Erbspione vogelfrei
Aufschlag hörten wir ebenfalls nicht, aber die Explosion war einwandfrei zu sehen.
»Aus«, vernahm ich Hannibals Paraimpuls. »Reden wir nicht mehr darüber. Das hat Nerven genug gekostet. Was wird hier gespielt?«
»Achte auf dein Lebenserhaltungssystem«, antwortete ich geistesabwesend. »Helm schließen, auf Autarkbeatmung umschalten. Wenn die Schirme zusammenbrechen, will ich möglichst keinen explosiven Druckverlust erleben.«
Er folgte meiner Aufforderung. Da die flexiblen Schirme unseren Handbewegungen nachgaben, war es kein Problem, innerhalb der Energiehülle die Helme über den Kopf zu kippen.
Ich blickte auf die eingebauten Kontrollanzeigen hinunter. Es war alles in Ordnung. Das Zischen des einströmenden Sauerstoffes stimmte mich sogar zuversichtlich.
Hannibal stand am Rande der Hochstraße und spähte in die Maschinenhallen hinunter. Weit und breit war niemand zu sehen.
»Die Wartungsroboter sind ebenfalls verschwunden«, gab er telepathisch durch. »Zonta muß völlig kurzgeschlossen haben. Willst du den verrückt gewordenen Blechhaufen nicht anrufen?«
Nein, das wollte ich zu diesem Zeitpunkt unterlassen. Statt dessen schaltete ich die Visiphonanlage des Raumanzuges ein. Innerhalb des Helmes schob sich ein kleiner Bildschirm in mein Blickfeld. Mein Anrufsymbol wurde darauf sichtbar.
»Brigadegeneral Thor Konnat, GWA-ZBV, an Terra-Zentrale Zonta. Melden Sie sich. Melden Sie sich! Wie sieht es bei Ihnen aus?«
Auch Hannibal aktivierte sein Gerät. Ich vernahm einige gemurmelte Verwünschungen, hinter denen er seine Panik verbarg.
Ich mußte die sonst recht sprechfreudige und schnell reagierende Zentralebesatzung dreimal anrufen, ehe jemand antwortete. Endlich meldete sich ein junger Offizier der Eliteeinheit Luna Port. Ich kannte ihn flüchtig.
Sein hinter dem Schutzhelm erkennbares Gesicht wirkte angespannt. Schweißperlen bedeckten seine Stirn. Während er in seine Aufnahme sprach, nestelte er an den Magnetverschlüssen eines raumpanzerähnlichen Kampfanzuges herum.
In seiner Griffweite bemerkte ich einen marsianischen Hochenergiestrahler.
»Leutnant Donalds, Sir«, keuchte er in das Mikrophon. »Sie haben es also überlebt. Glück gehabt, Sir. Ich bin der letzte Mann der Zentralebesatzung.«
»Was?« schrie ich fassungslos.
Er lachte mit einem hysterisch klingenden Unterton.
»Sie haben richtig verstanden, Sir, der letzte Mann! Ich trug zufällig einen Kampfpanzer, weil ich mit einem Kommando zum Punkt ISLO hinausfahren wollte. Alle anderen saßen auf ihren Stationen, natürlich ungeschützt. Der Druckverlust trat so schnell ein, daß niemand rechtzeitig reagieren konnte. Der Steuerroboter muß Klappen geöffnet haben, von deren Existenz wir keine Ahnung hatten. Das war planmäßiger Mord, Sir.«
»Wie sieht es im Wohntrakt aus? In den wissenschaftlichen Stationen, Forschungslabors und so weiter?« erkundigte ich mich.
»Übel, Sir. Ich habe nur vier Personen erreichen können. Die von uns installierten Leitungsverbindungen sind unangetastet, aber es meldet sich niemand mehr. Dann ist noch etwas …!«
Ich hielt die Luft an. Hannibal stand neben mir wie eine Statue. Seine Augen schienen zu brennen.
»Was, was ist sonst noch?« drängte ich verzweifelt.
»Vor meiner Kampfstation kamen zwei Männer an. Sie trugen Schutzanzüge. Wahrscheinlich gehörten sie zu einem Archivkommando. Sie wurden von Kampfrobotern erschossen, ehe ich die Druckschleuse öffnen konnte. Passen Sie auf, Sir! Draußen wimmelt es plötzlich von Marsrobotern. Ich orte dauernd Ener gieentladungen. Die schießen auf alles, was sich
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