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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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verstreut waren wie Grale und in Obhut hielten, was nie wieder ersetzt werden konnte.
    Sie mußten sich nicht um das Verständnis von allem bemühen – weder das Warum und bestimmt nicht das Wie. Diese Sorgen waren, wie Nelson wußte, dem Kapitän und der Mannschaft vorbehalten. Es waren die speziellen Sorgen derer, die Wache halten mußten.
     
    ¤…Obwohl die Zellen eines Körpers alle das gleiche Erbgut tragen, sind sie nicht identisch. Spezialisten leisten ihre unterschiedlichen Arbeiten, von denen eine jede für das Ganze entscheidend wichtig ist. Wäre dem nicht so, wären alle Zellen gleich, dann gäbe es nur einen undifferenzierten Klumpen.
    Andererseits – immer wenn eine kleine Gruppe von Zellen uneingeschränkt um die Vorherrschaft kämpft, kommt es zu einer anderen geläufigen Katastrophe, dem sogenannten Krebs.
    Was hat das alles mit Sozialtheorie zu tun?
    Nationen werden oft mit lebenden Körpern verglichen. Und so kann man sagen, daß der Sozialismus manchen politischen Körper zu einem schlappen, unproduktiven Klumpen gemacht hat. Ähnlich waren Reichtum und Aristokratie egoistische Krebsgeschwüre, die die Herzen zahlloser anderer großer Nationen zerfressen haben.
    Um den Vergleich noch weiterzuführen – was diese zwei universellen und ruinösen Krankheiten gemein hatten, war, daß eine jede nur gedeihen konnte, wenn das Immunsystem eines Gemeinwesens geschwächt war. In diesem Falle beziehen wir uns auf den freien Fluß von Information. Licht ist die Geißel des Irrtums, und so gediehen Aristokratie ebenso wie Klumpensozialismus aufgrund von Heimlichkeit. Jeder kämpfte darum, sie um jeden Preis aufrechtzuhalten.
    Aber die ideale lebende Struktur, ob Geschöpf oder Ökosystem, regelt sich selbst. Es muß atmen. Blut und korrekte Daten müssen in alle Winkel gelangen, sonst kann sie niemals gedeihen.
    So ist es auch insbesondere mit den komplexen Wechselwirkungen zwischen menschlichen Wesen.
    - Aus Die transparente Hand. Doubleday Books ed. 4.7 (2035)
[¤ Hyperzugriffcode 1-tTRAN-777-97-9945-29A.]

 
• HOLOSPHÄRE •
     
    Jen sah zu, wie die schimmernde Pyramide von Arche Vier sich zu den Sternen erhob. Oder wenigstens war das der Effekt, als der offene Fahrstuhl sich unter den trockenen Boden senkte und klapprig in die Tiefe fuhr.
    Erleuchtet durch eine nackte Glühlampe boten die Wände einen fesselnden Anblick. Schicht um Schicht schimmernden Gesteins glitten vorbei – wahrscheinlich Sedimente aus alten Seen oder Meeresböden oder was auch immer. Geschichten von Fall und Verfall von Species, Gattungen und ganzen Stämmen mußten in diesem Ausflug rückwärts durch die Zeit offenbar werden. Aber Jen war in mancher Beziehung kurzsichtig und konnte keines der Dokumente an der Wand lesen.
    Natürlich waren die Tage längst vergangen, da ein Wissenschaftler, selbst ein Theoretiker, alles allein machen konnte. Jen hatte einen Namen als Bilderstürmerin. Als Aufrührerin von Mist. Aber jeder ihrer Aufsätze und jede Untersuchung beruhte auf Bergen von Daten, die sorgfältig gesammelt und durch Hunderte, ja Tausende von Feldforschern verfeinert waren, lange ehe sie auch nur Hand anlegte.
    Ich habe mich immer auf die Kompetenz Fremder verlassen.
    Sie, die einen theoretischen Rahmen für das Verständnis der Erdgeschichte geschaffen hatte, mußte sich erst auf andere verlassen, um die Details herauszufinden und darzustellen. Erst dann konnte sie in den rohen Daten Muster auffinden.
    Darum war es irgendwie ironisch. Hier war sie, welche manche als die lebende Begründerin des modernen Gaianismus bezeichneten – einer Bewegung, die schon zahllose Phasen von Ketzerei, Reformation und Gegenreformation durchgemacht hatte. Und dennoch war sie unbelesen in dem ureigenen Tagebuch der Mutter direkt vor ihr, geschrieben auf Stein, den man anfassen konnte.
    Ironisch – ja. Jen liebte Paradoxa. Wie wenn man einen neuen Schüler annahm, wobei sich alles doch als eitel fruchtlos erweisen konnte binnen weniger kurzer Monate.
    So sinnlos wie mein Leben…so sinnlos wie das Leben eines jeden, wenn keine Möglichkeit gefunden wird, Alexens Monster loszuwerden.
    Natürlich war es unfair, es so zu nennen. In gewissem Sinne war ihr Enkel ein Champion der Menschheit, der ihre kleine Gemeinschaft im Kampf gegen den Dämon anführte. Aber trotzdem beunruhigte der Junge einen Teil von Jen. Da war ein irrationaler Winkel, den sie nicht umhinkam, mit dem schrecklichen Ding da unten zu verbinden, das das Herz der Erde

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