Erbspione vogelfrei
Ihrer Auffassung unangenehmen Dingen nötigen. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
»Können Sie das auch halten?« zweifelte ich spöttisch. »Professor, wir sind über die letzten Wahnsinnsforderungen der Tombaal und die späteren Massaker informiert. Sie haben Flugzeuge abstürzen lassen. Atomkraftwerke in aller Welt in die Luft gejagt, Staudämme atomar gesprengt und über fünfhundert Persönlichkeiten entführt. Sie nehmen doch wohl nicht ernsthaft an, daß wir Ihrem Versprechen Glauben schenken?«
Ich traute meinen Augen nicht! Der fähige Wissenschaftler zerbiß sich in unbewußter Reaktion auf meine Vorwürfe derart heftig die Unterlippe, daß Blutstropfen hervorquollen.
»Mr. Maykoft, bitte erklären Sie die veränderte Situation«, sagte er erregt. »Beeilen Sie sich.«
»Wir werden Sie nicht antasten«, bekräftigte Maykoft ernst. »Die Dinge, die Sie erwähnt haben, gehören der Vergangenheit an. Vernünftige Kräfte innerhalb der Tombaal haben die bisherigen Anführer im Handstreich überwältigt. Manche wurden getötet, weil uns keine andere Möglichkeit blieb, die anderen wurden inhaftiert. Sie sollten wissen, daß seit etwa drei Monaten keine Untaten mehr geschehen sind. Die Geiseln wurden entlassen. Hier herrscht jetzt ein neuer Geist.«
»So! Aber finanzielle Forderungen an die ehemaligen Koloni almächte stellen Sie nach wie vor.«
Er musterte mich von oben bis unten.
»Haben Sie etwas dagegen? Wir verhandeln, aber wir morden nicht mehr. Ist das in Ihren Augen verwerflich? Sie sollten wissen, daß Afrika viel aufzuholen hat. Das kostet Geld. Wir möchten gern langfristige und zinsgünstige Kredite, noch lieber einmalige Abfindungen ohne Rückzahlungsverpflichtungen. Und nun verschonen Sie mich mit weiteren Fragen, Dr. Nang-Tai. Ich finde es überhaupt erstaunlich, daß ein Gesetzesbrecher von Ihrem Format über die Untaten der ehemaligen Tombaal-Beherrscher nachdenkt. Wie vereinbart sich diese Haltung mit Ihren Maßnahmen auf dem Mond? Haben Sie schon gehört, daß dort mittlerweile über zwanzigtausend Menschen gefallen sind; erschossen von marsianischen Robotern, die Sie schalttechnisch auf den Weg geschickt haben?«
»Sie meinen das Kommandogehirn ZONTA«, berichtigte ich ihn, innerlich aufgewühlt.
Tatsächlich – ein Gangster, wie ich ihn zu schauspielern hatte, sollte sich wirklich nicht über die Greueltaten der Tombaal aufregen. Im Gegenteil – ich hatte den Dingen achselzuckend zuzustimmen. Mir war ein krasser Fehler unterlaufen.
»Wie schön, daß du auch einmal am Spucknapf vorbei schießt«, meldete sich Hannibal sarkastisch. »Sei vorsichtiger.«
»Entschließen Sie sich, Doktor«, drängte Maykoft. »Ihre Abwehrschirme werden schneller zu Verrätern, als Sie vielleicht annehmen.«
»Ich kenne die Möglichkeit der Raum- und Luftüberwa chung«, wies ich ihn ab. »In der Tat, die Maßnahmen Ihrer Organisation sollten mir gleichgültig sein. Es stört mich allerdings etwas, daß Sie plötzlich so friedfertig wurden. Sie kennen meine Wünsche! Ich möchte zum Mond, um das noch fehlende Kommandogerät zu holen. Daher richte ich an Sie zum letzten Mal die mich interessierende Frage: Sind nichtirdische Fremdintelligenzen angekommen und von Ihnen in Sicherheit gebracht worden oder nicht?«
Graham G. Maykoft schwieg auch diesmal. Ich bemerkte, daß er angestrengt überlegte.
Professor Barghe Nohrm nahm ihm die Entscheidung ab.
»Sie vermuten richtig. Ja, wir haben das Schiff eingepeilt, die Landung arrangiert und in den hiesigen Großhangars für eine ortungssichere Abstellmöglichkeit gesorgt.«
Ich atmete
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