Erdbeermond: Roman (German Edition)
sagte ich ihr, dass ich heiraten würde.
»Ja, sicher.«
»Nein, Mum, ich meine es ernst. Warte, ich gebe ihn dir mal.«
Ich gab Aidan den Hörer, und er sah mich schreckerfüllt an. »Was soll ich denn sagen?«
»Sag ihr, dass du mich heiraten willst.«
»Also gut. Hallo, Mrs. Walsh. Darf ich Ihre Tochter heiraten?« Er hörte eine Weile zu und reichte mir dann den Hörer. »Sie will mit dir sprechen.«
»Und, Mum?«
»Was für Probleme hat er?«
»Keine.«
»Keine, die einem gleich auffallen, meinst du. Hat er eine Arbeit?«
»Ja.«
»Ist er von chemischen Substanzen abhängig?«
»Nein.«
»Da tanzt er ja völlig aus der Reihe. Wie heißt er?«
»Aidan Maddox.«
»Ist er Ire?«
»Amerikaner irischer Abstammung. Er ist aus Boston.«
»Wie JFK?«
»Wie JFK«, bestätigte ich. Ihre Leute verehrten JFK, er hatte da oben einen Platz neben dem Papst.
»Na, sieh dir doch an, wie es dem ergangen ist.«
Mit einem Schmollen sagte ich zu Aidan: »Meine Mutter will nicht, dass ich dich heirate, du könntest dich schließlich bei einem Autokorso in Dallas in einer offenen Limousine erschießen lassen.«
»Nun mal halblang«, fuhr Mum dazwischen. »Das habe ich nicht gesagt. Aber es kommt alles sehr plötzlich. Und du hast eine lange Geschichte von … eh … spontanen Entscheidungen. Und wieso hast du ihn Weihnachten nicht erwähnt?«
»Ich habe ihn erwähnt. Ich habe erzählt, dass ich einen Freund habe, der mir dauernd Heiratsanträge macht, aber Helen war dabei, Stephen Hawkings nachzumachen, wie er eine Banane isst, und niemand hat mir zugehört. Wie immer. Du kannst Rachel anrufen. Sie kennt ihn. Sie wird für ihn bürgen.«
Schweigen. Ein tückisches Schweigen. »Kennt Luke ihn?«
»Ja.«
»Dann frage ich Luke.«
»Tu das.«
Ihr war jedes Mittel recht, mit Luke zu sprechen.
»Heiraten wir wirklich?«, fragte ich Aidan.
»Sicher.«
»Dann sollte es bald sein«, sagte ich. »In drei Monaten. Anfang April?«
»Ist in Ordnung.«
Nach den New Yorker Date-Regeln ist der nächste Schritt, nachdem die Beziehung »exklusiv« geworden ist, die Verlobung. Das sieht so aus, dass mit dem Beginn der Phase der Exklusivität die Frau die Stoppuhr stellt, und sobald die neunzig Tage um sind, sagt die Frau: »Jetzt! Es ist so weit! Wo ist mein Ring?«
Aber Aidan und ich brachen alle Rekorde. Zwei Monate vom Moment der Exklusivität bis zu unserer Verlobung, und drei Monate von der Verlobung zur Hochzeit. Dabei war ich nicht einmal schwanger.
Doch nach meiner Begegnung mit dem Tod in den Wellen war ich voller Kraft und Energie, und ich sah keinen Grund, die Dinge aufzuschieben. Mein dringendes Bedürfnis, auf der Stelle etwas zu tun, verflüchtigte sich nach ein, zwei Wochen, aber in der ersten Zeit wollte ich alles, hier und jetzt und sofort.
»Wo wollen wir heiraten?«, fragte Aidan. »New York? Dublin? Boston?«
»Ganz woanders«, sagte ich. »Wir heiraten in County Clare. An der Westküste Irlands«, erklärte ich. »Als Kinder sind wir immer in den Sommerferien dahin gefahren. Mein Dad stammt aus der Gegend. Es ist sehr schön da.«
»Gut. Gibt es da ein Hotel? Ruf doch mal an.«
Ich rief also das Hotel in Knockavoy an, und mein Magen krampfte sich bedenklich zusammen, als man mir sagte, sie hätten Platz. Ich legte auf und musste mich erst mal setzen.
»Himmel«, sagte ich zu Aidan. »Ich habe gerade unsere Hochzeit gebucht. Ich glaube, ich muss mich übergeben.«
Dann passierte alles sehr schnell. Ich beschloss, Mum die Speisenfolge zu überlassen, weil ich an den Brokkolikrieg zwischen ihr und Claire damals dachte. (Fast eine Woche lang stritten sie, und keine wollte nachgeben. Mum sagte, Brokkoli sei »angeberisch« und nichts anderes als aufgemotzter Blumenkohl, und Clare kreischte, wenn sie ihr Lieblingsgemüse nicht bei ihrer eigenen Hochzeit essen dürfte, wann dann ?) Aus meiner Sicht ist das Essen bei Hochzeiten sowieso immer ekelhaft, weshalb sollte man also darüber streiten, ob die Gäste abscheulichen Brokkoli oder ungenießbaren Blumenkohl bekamen? »Mach du, was du möchtest«, sagte ich großherzig zu Mum. »Fürs Essen bist du verantwortlich.« Doch Minen liegen in der harmlosesten Landschaft vergraben – ich beging den Fehler vorzuschlagen, eine vegetarische Alternative anzubieten, und das brachte sie in Fahrt: Sie glaubte nicht an die vegetarische Küche. Sie beharrte darauf, es sei lediglich eine Laune und die Leute seien Vegetarier, um ihr das Leben absichtlich schwer zu
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