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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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war es recht. Ich konnte mich nicht lange genug auf eine Sache konzentrieren. Als Nächstes kamen wir zum Polarkreis.
    »Trish hat Eisbären geliebt«, sagte er, »obwohl ich ihr immer versuchte klarzumachen, dass das gefährliche Kreaturen sind.« Er starrte die Bären an. »Sehen aber süß aus. Welches ist dein Lieblingstier?«
    Da hatte er mich kalt erwischt; ich war mir nicht sicher, ob ich ein Lieblingstier hatte.
    »Pinguine«, sagte ich. Warum nicht? »Ich meine, Pinguine haben es schwer. Das Leben muss ganz schön hart sein für sie: Sie können nicht fliegen, sie können kaum laufen.«
    »Aber sie können schwimmen.«
    »Ach ja. Das hatte ich ganz vergessen.«
    »Welches war Aidans Lieblingstier?«
    »Elefanten. Aber hier gibt es keine Elefanten. Dazu muss man in die Bronx gehen.«
    Wir kamen zu den Seelöwen, als gerade Fütterungszeit war. Eine Menge, hauptsächlich Familien, hatte sich angesammelt und stand erwartungsvoll vor dem Becken.
    Als drei Männer in Gummistiefeln und roten Overalls mehrere Eimer voll mit Fischen brachten, stieg die Erregung. »Da sind sie ja, da sind sie ja!« Die Menschen drängten sich näher an das Geländer, die Luft vibrierte vom Klicken der Fotoapparate, Kinder wurden hochgehoben, damit sie besser sehen konnten.
    »Das ist einer, da, da!« Ein riesiges graues Gebilde brach mit großer Kraft durchs Wasser, streckte sich nach dem Fisch, platschte dann auf dem Bauch zurück und machte ziemliche Wellen. Die Menge keuchte »Wow!«, die Kinder kreischten, Kameras klickten, vergessenes Eis schmolz in der Waffel, und mittendrin standen Mitch und ich und sahen unbewegt zu, als wären wir aus Pappmaché. »Da kommt noch einer, da, guck doch! Mommy, guck doch mal!«
    Der zweite Seelöwe war noch größer als der erste, und als er ins Wasser platschte, spritzte es so hoch, dass die vorn Stehenden nass wurden. Das machte niemandem etwas aus. Es gehörte dazu.
    Wir warteten, bis der vierte Seelöwe einen Fisch verschlungen hatte, dann sah Mitch mich an. »Sollen wir weiter?«
    »Ja.«
    Wir entfernten uns von den Menschen, die immer noch mit glänzenden Augen gebannt zuschauten.
    »Was kommt jetzt?«
    Ich guckte auf den Plan. Mist. Pinguine. Ich musste so tun, als wäre ich hellauf begeistert, sie zu sehen, weil ich doch gesagt hatte, sie seien meine Lieblingstiere.
    Ich äußerte mich so angetan, wie ich konnte, dann schlug Mitch vor weiterzugehen. Wir hatten kaum miteinander gesprochen. Das war mir nicht unbehaglich, aber ich wusste so gut wie gar nichts über ihn, außer dass seine Frau gestorben war.
    »Hast du einen Job?«, fragte ich. Es kam ein bisschen karg raus.
    »Ja«, sagte er.
    Wir gingen weiter. Er sagte nichts mehr. Nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten, blieb er plötzlich stehen. Er lachte sogar. »Oje! Ich hätte dir sagen sollen, was ich mache. Deswegen hast du gefragt. Nicht, weil du wissen wolltest, ob ich Sozialhilfe kriege.«
    »Nein, also, nein«, blubberte ich verlegen. »Wenn du nicht willst, ist das …«
    »Klar, warum nicht? Es ist eine normale Frage. Menschen stellen solche Fragen. Himmel, kein Wunder, dass ich nicht mehr zum Essen eingeladen werde. Ich bin ein Wrack.«
    »Gar nicht«, sagte ich. »Schließlich hatte ich vergessen, dass Pinguine schwimmen können.«
    »Ich entwerfe und installiere Unterhaltungssysteme für den privaten Gebrauch. Ich kann dir das genauer erklären, wenn du es wissen willst, so ausführlich, wie du willst. Es ist ein technischer Beruf, sozusagen.«
    »Nein, ist schon gut, danke, ich könnte mich ohnehin nicht lange genug konzentrieren. He, wir haben die temperierten Klimabereiche ausgelassen – Schneeaffen, rote Pandabären, Schmetterlinge, Enten.«
    »Enten?«
    »Ja, Enten. Die dürfen wir auf keinen Fall verpassen. Komm.«
    Wir gingen zurück, zeigten mäßige Bewunderung für die Tiere in temperierten Klimabereichen, waren uns einig, den Kinderzoo zu überspringen, und fanden uns plötzlich in vertrauter Umgebung wieder – wir waren am Anfang angekommen. Wir waren in einem großen Kreis gegangen.
    »Ist das alles?«, fragte Mitch. »Sind wir durch?« Als wäre es harte Arbeit gewesen.
    »Sieht so aus.«
    »Gut, dann gehe ich jetzt ins Fitnessstudio.« Er hievte sich die Sporttasche über die Schulter und machte sich in Richtung Ausgang davon. »Bis nächsten Sonntag?«
    »Okay.«
    Ich wartete, bis er verschwunden war. Obwohl ich gerade zwei Stunden mit ihm verbracht hatte, wollte ich nicht in die Verlegenheit des

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