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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Flugrichtung steigerten. Da sie sich im erdfernsten Punkt des Orbits befanden, bedeutete dies, Plejaden würde den erdnächsten Abstand erhöhen. Ironischerweise würde sie dadurch verlangsamt und ihr Ziel, die Raumstation, von hinten einholen.
    Die Signalbaken der Station erschienen im Radar als eine saubere Reihe von Leuchtmarken längs einer gestreckten, in Richtung zu Erde weisenden Linie. Der unterste Punkt war ihr Ziel, Nearpoint, wo sie Fracht und Passagiere ausladen würden.
    Als nächster kam der Haufe nadelstichfeiner Punkte, die für den Zentralkomplex standen, zwanzig Kilometer weiter draußen. Dort fanden wissenschaftliche und Entwicklungsarbeiten unter den Bedingungen freien Falls statt. Der letzte, oberste Leuchtpunkt repräsentierte ein Bündel von noch weiter oben verankerten Einrichtungen – das Farpoint-Forschungslaboratorium, in dem Jason arbeitete. Sie hatten vereinbart, sich in dem Gesellschaftsraum auf halbem Wege zu treffen, wenn das Ausladen beendet wäre und seine Experimente ihn abkömmlich machten.
    Es gab vieles, worüber sie zu sprechen hatten.
    Alle Motoren verstummten, als ein Sequenzzähler an ihrem Knie Null aufleuchten ließ. Der schwache Druck auf ihrer Rückenlehne verging wieder. Was an seine Stelle trat, war nicht ›Null-Ge‹. Es gab schließlich noch allerhand Schwere, die den ganzen Raum um sie herum durchdrang. Terese zog den klassischen Ausdruck ›freier Fall‹ vor. Ein Orbit ist ja nur ein Projektil, das ständig sein Ziel verfehlt.
    Unglücklicherweise ist auch ein gnädiger Sturz nicht immer ein reines Vergnügen. Teresa hatte nie unter Raumkrankheit gelitten; aber der Hälfte der Passagiere würde jetzt wohl schlecht sein. Zum Teufel, auch Spione waren schließlich nur Menschen.
    »Gier- und Rollmanöver beginnen!« sagte sie – eine reine Formalität. Die Computer arbeiteten bisher gut. Schubraketen in Bug und Heck der Fähre – kleiner als die OMS-Kolosse – gaben pulsierende Stöße, um den Horizont in eine komplexe Drehung um zwei Achsen zu versetzen. Dann feuerten sie wieder, um eine neue Richtung zu stabilisieren.
    »Das ist mein Baby«, sagte Mark leise zum Schiff. »Auch wenn du in die Jahre kommst, bist du immer noch mein Liebling.«
    Viele Astronauten verklärten das letzte Shuttle der Columbia-Klasse. Ehe sie an Bord gingen, pflegten sie die sieben Sterne zu streicheln, die an die Eingangsluke der Fähre gemalt waren. Und obwohl man darüber nicht sprach, fuhren einige gewiß für wohlwollend erachtete Geister mit der Plejaden und schützten sie bei jedem Flug.
    Vielleicht stimmte das. Jedenfalls war der Plejaden bisher die Verschrottung, wie Discovery und Endeavor, oder das schlimme Ende der alten Atlantis erspart geblieben.
    Privat allerdings hielt Teresa es für schade, daß der alte Kasten nicht längst ersetzt worden war – nicht durch ein neues preziöses Modell-Drei, sondern etwas Neueres und Besseres. Plejaden war schließlich doch kein echtes Raumschiff. Nur ein Transporter. Noch dazu ein lokaler.
    Trotz aller sogenannten Romantik ihres Berufs wußte Teresa, daß sie nicht viel mehr war als eine Busfahrerin.
     
    »Manöver beendet. Schalte auf Andockprogramm.«
    »Schön!« bestätigte Teresa. Sie rief die Bodenstation. »Missions-Kontroll-Zentrum, hier Plejaden. Wir haben die Treibstoffreste aus den externen Tanks fertig in die Rückgewinnungszellen umgepumpt und die leeren Behälter abgeworfen. Zirkulation beendet. Erbitten neueste Daten für Annäherung an Ere…« – Teresa hielt inne, als sie merkte, daß sie mit der Luftwaffe sprach – »…für Annäherung an Reagan-Station.«
    Die blecherne Stimme des Fluglotsen erklang in ihrem Kopfhörer.
    »Roger, Plejaden. Zieldistanz einundneunzig Kilometer… Punkt.«
    »Ja?« Randall unterbrach mit schwachem Grinsen. Das war ein abgestandener Scherz, den die Kontrolle zum Glück nicht hören konnte.
    »Doppler einundzwanzig Meter pro Sekunde… Punkt. Tangentialgeschwindigkeit fünf Komma zwei Meter pro Sekunde… Punkt.«
    Teresa schaute kurz hin. »Bestätigt, Kontrolle. Wir stimmen zu.«
    Mark blickte durch das Fenster über sich. »Und da geht sie hin. Erewhon, genau nach Zeitplan.«
    »Roger, Plejaden«, sagte die Stimme aus Colorado Springs. »Schalten Sie über zu Reagan Flugleitung. Colorado Ende.«
    »Reagan, Segen«, murmelte Mark, als die Verbindung frei war. »Nenne es Spannerhimmel!«
    Teresa gab vor, nicht zu hören. Auf der Tafel bei ihrem rechten Knie drückte sie den Knopf

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