Erdbeermond: Roman (German Edition)
Kartoffeln?«
Wer?
Ich sah mich um, doch da die Schüssel mit den Kartoffeln vor mir stand und der alte Maddox in meine Richtung blickte, kam ich zu dem Schluss, dass er mich gemeint hatte. Gehorsam reichte ich ihm die Schüssel, Kevin zwinkerte mir ermutigend zu, und Aidan und Dianne sahen voller Entsetzen zu mir hinüber und sagten stumm: »Sorry.«
Dann, kaum zwei Sekunden später, sagte Dianne: »Ach, Aidan, wir haben Janies Vatah in der Eisenwarenhandlung getroffen, und er sagt, er hat den Schuppen endlich fertig, du sollst mal kommen und ihn dir ansehen. Wie lange ist es hea, dass ihr damit angefangen habt?«
Dann meldete sich der alte Maddox zu Wort. »Vielleicht möchtest du wissen, warum er da in der Eisenwarenhandlung war«, sagte er zu Aidan. Seine Augen leuchteten richtig, und er lächelte amüsiert – wahrscheinlich war es der Wein. »Er hat Fahbe gekauft, das war’s. Weiß, übrigens. Für ihr Cottage in Bar Hahbor. Einen Sommer lang hat er es so gelassen, aber wir konnten uns nicht erklären, warum ihr zwei es rosa gestrichen hattet.«
Mit belustigter Miene sah er von mir zu Aidan, dann trat Panik in seine Augen. Sie ist gar nicht Janie.
Nach dem Essen saßen Aidan und ich im Fernsehzimmer, beide leicht angespannt.
»Ich gehöre hier nicht her, ich hätte nicht kommen sollen.«
»Doch, natürlich! Es wird bald leichter. Es tut mir so Leid wegen meines Vaters, er ist ein bisschen … er will nicht unhöflich sein, nur die meiste Zeit ist er irgendwie abwesend.«
Wir saßen schweigend da.
»Was denkst du?«, fragte er.
»Ich gucke den Teppich an.« Er hatte ein seltsames Spiralmuster. »Wenn du ihn zu lange anstarrst, hast du das Gefühl, dass deine Augen an Federn aufgehängt sind. Als würden sie aus deinem Kopf herausspringen und dann wieder zurück.«
»Ich habe eher das Gefühl, dass der Fußboden auf mich zukommt und dann wieder zurückfällt.«
Wir saßen in einvernehmlichem Schweigen da und sahen zu, wie der Teppich das mit dem Hin und Her machte, und plötzlich waren wir uns wieder nah.
»Es wird schon gut gehen«, sagte Aidan. »Warte noch ab. Bitte.«
»Okay«, sagte ich. »Meine Eltern haben Shane auch wie einen aus der Familie behandelt.«
»Haben sie ihn geliebt?«
»Nein … also … sie haben ihn gehasst. Aber sie haben ihn trotzdem wie einen aus der Familie behandelt.«
Am nächsten Tag gingen wir zur Mall, weil ich es nicht ertrug, die ganze Zeit in dem Haus der Eltern meines neuen Freundes zu sitzen und weitere Erinnerungen an seine frühere Freundin befürchten zu müssen. Dauernd hörte ich Gespräche wie: »Weißt du noch, als wir auf Cape Cod Ferien gemacht haben? Wir alle zusammen in dem Wohnmobil? Und erinnerst du dich, wie Janie dies oder jenes gemacht hat?«
Aber der Besuch in dem Einkaufszentrum munterte mich auf, denn woanders sind auch die Geschäfte aufregend, denen ich normalerweise die kalte Schulter zeige. Wir gingen zu Duane Reade, Express und in verschiedene andere miese Läden, Aidan kaufte mir ein Souvenir von Boston – eine Schneekugel – und sagte dann: »Wir sollten umkehren.«
Wir gingen also zum Pahkplatz und stiegen ins Auto, als es passierte. Schon bevor Aidan unwillkürlich ein seltsames Geräusch von sich gab, spürte ich die Spannung, die von ihm ausging, und sah, wie er die Zähne zusammenbiss. Ich guckte aus dem Fenster, blickte von rechts nach links, um zu sehen, was er gesehen hatte. Eine Frau kam auf uns zu. Aber wir waren schon recht schnell und an ihr vorbei, doch meine Intuition sagte mir: Dreh dich um, dreh dich um, schnell .
Ich blickte über die Schulter zurück. Ich sah die Frau von hinten, sie trug Jeans und hatte (mir fiel es spontan auf) einen breiten Po. Natürlich hätte ich stolz sein sollen, dass Aidan nicht einer dieser Männer war, die über Frauen mit breiten Ärschen spotteten, aber ich hatte anderes zu tun. Sie war ziemlich groß und hatte glatte, dunkle Haare, die ihr bis zu den Schultern gingen. Über der Schulter hing eine schöne Handtasche, ich hatte solche bei Zara gesehen. Beinahe hätte ich selbst so eine gekauft, doch ich hatte schon eine, die ganz ähnlich war. Ich drehte mich nach vorn und setzte mich fest in den Sitz. »Das war Janie, stimmt’s?« Wenn er jetzt log, gab es für uns keine Zukunft.
Er nickte ein wenig grimmig. »Ja, das war Janie.«
»Seltsamer Zufall.«
»Ja.«
Als wir wieder bei den Maddox waren und einen Kaffee tranken, bevor wir zum Flughafen aufbrechen mussten, bemerkte
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