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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Botoxinjektion gehabt hatte, sondern weil ich offensichtlich in keinem Zustand war, unter Menschen zu gehen.
    Gaz drückte mir die Schulter. »Trink was Richtiges.« Das hatte ich auch beschlossen. Etwas Starkes. Als mein Martini kam, sagte Gaz ermutigend: »Geht schon besser, nicht? Du machst das gut.«
    »Weißt du was, Gaz.« Ich nahm einen großen Schluck, und die Wärme pulsierte durch meinen Körper. »Ich glaube nicht. Ich habe dieses … Gefühl … dass ich die Welt durch das falsche Ende eines Teleskops sehe. Hast du mal dieses Gefühl gehabt? Nein, antworte lieber nicht, du bist so freundlich, du würdest sofort Ja sagen. Darf ich dir erzählen, wie sich das anfühlt? Ganz oft, also, nicht nur heute Abend, obwohl es heute Abend ganz besonders scheußlich ist, fühlt es sich so an, als hätte jemand mit der Linse, durch die ich die Welt sehe, gespielt, sodass alles viel weiter entfernt erscheint. Weißt du, was ich meine?« Ich nahm wieder einen großen Schluck Martini. »Nur wenn ich in der Agentur bin, fühle ich mich halbwegs normal, aber das liegt daran, dass es nicht mein wirkliches Ich ist, weil ich da in eine Rolle schlüpfe. Darf ich dir sagen, was ich dachte, als ich die schöne Frau da angesehen habe? Ich dachte: Eines Tages sind wir alle tot, Gaz. Sie und ich, Rachel und Luke, auch du, Gaz, ja, auch du. Gaz, du könntest ganz plötzlich sterben.« Ich versuchte, mit den Fingern zu schnipsen, schaffte es aber nicht. War ich etwa schon betrunken? »Ich will nicht morbide klingen, Gaz, wenn ich sage, dass du jeden Moment tot umfallen könntest, aber es ist die Wahrheit. Ich meine, nimm Aidan, er ist tot, und er war jünger als du, Gaz, ganze zwei Jahre jünger. Wenn er sterben konnte, dann können wir alle sterben, du auch. Aber ich will nicht morbide sein, Gaz.«
    Ich habe eine vage Erinnerung an sein zerquältes Gesicht, während ich immer weiter redete. Ich konnte mich selbst beobachten, als würde ich über meinem Körper schweben, aber ich konnte einfach nicht aufhören zu sprechen. »Ich bin dreiunddreißig, Gaz, bin heute dreiunddreißig geworden, und mein Mann ist tot, und jetzt möchte ich noch einen Martini, denn wenn ich keinen Martini trinken kann, wenn mein Mann tot ist, wann dann?«
    So redete ich immer weiter. Ich bemerkte am Rande, dass Gaz und Rachel Blicke wechselten, aber erst als Rachel aufstand und übertrieben fröhlich sagte: »Ich setze mich jetzt mal neben dich, Anna. Wir haben uns noch gar nicht richtig unterhalten«, wurde mir bewusst, dass ich ein bemitleidenswertes Geschöpf war und die anderen bereit waren, Geld dafür zu bezahlen, dass sie nicht neben mir sitzen mussten.
    »Es tut mir so Leid, Gaz«, sagte ich und drückte ihm die Hand. »Ich kann nichts dafür.«
    »Ach was, du brauchst dich nicht zu entschuldigen.« Er gab mir einen zärtlichen Kuss auf den Kopf, doch dann eilte er fast im Laufschritt davon. Wenige Sekunden später saß er an der Bar und goss sich eine bernsteingelbe Flüssigkeit hinter die Binde. Er setzte das Glas auf dem Holztresen ab, sprach mit dringlicher Miene zu dem Barkeeper, worauf sein Glas mit frischer bernsteingelber Flüssigkeit gefüllt wurde, und wieder trank er es in einem Zug.
    Ich wusste, ohne dass jemand etwas sagte, dass die bernsteingelbe Flüssigkeit Jack Daniels war.

FÜNFUNDZWANZIG
    Am Samstagmorgen wachte ich mit einem schrecklichen Kater auf. Ich fühlte mich zittrig und weinerlich und hatte entsetzliche Schmerzen. Die Schmerzen wie Arthritis oder Rheuma waren schlimmer geworden, und die stromschlagartigen Schmerzen gaben mir das Gefühl, dass meine Knochen in Flammen standen.
    Außerdem war meine Zunge geschwollen vor Durst.
    Alte Gewohnheiten gibt man schwer auf. Ich wollte Aidan anstoßen und sagen: »Wenn du aufstehst und mir eine Cola light bringst, bin ich für immer dein Freund.«
    Bilder des vergangenen Abends zuckten durch mein Hirn – Situationen, in denen ich jemanden festnagelte und einen langen Monolog über das Sterben hielt –, und ich wand mich vor Verlegenheit.
    Einen Moment lang vermischte sich meine Scham mit Trotz. Schließlich hatte ich Rachel gesagt, dass ich nicht unter Menschen sein wollte, ich hatte sie gewarnt. Doch das Schamgefühl setzte sich durch, und es war niemand da, der mir sagte, dass ich mich trotz meines betrunkenen Zustands nicht bis auf die Knochen blamiert hatte und dass ich nicht ganz so schrecklich gewesen war …
    Er war immer so lieb zu mir, wenn ich einen Kater hatte.
    »Ich

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