts mehr. Übrigens steht diese Halle nicht mehr unter Druck. Die Luft ist durch die plötzlich aufklaffenden Felsrisse gesaust wie ein wütender Keiler durch die Beine des Fleischers. Was soll das eigentlich bedeuten? Ist das Zonta-Gehirn verrückt geworden? He, ich warte auf eine Antwort. Bist du wirklich in Ordnung?«
Die Art der Bemerkungen und Fragestellung war für Hannibal typisch.
Ob er sich wohl vorstellen konnte, daß mich die Phänomene ebenfalls beschäftigten? Fest stand, daß unser bisheriger »Freund«, das Hauptsteuergehirn der Mondstadt Zonta, nicht mehr so funktionierte, wie wir es seit einigen Jahren gewöhnt waren. Warum aber?
Ein stationärer Riesenroboter von dieser Bauart mußte »wissen«, daß der plötzliche Druckabfall den Tod für einige tausend Menschen bedeuten konnte. Jedermann, der sich im Augenblick der Katastrophe nicht in hermetisch abgeriegelten Kommando- oder Wohnstationen aufgehalten hatte, mußte den Geschehnissen zum Opfer gefallen sein.
Über diese Dinge dachte ich jetzt nur am Rande nach. Zusammen mit Hannibal kroch ich
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