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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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stolperte vorwärts.
    Hinter ihm rannten Rettungsmannschaften mit Leitern und Tragen. Es dauerte nur Augenblicke, die beiden verletzten Arbeiter herunterzuziehen und eilends fortzuschaffen. Aber Alex wollte sich nicht tragen lassen. Er kam aus eigener Kraft wacklig herunter. In Decken gehüllt und die Arme festgehalten von denen, die ihn führten, sah er für Stan aus wie ein sagenhafter Yeti. Sein blutleeres Gesicht war blaß und funkelte unter Eiskristallen. Er ließ seine Eskorte nahe Stan anhalten und schaffte es, mit klappernden Zähnen ein paar Worte zu äußern.
    »M-mein Fehler. Die Dinge überstürzen…« Die Worte gingen in Kälteschauern unter.
    Stan packte seinen jungen Freund an der Schulter, »Sei kein Esel! Du warst großartig. Keine Sorge, Alex! George und ich werden alles in Ordnung gebracht haben, bis du wieder da bist.«
    Der junge Physiker nickte ruckartig. Stan sah zu, wie die Ärzte ihn forttrugen.
    Nun gut, dachte er und wunderte sich, was sich binnen weniger Minuten ereignet hatte. Hatte es diese Seite von Alex Lustig schon immer in ihm verborgen gegeben? Oder würde es jeden Mann, der wie offenbar dieser arme Junge von der Vorsehung dazu berufen war, überkommen, mit Dämonen um das Schicksal der Welt zu kämpfen?
     
    ¤ Vor langer Zeit, noch ehe Tiere auf festem Land erschienen, entwickelten Pflanzen einen chemischen Stoff, Lignin, der es ihnen ermöglichte, lange Stämme wachsen zu lassen und ihre Konkurrenten hoch zu überragen. Das war einer jener Durchbrüche, die die Dinge für immer veränderten.
    Aber was geschieht, nachdem ein Baum gestorben ist? Seine Proteine, Zellulose und Kohlenhydrate können wiederverwertet werden; aber nur dann, wenn zuerst das Lignin verarbeitet wird. Nur dann kann der Wald dem Tod die Substanz des Lebens entreißen.
    Eine Antwort auf dieses Dilemma wurde von Ameisen entdeckt. Einhundert Billionen von ihnen sonderten Ameisensäure ab und halfen damit, einen Stau zu verhindern, der sonst die Welt unter einer Schicht undurchdringlichen, nicht verrottenden Holzes erstickt haben würde. Das tun sie natürlich zu ihrem eigenen Vorteil, ohne sich dessen bewußt zu sein, wie gut es für das Ganze ist. Und dennoch wird das Ganze gepflegt, gesäubert und erneuert.
    War es ein Zufall, daß Ameisen diese Methode entwickelten und damit die Welt retteten?
    Natürlich war es so. Ebenso wie die zahllosen anderen zufälligen Mirakel, die zusammen dieses Wunder in Gang halten. Ich sage Ihnen, manche Zufälle sind stärker und weiser als jeder Plan. Und wenn man mich deshalb einen Ketzer nennt, so sei es drum!
    - Jen Wolling, aus Die Melancholie der Mutter Erde , Globe Books, 2032
[¤ Hyper-Zugriff-Code 7-EAT-687-56-1237-65p.]

 
• EXOSPHÄRE •
     
    Plejaden senkte den Bug, und Teresa Tikhana grüßte wieder freudig die Sterne. Hallo, Orion! Hallo, Sieben Schwestern! bewillkommnete sie ihre Freunde. Habt ihr mich vermißt?
    Bis jetzt schmückten nur einige Sterne die Frontfenster der Fähre; und diese glitzerten blaß in Nähe der blendenden Erde mit ihren weißen Sturmwirbeln und herrlichen Bildern in Braun und Blau. Gewundene Flüsse und gezackte, faltige Gebirgsketten – sogar die Rauchfahnen von Frachtern, die von der Sonne gesengte Ozeane durchkreuzten – alles summierte sich zu einem ständig wechselnden Panorama, als die Plejaden aus der Startposition herausschwenkte.
    Natürlich war es schön. Nur dort unten konnten Menschen leben, ohne von empfindlichen Maschinen höchst abhängig zu sein. Erde war Heimat, die Oase. Das war selbstverständlich.
    Dennoch empfand Teresa den Glanz des nahen Planeten als quälend. Hier in niedriger Umlaufbahn bedeckte seine leuchtende Tagseite den halben Himmel und überstrahlte alle Sterne bis auf die allerhellsten.
    Hilfsraketen fauchten und regelten die Rotation des Schiffs. Ventile und Stromkreise schlossen sich mit Zirpen und leisem Glucksen, einer Musik glatter Funktion. Aber sie beobachtete weiter – immer überprüfend.
    Ein Plasmaschirm zeigte ihre Spur über Grund, ein paar hundert Kilometer von Labrador, nach Ostsüdost gerichtet. Pressehengste der NASA liebten Bodenweganzeiger, die aber für seriöse Navigation fast nutzlos waren. Teresa paßte auf, wie der Krummdolch des Horizontes mit seinen spitzen Enden zur Seite glitt und mehr Sterne erkennen ließ.
    Sie dachte: Und hallo, Mama Bär. Gut zu sehen, daß dein Schwanz in die erwartete Richtung zeigt.
    »Da ist der olle Polarstern«, sagte Mark Randall langsam zu

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