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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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würden weniger Sauerstoff haben, um schnelle Stoffwechselvorgänge wie die unseren anzutreiben.«
    Stan nickte. »Und natürlich würden bei weniger Landfläche weniger Entwicklungschance für diese bestehen.« Er hielt zehn zappelnde Finger hoch.
    »Huh!« bemerkte Elena Gorschkov und schüttelte den Kopf. Verschiedene Argumente wurden am Rande vorgebracht, als die Wissenschaftler freundschaftlich diskutierten. Nielsen tastete auf der Minitafel auf seinem Schoß. Wahrscheinlich suchte er Gegenargumente.
    Gut! dachte Stan. Das waren intelligente Leute, und es machte ihm Spaß zuzusehen, wie sie Ideen wie Volleybälle hin und her schleuderten. Zu schade, daß er seine dringendsten wissenschaftlichen Dilemmata vor ihnen hatte geheimhalten müssen! Solche Dinge zu wissen, wie er sie besaß, und die vor seinen Ebenbürtigen zurückzuhalten… dafür schämte sich Stan.
    »Aha!« sagte Nielsen. »Ich habe gerade einen interessanten Aufsatz gefunden über kontinentales Wetter, der das unterstützt, was Stan sagt. Hier. Ich werde ihn euch überspielen.«
    Die Leute holten Tafeln und Lesegeräte aus den Taschen, um ein Dokument zu erhalten, das durch Nielsens schnelles und schmutziges Spionageprogramm aus irgendeinem Winkel herausgezogen worden war. Auch Stan, der von seiner Absicht, sich zu verdrücken, abgelenkt war, langte nach seinem Taschenschirm.
    Aber in diesem Moment gab ein Armbandgerät seinem linken Handgelenk einen winzigen Stoß, eben heftig genug, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Der Rhythmus war dringend.
    Während das Stimmengewirr der Diskussion wieder anschwoll, entschuldigte sich Stan, als ob er zur Herrentoilette wollte. Unterwegs holte er einen Mikroaufnehmer aus dem Armbandgerät und steckte es ins Ohr.
    »Sprechen!« sagte er zu dem leuchtenden Zifferblatt.
    »Stan.« Das war die dünne Stimme von Mohotunga Bailie, seinem Assistenten. Sie ließ Obertöne von Furcht erkennen. »Kommen Sie zurück! Ganz schnell!« Das war alles. Der Ton brach jäh ab.
    Stan empfand einen kalten Schauder, ganz vermischt mit plötzlichen Schuldgefühlen. Das taniwha… ist es außer Kontrolle geraten? Mein Gott! Ich hätte sie nicht allein lassen sollen!
    Aber noch während er dies dachte, wußte er im Innern, daß Beta nicht so plötzlich verschwunden sein konnte. Die Physik ließ einen solchen Zufall einfach nicht zu… nicht nach den stabilen Konfigurationen noch vor einer Stunde!
    Dann muß es einer der Strahlen sein. Diesmal müssen wir eine Stadt getroffen haben. Wie viele sind gestorben? O Gott, kannst du uns vergeben? Kann das irgend jemand?
    Mit bleichen zitternden Händen stürzte er ins Freie, wo sich die perlige arktische Dämmerung über zwei Drittel des Horizonts erstreckte. Das Nordlicht erzeugte flimmernde ionisierte Vorhänge über dem grönländischen Eisfeld. Stan stolperte halb, halb rannte er zu seinem kleinen vierrädrigen Scooter und trat auf den Starter. Die Ballonreifen jaulten über die glitzernde Moräne und streuten Kies nach hinten weg.
    Während des ganzen Rückwegs zum Tangoparu-Unterstand war sein Kopf voller entsetzlicher Vorstellungen darüber, was diesen ängstlichen Ton in der Stimme seines phlegmatischen Assistenten bewirkt haben könnte. Dann überquerte er einen kleinen Hügel, und die Kuppel kam in Sicht samt dem großen olivbraunen Helikopter, der gleich dahinter parkte. Starts Herz tat wieder einen Ruck.
    Er erkannte plötzlich, daß es gar kein Problem mit Beta war. Wenigstens nicht unmittelbar. Dies war ein Unglück ganz anderer Art.
    NATO, merkte er, als er die Uniformen der bewaffneten Männer sah, die um den Unterstand herum patrouillierten. Mein Gott… Ich habe nie gedacht, daß ich diese Farben noch einmal sehen würde. Ich hatte ganz vergessen, daß sie noch aktiv sind.
    Er kannte nur einen Grund, weshalb das große bewaffnete Flugzeug bei solcher Nachtzeit den ganzen Weg hierher gemacht haben könnte und Soldaten an die Tür seines Laboratoriums befördert hatte. Und das war bestimmt kein Höflichkeitsbesuch.
    Sie haben uns gefunden, erkannte er und wußte, daß ihm nur noch Sekunden blieben, um zu entscheiden, was er tun mußte.
     
    ¤ Plano-Forbes: 2,5 Milliarden
    World Watch: 6,0 Milliarden
    Rocks-Runyon: 10,0 Milliarden
     
    Diese Schätzungen der maximal zu erhaltenden menschlichen Bevölkerungszahl wurden alle vor 1990 gemacht, als sich die Aufmerksamkeit der Welt von Ideologien und Nationalismus zu Fragen des ökologischen Überlebens zu verlagern begann. Sie

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