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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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krank?«
    »Nein, ich weine.«
    »Warum?«
    »Gestern Abend bin ich zufällig Buzz im SoHo House begegnet. Er war mit einer Frau zusammen, die sah aus wie ein Model. Er wollte mich ihr vorstellen, aber er wusste meinen Namen nicht mehr.«
    »Natürlich wusste er ihn«, sagte ich. »Das ist typisch Buzz. Er will nur, dass du dich mies fühlst.«
    »Wirklich?«
    »Ja! Indem er so tut, dass du, obwohl du ein Jahr lang seine Freundin warst, so unbedeutend bist, dass er sich nicht mal mehr an deinen Namen erinnert.«
    »Ist auch egal. Jedenfalls fühle ich mich seitdem so saumäßig, dass ich eine Auszeit genommen habe, bei runtergelassenen Jalousien.«
    »Aber es ist herrlicher Sonnenschein draußen. Da solltest du dich nicht zu Hause verkriechen.«
    Sie lachte. »Das ist das, was ich sonst sage.«
    »Komm, wir treffen uns im Washington Square Park«, sagte ich.
    »Nein.«
    »Bitte.«
    »Gut.«
    »Gott, du bist fantastisch. Du lässt dich nicht unterkriegen.«
    »Das ist nicht der Grund, aber ich habe gerade meine letzte Zigarette geraucht und musste sowieso raus. Wir sehen uns in einer halben Stunde.«

    Ich nahm meine Schlüssel, in dem Moment klingelte das Telefon. Ich stand an der Tür und wartete auf die Nachricht.
    »Hallo, Herzchen«, sagte eine Frauenstimme. »Hier ist Dianne.«
    Mrs. Maddox, Aidans Mutter. Ich hatte sofort ein schlechtes Gewissen: Seit der Beerdigung hatte ich sie nicht angerufen. Sie mich auch nicht. Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund: Wir brachten es einfach nicht fertig. Als ich in Irland war, hatte Mum ein paar Mal bei ihr angerufen, um sie von meiner Heilung zu unterrichten, und obwohl mir niemand etwas sagte, waren es wohl schwierige Gespräche gewesen.
    »Ich habe in Irland angerufen, und deine Eltern haben gesagt, du seist wieder in der Stadt. Rufst du mich mal an? Wir sollten noch über die Asch … die Asche sprechen.« Die Stimme versagte ihr. Ich hörte, wie sie versuchte, die Fassung zu wahren, aber sie konnte ein Aufschluchzen nicht unterdrücken. Sie legte rasch auf.
    Mist, dachte ich, jetzt müsste ich sie anrufen. Lieber hätte ich mir mein eigenes Ohr abgenagt.

    Der Park war voller Menschen. Ich fand einen freien Platz auf der Wiese, und ein paar Minuten später kam Jacqui angeschlendert. Sie trug ein sehr kurzes Jeanskleid, ihr blondes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und ihre rot geränderten Augen hatte sie hinter einer riesigen Gucci-Sonnenbrille versteckt. Sie sah fantastisch aus.
    »Er ist ein ganz und gar widerwärtiger Kerl«, sagte ich zur Begrüßung. »Er hat ein dummes Auto, und ich bin überzeugt, er benutzt Wimperntusche.«
    »Aber wir haben vor über sechs Monaten Schluss gemacht. Wieso trifft es mich so sehr? Ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr an ihn gedacht.«
    Erschöpft streckte sie sich im Gras aus und hielt das Gesicht in die Sonne.
    »Vielleicht solltest du für deine nächste Liebschaft einen Federstreichler in Erwägung ziehen?«, sagte ich. »Wenigstens würden die dich nie zu einem flotten Dreier mit einer Prostituierten überreden wollen.«
    »Unmöglich. Ich würde kotzen.«
    »Aber diese Nicht-Federstreichler …«, sagte ich hilflos, »die sind doch schrecklich.«
    Buzz war der Nicht-Federstreichler par excellence, und er war ein Kotzbrocken.
    Sie zuckte die Achseln. »Mir gefällt, was mir gefällt. Ich kann nichts dafür. Glaubst du, ich kann es riskieren, eine zu rauchen, ohne von Frischluft-Faschisten gesteinigt zu werden? Na, ich versuche es mal.« Sie zündete sich eine Zigarette an, sog den Rauch tief ein, stieß ihn noch inbrünstiger wieder aus und sagte verträumt: »Außerdem werde ich nie wieder einen Freund haben.«
    »Aber natürlich.«
    »Und ich will auch keinen«, fügte sie hinzu. »Und das ist mir noch nie passiert. Früher wollte ich immer unbedingt einen Freund haben. Jetzt kann es mir ganz egal sein. Am Anfang sind sie immer nett, woher soll man dann wissen, dass sie Arschlöcher sind? Ich meine, nehmen wir mal Buzz. Am Anfang hat er mir so oft Blumen geschickt, dass ich damit einen Blumenladen hätte aufmachen können! Woher hätte ich wissen sollen, dass er der größte Arsch aller Zeiten war?«
    »Aber …«
    »Ich lege mir stattdessen einen Hund zu. Ich habe einen richtig süßen Labradoodle gesehen, eine Kreuzung zwischen einem Labrador und einem Pudel, und weißt du, Anna, sie sind absolut süß. Sie sind wie kleine Pudel, aber mit langem Fell, und sie haben das Gesicht von einem

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