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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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überstürzten Entscheidungen verleiten. Da Sie alle Ihre Optionen erst Anfang Mai überblicken können, müssen die anderen noch warten.«

    Das gefiel mir nicht besonders, deshalb guckte ich mir das von Hot Scopes! an.

    »An Karriere interessierte Skorpione könnten eine Geschäftsreise ins Ausland in Betracht ziehen. Vielleicht lernen Sie einen netten Fremden kennen, der eine andere Sprache spricht. Wer immer es ist, Sie werden froh sein, dass die Welt klein ist!«

    Das gefiel mir noch viel weniger. Es trieb mir die Tränen in die Augen. Ich klickte schnell weiter, zu Stars Today.

    »Wenn Sie versuchen zu planen, werden Sie nur frustriert sein. Lösen Sie sich von den Dingen, und Mitte Mai werden Sie sich so sicher sein, dass Sie nicht mehr verstehen können, warum Sie sich Sorgen gemacht haben.«

    Das war besser. Keine begehrenswerten Fremden. Ich zog mir die spitzen blauen Pumps an und nahm den Schlüssel, aber an der Wohnungstür blieb ich stehen und ging noch einmal zum Telefon. Ich wollte nur seine Handynummer wählen. Wieder einmal. Seine Stimme zu hören, auch wenn es nur die Ansage war, war so, als würde man ein Stück Schokolade essen, wenn man das Bedürfnis nach Zucker hatte.

EINUNDZWANZIG
    »Die beste Augenpflege für Landratten!« Ich starrte auf meinen Monitor und nahm einen Schluck Kaffee. Nein, der Kaffee machte es nicht besser, dieser Satz war einfach grauenhaft. Ich löschte ihn, starrte auf den leeren Monitor und wartete hoffnungsvoll auf Inspiration. Ich war dabei, eine Pressemitteilung für Eye Eye Captain, unsere neuen Augenpflegemittel, zu schreiben, und spielte mit Meuterei, Salzwasser, Piraterie, Rum und den Dingen, die mit Schiffen zu tun hatten. Aber das funktionierte nicht. Ich hatte Aidan wieder auf dem Weg zur Arbeit gesehen. Diesmal ging er auf der Fifth Avenue in einem Jackett, das ich nicht kannte. Er hatte also Zeit gehabt, sich neue Sachen zu kaufen, aber keine, mich anzurufen? Auch diesmal war das Taxi zu schnell, und ich konnte dem Fahrer nicht rechtzeitig sagen, dass er anhalten sollte. Doch jetzt wünschte ich mir inständig, es wäre mir gelungen, und das verhinderte, dass ich mich konzentrieren konnte. Vielleicht waren es auch die Schmerzmittel. Irgendwas füllte meinen Kopf mit Watte.
    Ich tippte »Eye, Eye, Captain«, danach fiel mir absolut nichts mehr ein. Mein Gott, ich musste mich wirklich zusammenreißen. Ich war schließlich keine Junior-Assistentin mehr (das war Brooke). Ich war die Assistentin der Hauptagentin, ich hatte Verantwortung.

    Wie ich befördert wurde
    In dem Sommer, als ich bei Candy Grrrl anfing, ging überall in der Welt unser Iced Sorbet Lipgloss aus. An den Kosmetikständen kam es regelrecht zu Kämpfen. Das stimmt natürlich nicht. In Wirklichkeit kam es bei Nordstrom in Seattle zu Handgreiflichkeiten zwischen zwei Schwestern, die beide das letzte Candy-Grrrl-Gloss an der Pazifikküste im Nordwesten der Vereinigten Staaten ergattern wollten. Das alles wurde jedoch gütlich beigelegt – ich glaube, die Vereinbarung sah vor, dass diejenige der Schwestern, die das Lipgloss erstand, an dem Abend auf die Kinder der anderen aufpassen würde. Aber ich, pfiffig und schnell, wie ich bin, schaffte es beinah, die Geschichte in die Nachrichten zu bringen. Ich veröffentlichte eine Pressemitteilung mit der fetten Überschrift »Candy Grrrl – Sie kämpfen wie die Hyänen«, und die Götter müssen mir freundlich gesonnen gewesen sein, denn sowohl die New York Post als auch die New York Sun griffen die Geschichte auf. Dann die Regionalzeitungen, und am Schluss kam eine kleine Meldung in CNN. Das lag daran, dass August war und sonst nichts los. Doch die Geschichte hatte für genügend Wirbel gesorgt, dass es tatsächlich zu Tätlichkeiten an den Candy-Grrrl-Ständen kam. Bei Bloomingdale’s in Manhattan schubste eine Frau eine andere, und die Frau, die geschubst worden war, sagte: »He! Sehen Sie sich vor! Das ist doch nicht mal Ihre Farbe!«
    Dann machte Jay Leno einen Witz (der nicht sehr witzig war, aber wen kümmert’s?) über Leute, die sich an Candy-Grrrl-Ständen mit Schießeisen bedrohen, und das Endresultat der ganzen Publicity war, dass ich befördert wurde. Wendell, die ich bei Candy Grrrl verdrängt hatte, wurde zu Visage, unserer französischen Marke, abgeschoben und tauschte ihre rosa Hüte und ausgeflippten Schuhe gern gegen superenge Röcke und Wespentaillen-Jacketts ein.

    Ich tippte wieder »Eye, Eye, Captain«. Mir saß die Angst im

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