Erbspione vogelfrei
überdimensionalen Hirnschwingungen auszumachen, vielleicht sogar zu verstehen.
Doch ich verwarf den Gedanken wieder. Bisher hatten sich keinerlei Anzeichen für solche Möglichkeiten ergeben.
Hannibal schaltete seinen Schutzschirm ab. Ich zögerte, folgte schließlich aber seinem Beispiel. Die Ortungsgefahr war dadurch noch geringer geworden; allerdings hatten wir uns unseres besten Schutzes beraubt.
Augenblicke später klappte ich die flache Außenhülle des Kodators auf.
Die emporgleitende Hälfte enthielt einen Mikrobildschirm. Die andere Seite besaß Schaltmechanismen, die ich zwar bedienen konnte, über deren Konstruktion ich aber keinerlei Aussage zu machen vermochte.
Dieses Gerät stammte vom Mars, direkt von dem dort allmächtigen Großroboter NEWTON.
Bisher hatte er sich all jenen Befehlen gefügt, die ich mit Hilfe des Kommandogerätes ausgestrahlt hatte. Früher mußte es einem hohen marsianischen Flottenoffizier gehört haben.
Der Kodator sprach nur auf die Durchsagen solcher Leute an, die einen Intelligenzquotienten von über fünfzig Neu-Orbton aufweisen konnten.
Diese Quote war selbst für die hochstehenden Marsianer außerordentlich selten und nur mit Hilfe einer biophysikalischen Hypnoschulung in den gefährlichen Aufstockungsdetektoren erreichbar gewesen.
Hannibal und ich hatten die Prozedur der Geistesaufladung schadlos überstanden. Andere GWA-Schatten waren im Verlauf der »Behandlung« dem unheilbaren Wahnsinn verfallen.
Ich mußte mich einen Augenblick lang auf meine längst vergessen geglaubte Rolle konzentrieren. Wie hatte der Spruch gelautet?
»Brigadegeneral Thor Konnat, Symbolnummer HC-9, berechtigter Erbe des Mars, Quotientenwert über fünfzig Neu-Orbton, Vollstrecker der letztwilligen Verfügung deiner Erbauer, ruft das zentrale Kommandogehirn der Mondfestung Zonta. Ich fordere dich zur sofortigen Einstellung der Feindseligkeiten auf und befehle dir, alle stillgelegten oder schalttechnisch unbrauchbar gemachten technischen Anlagen wieder in Betrieb zu nehmen. Melden, ZONTA …«
Nach dem dritten zwecklosen Anrufversuch lächelte Hannibal ironisch. Er rief mich telepathisch an. Auf einen Funkkontakt konnten wir verzichten.
»Zwecklos, großer Held der GWA. Der pfeift uns etwas. Oder kann er nicht pfeifen?«
»Wenn hier einer Witze macht, bin ich es, Zwerg«, fuhr ich ihn an.
Erst als er grinste, bemerkte ich, daß ich die Zurechtweisung mit dem Mund gesprochen hatte.
»Wie war das? Ich habe nichts gehört.«
»Du hast! Die Hirnmuster wurden gleichzeitig ausgestrahlt. Okay, vergiß es. Wir müssen hier heraus.«
»Wem sagst du das. Wieviel Luft haben wir eigentlich im Tornister? Hast du schon mal daran gedacht?«
»Für zwanzig Stunden«, belehrte ich ihn. »Das reicht, um eines der vielen Depots zu erreichen.«
Ich sah, daß er unter dem transparenten Helm die Lippen spitzte und pfiff.
»Wenn sie noch vorhanden ist. Was würdest du an Stelle einer riesigen Kommandopositronik unternehmen, wenn du deine Gegner ausschalten wolltest? Bestimmt zuerst die Räume und Vorräte zerstören, die nicht marsianischen Ursprunges sind und daher deinem direkten, schalttechnischen Zugriff entzogen sind. Oder etwa nicht?«
»Um das beurteilen zu können, fehlt mir ein positronisches Gehirn. Wir werden sehen, wie weit ZONTA gegangen ist. Fertig, Kleiner. Ich passiere zuerst die Hochstraße. Du gibst mir Feuerdeckung. Ich warte drüben. Nein – bitte keine Diskussionen! Weiter oben befinden sich wahrscheinlich einige Menschen in akuter Lebensgefahr. Wenn ZONTA nicht jeden noch so
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