Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbspione vogelfrei

Erbspione vogelfrei

Titel: Erbspione vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
ge­mein­hin von An­ar­chis­ten­grup­pen zu ma­chen pflegt. Sie wa­ren nicht ge­walt­tä­tig, be­nah­men sich wie zi­vi­li­sier­te Men­schen und be­sa­ßen fast aus­nahms­los ei­ne über­durch­schnitt­lich gu­te Bil­dung. Vie­le un­ter ih­nen hat­ten Hoch­schul­di­plo­me er­wor­ben.
    Wie paß­te das mit der ver­ru­fe­nen Mord­or­ga­ni­sa­ti­on der Tom­baal zu­sam­men?
    Die Lö­sung der Fra­ge wä­re über­haupt nicht pro­ble­ma­tisch ge­we­sen, wenn wir nur ein­mal ei­ne Ge­dan­ken­spio­na­ge hät­ten durch­füh­ren kön­nen.
    In dem La­by­rinth schi­en es aber kei­nen Men­schen zu ge­ben, der nicht Tag und Nacht einen An­ti­tron-Helm ge­tra­gen hät­te, der je­den Ver­such schei­tern ließ.
    Wir ka­men nicht an das Geis­tes­gut der über tau­send Men­schen her­an. Un­se­re bes­te und schärfs­te Ein­satz­waf­fe war in­fol­ge­des­sen stumpf ge­wor­den.
    Der Nu­bi­er, Pro­fes­sor Bar­ghe Nohrm, war ein Gent­le­man vom Schei­tel bis zur Soh­le. Die an­de­ren ihm na­he­ste­hen­den Afri­ka­ner be­nah­men sich nicht we­ni­ger kor­rekt. Vie­le an­we­sen­de Eu­ro­pä­er, Ame­ri­ka­ner und Asia­ten zeig­ten ei­ne zu­ver­sicht­li­che Hei­ter­keit, die mich an mei­ner Auf­ga­be noch mehr zwei­feln ließ als zu­vor.
    Wenn die­se Men­schen für den Ter­ror auf Mond und Mars ver­ant­wort­lich wa­ren, dann woll­te ich all mei­ne Er­fah­run­gen als lang­jäh­ri­ger GWA-Schat­ten über Bord wer­fen.
    Zu die­sen Tat­sa­chen kam et­was hin­zu, was mir all­mäh­lich pein­lich wur­de!
    Han­ni­bal und ich, die plan­mä­ßig zu Ban­di­ten ab­ge­stem­pel­ten Ex­per­ten über die mar­sia­ni­sche Hin­ter­las­sen­schaf­ten, wur­den mit ei­ner Zu­rück­hal­tung be­han­delt, aus der wir ein­deu­tig ei­ne ge­wis­se Ver­ach­tung her­aus­le­sen konn­ten. Ei­ni­ge Mit­glie­der der Tom­baal-Or­ga­ni­sa­ti­on gin­gen so­gar so weit, sich sehr höf­lich aber klar von uns zu di­stan­zie­ren. Man woll­te mit den Mas­sen­mör­dern, die wir in­fol­ge un­se­rer an­geb­li­chen ZON­TA-Pro­gram­mie­run­gen zu sein hat­ten, nichts zu tun ha­ben.
    Man dul­de­te uns, doch das war auch al­les!
    Ich hat­te an­ge­nom­men, mit cha­rak­ter­lo­sen Ver­bre­cher­ty­pen ver­han­deln zu müs­sen. Nichts von dem war der Fall. Man bot uns kei­ne schmut­zi­gen Ge­schäf­te an und grins­te auch nicht mit ei­nem be­zeich­nen­den Au­gen­zwin­kern über Din­ge, die an­stän­di­ge Men­schen ent­set­zen muß­ten.
    Was war al­so mit die­ser Ge­hei­m­or­ga­ni­sa­ti­on los? Was wur­de hier ge­spielt? Die Leu­te wa­ren be­stimmt kei­ne Ge­walt­tä­ter und über Lei­chen ge­hen­de An­ar­chis­ten.
    Un­se­ren ehe­ma­li­gen GWA-Kol­le­gen sah ich in­zwi­schen mit an­de­ren Au­gen an. Er schi­en sich hier wohl­zu­füh­len. Er sorg­te für Ord­nung, sprach bei ir­gend­wel­chen Ver­ge­hen, die meis­tens ge­ring­fü­gig und al­ko­hol­be­dingt wa­ren, ge­rech­te Stra­fen aus; aber an ein »eis­kal­tes Er­schie­ßen« dach­te er nicht im Traum.
    Auf uns hat­te er nur des­halb das Feu­er er­öff­nen las­sen, weil er die­sen ein­zig­ar­ti­gen Stütz­punkt als ex­trem ge­fähr­det an­sah. In der Si­tua­ti­on hat­te er sich al­ler­dings zu ei­ner har­ten Maß­nah­me ent­schlos­sen.
    Aber – und die­se Fra­ge leg­te ich mir be­stürzt vor – hät­te ich an sei­ner Stel­le nicht eben­so ge­han­delt? Hät­te ich nicht viel­leicht auch zwei Mensch­heits­fein­de – ge­brand­mark­te Erb­spio­na­ge-Ver­bre­cher – er­schie­ßen las­sen, ehe durch ih­ren Starr­sinn al­les in Ge­fahr ge­ra­ten wä­re? Wahr­schein­lich hät­te ich kei­ne an­de­re Ent­schei­dung ge­trof­fen.
    Das war die Si­tua­ti­on knapp zwei Ta­ge nach un­se­rer An­kunft. Wir schrie­ben den 8. Sep­tem­ber 2010.
    Die Luftrau­m­über­wa­chung lief im­mer noch auf vol­len Tou­ren. Re­ling muß­te den kost­spie­li­gen Un­sinn wahr­schein­lich auf­recht­er­hal­ten, da­mit er un­auf­fäl­lig Ge­le­gen­heit fand, die in die en­ge­re Wahl ein­be­zo­ge­nen Land­ge­bie­te stän­dig über­wa­chen zu kön­nen.
    Han­ni­bal und ich wa­ren um kei­nen Schritt wei­ter­ge­kom­men.

Weitere Kostenlose Bücher