Erbspione vogelfrei
möglichst schnell aus der Glutzone heraus. Den Roboter behielten wir im Auge, aber noch bot er uns keine Chance für einen gezielten Schuß. Die hintere Hälfte seiner Ortungsleiste war für unsere Zwecke unbrauchbar.
Dann blieb er unverhofft stehen. Ich bemerkte erneut das eigentümliche Zögern. Dachte er über seinen Feuerüberfall nach? Konnte er überhaupt Rechenvorgänge durchführen, die man als »denken« bezeichnen konnte? Wir hatten es noch nicht ergründen können.
Er wandte den klobigen Oberkörper. Die Kopfdrehung erfolg te blitzartig.
Ich ahnte, daß wir einem zweiten Beschuß aus den schweren Energiewaffen nicht mehr entrinnen würden – trotz unserer Schutzschirme. Die Projektoren leuchteten wieder in ihrem normalen Farbton, aber das mußte sich beim Aufprall der sonnenheißen Atomfluten sehr schnell ändern. Außerdem waren die Geräte durch die neue Zustandsform in der Maschinenhalle ohnehin belastet. Die Schutzschirme hatten immerhin das entstandene Vakuum abzuwehren und den Innendruck des Lebenserhaltungssystems zu halten.
Hannibal hüllte sich in Schweigen. Er hatte genau erfaßt, daß ein Entkommen nicht mehr möglich war. Die Maschine stand zu nahe.
Ich lauerte mit verzweifelter Spannung. Den einen Punkt innerhalb der Sichtleiste konnte ich nun erkennen, auf keinen Fall aber schon treffen. Das MA-Metall des Körpers war überhaupt nicht angreifbar, wenigstens nicht für irdische Waffen oder Werkzeuge. Ich mußte exakt jenes grünschillernde Pünktchen treffen, oder es war alles vergebens.
»Abwarten«, gab ich an Hannibal durch. »Er muß sofort fallen, oder es ist vorbei.«
Ich sah den Kleinen zustimmend nicken. Meine Blicke ruhten weiterhin auf der Sichtleiste. Sie flimmerte so stark, daß der eine Punkt kaum noch zu erkennen war. Der Roboter ortete.
Ich hatte die langläufige Thermorak auf den linken Unterarm gelegt und das Mikro-Reflexvisier eingeschaltet. Es erlaubte einen haargenauen Schuß, allerdings mußte man Zeit zum Zielen haben.
Als die Kommunikationsleiste der Kampfmaschine zu Irrlichtern begann, wurde es höchste Zeit. Ich zog ruckfrei durch.
Die Mikrorakete peitschte aus dem Führungslauf. Die Abgase umwaberten das Mündungs-Umlenkgitter und blendeten mich. Dennoch war der Treffer deutlich zu sehen.
Das Geschoß drang lediglich mit der Spitze in die Leuchtleiste ein und explodierte sofort. Ich wartete auf den Knall, vernahm aber keinen. Erst jetzt fiel mir wieder ein, daß wir uns neuerdings in einem luftleeren Raum befanden.
Hannibal feuerte ebenfalls. Er jagte eine Zwölfer-Serie von Explosivgeschossen in mein Schußloch.
Die Kampfmaschine stand plötzlich reglos vor uns. Qualmwolken drangen aus der größer gewordenen Beschußöffnung hervor.
Hannibal schrie auf. Der Roboter erhob die beiden unteren Waffenarme. Es geschah ruckartig und wirkte unkontrolliert – aber er handelte!
Ohne zu zögern, betätigte ich den Abzug. Elf Projektile explodierten auf dem anvisierten Punkt, trotzdem wollte der Gigant nicht fallen. Wahrscheinlich war die Sprengwirkung doch zu gering, um wichtige Schaltelemente zerstören zu können.
Hannibal schaltete seine Waffe auf Thermonitalgeschosse um und riß sie erneut hoch – doch da geschah es!
Ein blendender Blitz zuckte aus der Schußöffnung hervor. Der Roboter begann zu wanken, um schließlich haltlos zu stürzen. Unkontrollierte Bewegungen, ausgelöst von einer teilweise beschädigten Positronik, ließen ihn zum Rand der Hochstraße rollen und abstürzen.
Ich schaute dem hinabwirbelnden Körper mit einem Gefühl dumpfer Erleichterung nach. Den
Weitere Kostenlose Bücher