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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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ihrer Rechten. »Berechne jetzt P und Q.« Teresas Copilot verglich zwei Zahlenreihen. »Sternverfolger stimmt mit globalem Ortungssystem auf fünf Stellen überein in allen neun Freiheitsgraden. Zufrieden, Terry?«
    »Sarkasmus steht dir, Mark.« Sie prüfte die Ziffern selbst nach. »Gewöhne dir bloß nicht an, mich Terry zu nennen! Frag Simon Bailie gelegentlich, warum er eine Schlinge trug, als er von jener Spannerparty zurückkam!«
    Mark grinste nachdenklich. »Er behauptet, das wäre, weil er mit dir beim Aufzug der Carterstation beschwipst gewesen ist.«
    Sie lachte: »Reines Wunschdenken. Simon bildet sich Ungehörigkeiten ein.«
    Um sichere Daten zu bekommen, verglich Teresa die Kursangaben von Satellit und Sternorter mit dem inertialen Steuerungssystem des Schiffs. Drei unabhängige Mittel zur Kontrolle von Standort, Impuls und Orientierung. Natürlich stimmten sie alle überein. Ihr Drang zum Vergleichen war notorisch geworden und zu einer Art von Markenzeichen unter ihren Kollegen. Aber schon als kleines Mädchen hatte sie dieses Bedürfnis empfunden – ein weiterer Grund, Pilotin und danach Astronautin zu werden –, immer mehr Methoden zu erlernen, um genau herauszubekommen, wo sie sich befand.
    »Jungen können sagen, wo Norden ist«, pflegten ihr andere Kinder zu sagen mit der Sicherheit überlieferten Wissens. »Was Mädchen verstehen, sind Menschen.«
    Gegenüber den meisten sexistischen Traditionen war Teresa unzugänglich gewesen. Aber gerade das schien Erklärungen zu versprechen – zum Beispiel für das sie ständig beschleichende Gefühl, alle Karten wären irgendwie falsch. Dann bei der Ausbildung überraschte sie die Mitteilung, daß ihr Orientierungssinn weit über dem Durchschnitt lag. Die Ärzte diagnostizierten ›Hyperästhetische Schärfe‹, was soviel bedeutete, wie meßbare Begnadung bei allem, was sie tat.
    Allerdings fühlte sich das nicht so an. Wenn es sich dabei um Überlegenheit handelte, so fragte Terese sich, wie andere Leute es vom Schlafzimmer zum Bad schafften, ohne sich zu verirren! In Träumen hatte sie immer noch ein Gefühl, als ob die Welt unmittelbar davor stünde, ohne Warnung sich kapriziös zu verändern. Es hatte Zeiten gegeben, da diese Gefühle bei ihr Zweifel an ihrer geistigen Gesundheit hatten aufkommen lassen.
    Aber schließlich hat ein jeder seine Macken, sogar – und besonders – Astronauten. Ihre müßte harmlos sein; hätten sonst die Seelenklempner der NASA sie auf dem Pilotensitz eines amerikanischen Raumschiffs Platz nehmen lassen?
    Bei der Erinnerung an Schulstunden in der Kindheit wünschte sich Teresa, daß wenigstens der andere Teil des alten Mythus wahr wäre. Wenn allein die Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht automatisch zum Verständnis der Menschen führte. Aber falls dem so wäre, wie hätten die Dinge in ihrer Ehe so schiefgehen können?
    Der Stufenschalter piepte. »Okay«, seufzte sie. »Wir sind im Zeitplan und für Rendezvouszündung bereit. Bereite das System für Orbitalmanöver vor!«
    »Aye, aye, Mem Bwana!« Mark Randall legte Schalter um. »OMS klar. Drücke nominal. Zündung in einhundertneunzig Sekunden. Ich werde die Passagiere verständigen.«
    Vor einem Jahre hatte die Gewerkschaft der Piloten eine Bewilligung erreicht. Nichtmitglieder würden künftig unten im Zwischendeck reisen. Da dieser jetzige Flug keine Missionsspezialisten der NASA beförderte, sondern nur militärische Abwehroffiziere, waren Teresa und Mark auf dem Flugdeck allein und wurden nicht durch Dienstmädchenpflichten belästigt.
    Immerhin gab es minimale Höflichkeiten. Über die Bordsprechanlage vermittelte Marks ruhige Stimme die muntere Stimmung eines stereotypen Fluglinienpiloten.
    »Gentlemen, durch den Umstand, daß sich Ihre Augäpfel nicht mehr in ihren Höhlen verschieben, werden Sie erkennen, daß wir aufgehört haben zu rotieren. Jetzt bereiten wir die Zündung für das Rendezvous vor, die in knapp zweieinhalb Minuten erfolgen wird…«
    Während Mark plauderte, blickte Teresa prüfend nach oben, um sich zu vergewissern, daß die Treibstoffzelle Nummer zwei nicht wieder in Tätigkeit treten würde. Rendezvous mit einer Raumstation machten sie immer nervös. Und das erst recht, wenn sie ein Shuttle Modell Eins flog. Die Geräusche, welche die Plejaden machte – ihre knarrenden Aluminiumrippen, das Zischen von Kühlmitteln in Wärmeleitungen alten Stils, das gluckernde Geräusch von hydraulischer Flüssigkeit für das Schwenken

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