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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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wünschte, du wärst hier«, sagte ich in den leeren Raum. »Ich vermisse dich. Ich vermisse dich so sehr, so sehr, so sehr, so sehr, so sehr.«
    Seit seinem Tod hatte ich mich nie derart allein gefühlt, und die Erinnerung an meinen Geburtstag vor einem Jahr war fast unerträglich. Ich hatte einen so schönen Geburtstag gehabt.
    Ein paar Wochen vorher hatte er mich gefragt, was ich an meinem Geburtstag machen wollte, und ich hatte gesagt: »Lass uns wegfahren. Denk dir eine Überraschung aus. Irgendwohin, solange es nichts mit Kosmetik zu tun hat. Oder mit Antiquitätenläden.«
    »Magst du keine Antiquitätenläden?« Er klang aufrichtig verblüfft, denn ich hatte ihn an zwei Sonntagen überredet, mit mir die »Upstate-Antiquitätenroute« abzuklappern, die übervölkert war mit Paaren so wie wir.
    »Ich habe es versucht.« Ich machte ein beschämtes Gesicht. »Ich habe es wirklich versucht, aber ich mag saubere, moderne Sachen, nicht stinkige alte Dinger, in denen der Holzwurm sitzt. Und noch eins«, fügte ich hinzu. »Ich möchte nicht zu weit aus New York raus. Ich finde die Staus am Freitagabend zu schrecklich.«
    »Auftrag angekommen. Over and out.«
    Ein paar Wochen später, an meinem Geburtstag, holte er mich von der Arbeit in einer Limo ab (einer normalen Limousine, keine Stretchlimo) und machte so ein Geheimnis aus unserem Ziel, dass er mir die Augen verband. Wir fuhren stundenlang mit dem Auto durch die Gegend, und ich dachte, wir wären mindestens in New Jersey. Plötzlich kam mir der schreckliche Gedanke, dass er mich vielleicht nach Atlantic City entführte, und ich umklammerte seinen Arm.
    »Gleich sind wir da, Baby.«
    Doch als er mir die Augenbinde abnahm, waren wir immer noch in New York, und zwar zwanzig Blocks von unserer Wohnung entfernt, vor einem supertollen Hotel in SoHo mit einem Spa und einem Restaurant, das eine Warteliste von drei Monaten hatte, es sei denn, man war Hotelgast, dann kam man sofort dran. Ein paar Monate zuvor hatte ich dort eine Produktvorstellung gemacht und hatte, als ich nach Hause kam, von der Schönheit des Hotels geradezu geschwärmt. Ich hatte immer mal dort übernachten wollen, aber wie konnte ich, wenn ich fünf Minuten weg wohnte?
    Als ich aus dem Auto stieg, war mir fast schlecht vor Aufregung. »Das ist genau das, was ich mir gewünscht habe!«, sagte ich zu ihm. »Jetzt merke ich erst, wie sehr.«
    »Gut. Freut mich.« Er klang gelassen, aber er sah aus, als würde er vor Stolz platzen.
    Wir aßen in dem fabelhaften Restaurant zu Abend und verbrachten die nächsten beiden Tage im Bett, das wir nur verließen, um einen Bummel zu Prada zu machen. (Ich beschloss, das Spa zu meiden, falls sie mir Kosmetikprodukte verkaufen wollten.) Es war einfach wunderbar.
    Und jetzt sieh uns an …
    Obwohl ich am Abend so betrunken gewesen war, hatte ich die Stimmung am Tisch erfasst: Sie ist genau wie am Anfang, hatten sie alle gedacht. Oder noch schlimmer. Komisch, man würde denken, dass sie sich nach fünf Monaten ein bisschen gefangen haben würde …
    Vielleicht hätte ich mich wirklich nach fünf Monaten etwas fangen sollen? Leon ging es deutlich besser. Er war viel fröhlicher und konnte mit mir zusammen sein, ohne zu weinen. Allerdings hatte er auch Dana, er hatte nicht alles verloren.
    Noch ein Bild vom Abend zuvor stellte sich ein: Ich hatte mit Shake über das nächste Luftgitarren-Festival gesprochen.
    »Mach mit«, hatte ich eindringlich zu ihm gesagt. »Spiel aus Herzenslust, spiel mit jeder Faser deines Wesens, Shake, denn wer weiß, du könntest am nächsten Tag tot sein. Heute Abend sogar.«
    Er hatte derart lebhaft genickt, dass sein Haar nur so flog, aber als ich seinen möglicherweise unmittelbar bevorstehenden Tod erwähnte, hatte er sich rasch von mir zurückgezogen.
    Rachel hatte mich von einem zum anderen weitergeschoben, bevor ich den Armen die Stimmung zu sehr vermieste. Aber ich vermutete, dass ich bei allen eine kleine Panik ausgelöst hatte, denn nach dem Essen, als wir draußen standen und überlegten, was wir jetzt machen wollten, boxten die Echten Männer in die Abendluft und brüllten, die Nacht sei jung und sie würden bis zum Sonnenaufgang Scrabble spielen. Sogar der kleine, adrette Leon warf den Kopf zurück und brüllte in den Himmel. Sie waren alle in der Stimmung, wo sie den Mond anheulten und den Stier bei den Hörnern packen wollten.
    »Ich habe sie verschreckt«, sagte ich laut. »Aidan, ich habe sie verschreckt.« Und plötzlich kam

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