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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Jen es sah, der Verhandlung.
    Ich genieße auch die Vorteile des Alters. Weniger jähe Impulse. Man denke sich, dies Gerät jungen, leidenschaftlichen, von Hormonen durchtränkten Piloten zu geben! Das wäre das Verrückteste, was man anstellen könnte.
    Nach diesen Erwägungen erinnerte sie sich plötzlich an Thomas, an jenen Sommertag, da er sie in seinem experimentellen Zwerg-Zeppelin mit hinaufnahm – damals, als so etwas noch selten und so romantisch war. Ihr goldenes Haar war in seine Augen geflattert, als er sie eng umfangen hielt, hoch über Yorkshire. Er war so jung gewesen, und so männlich…
    Die Apparatur konnte nicht jedes Detail in ihrer lebhaften Erinnerung deuten, dem Himmel sei Dank! Aber die Empfindlichkeit war so hoch eingestellt, daß bunte Blitze den Schirm erfüllten – im Rhythmus ihrer Emotionen. Dann wieder steckte ein mit Zucker gestreiftes Katzentier seine Nase um die Ecke und mauzte.
    Zurück in deine Höhle, Tiger! befahl sie ihrem Totemtier. Die Kreatur knurrte und zog sich außer Sicht zurück. Auch die Farben verschwanden, als Jen bewußt alle äußeren Impulse bestätigte und deren unwichtigen Ruf erstickte.
    Eine Uhr zählte herunter. Bei der Marke für eine Minute erschien vor ihr ein Bild des Erdinneren – ein komplexer vielschichtiger Globus.
    Das war keines ihrer eigenen, innerlich entstandenen Konstrukte, sondern eine direkte Eingabe aus Kendas Paneel. Tief drinnen im Kern zeigte eine stilisierte purpurne Kurve den Orbit ihres Feindes, Beta. Schon diese Trajektorie wies kleine Abweichungen auf infolge Störungen durch frühere Stöße seitens der Tangoparu-Resonatoren.
    Außerhalb dieser Hülle lag ein Gebiet blauer Streifen, wo Kanäle des erweichten Mantels von plötzlicher, supraleitender Elektrizität flackerten – den zeitweiligen Konzentrationen von Extra-Energie, die Kendas Team für den nächsten Anstoß brauchte. Jen hörte zu, wie die Techniker ständig Bemerkungen dazu machten. Sie würden warten, bis Betas Bahn sie hinter einen aussichtsreich erscheinenden Faden führte, dann den ›Gazer‹ starten – Alexens bizarre, unglaubliche Erfindung –, kohärente Gravitationswellen freilassen und ihrem Gegner einen neuerlichen kleinen Tritt versetzen. Jen fühlte einen Adrenalinstoß. Wie es auch ausgehen mochte, dies war denkwürdig. Sie hoffte, noch lange genug zu leben, um eines Tages auf all dies stolz sein zu können.
    Zum Teufel, es gibt ein Stück von mir, dem Stolz gleichgültig ist. Es will bloß länger leben. Absatz.
    In mir gibt es etwas, das für immer leben möchte.
    Das war eine Einbildung, die eine Antwort erforderte. Und so wurde durch irgendeine Nische der Phantasie das Subvokalgerät veranlaßt, direkt vor ihr eine Reihe aufreizender Worte zu entfalten.
     
    (E) … Wenn es das ist, was du willst, meine Tochter, sollst du es bekommen. Denn habe ich dir nicht vor sehr langer Zeit genau das versprochen?
     
    Jen lachte. Sie antwortete mit leiser Stimme: »Ja, Mutter, das hast du getan. Ich erinnere mich gut daran.« Sie schüttelte den Kopf und wunderte sich über das Geflecht ihrer Phantasie, selbst nach all diesen Jahren. »Oh, ich bin wirklich ein Küken.«
    Sie konzentrierte sich achtsam und ignorierte weitere Eingaben aus irgendeinem äußeren Winkel ihres Geistes. Statt dessen sammelte sie sich auf die geplante Prozedur und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Erde.
    ¤
    Für das Efé-Volk war der vordringende Dschungel nur ein weiterer Angreifer, mit dem man auskommen mußte. Legenden erzählten von vielen anderen, sogar lange bevor die Großen Leute gekommen und wieder gegangen waren.
    Für Kau, den Häuptling dieser kleinen Pygmäenschar, war der Wald realer und unmittelbarer, als es jene andere Welt gewesen war – damals als er Hemd tragen pflegte, die in entfernten Fabriken gewebt worden waren, und einen Karabiner trug als ›Scout‹ für etwas, das sich ›die Armee von Zaire‹ nannte. Eines war sicher: Die Großen Menschen waren leichter zufriedenzustellen gewesen als jeder Dschungel. Man konnte ihre Habgier oder Eitelkeit oder ihren Aberglauben ausnutzen und alles bekommen, was der Dschungel nur widerwillig, wenn überhaupt, herausrückte.
    Die Frauen, wie seine Gattin Ulokbi, pflegten in den Gärten des Lessé-Volkes zu arbeiten für einen Anteil an der Ernte. In diesen Tagen jagten Kau und seine Brüder nach Belieben und bekamen Papiergeld für viele ihrer erlegten Tiere. Sie schmeichelten sich, so geschickte Jäger zu sein, wie es

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