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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Frau wandte sich um und stellte ihr aus irgendeinem Grunde diese Frage.
    Teresa stieß ihren Sessel zurück. »Ich fühle mich sehr erschöpft«, sagte sie zu Glenn Spivey und stand auf. »Ich denke, ich werde mich eine Weile hinlegen.« Der Oberst sah sie kurz an und nickte dann einem Wächter zu, sie zu begleiten. Teresa sah sich in der Tür um und stellte fest, daß Alex Lustig in einem Holotank mathematische Skizzen machte, umgeben von begeisterten Wissenschaftlern beider Lager. Sie seufzte und wandte sich ab.
    Der Wächter war ein ANSZAC-Soldat aus Perth, ein eingefleischter australischer Patriot, aber nichtsdestoweniger besorgt und recht nett. Als sie ihn fragte, ob man ihr etwas zu essen herunterschicken könnte, sagte er, er wolle es versuchen.
    Ihr Gepäck befand sich in ihrem alten Zimmer… aus dem Wagen geborgen und zweifellos gründlich inspiziert. Sie klappte auf derselben Liege zusammen, auf der sie am Morgen erwacht war und murmelte einen Befehl, das Licht zu löschen. Zu einer Kugel zusammengerollt und eine Decke an die Brust gepreßt, fühlte Teresa sich in keiner Weise irgendwie ›zu Hause‹.
     
    In unruhigem Schlummer träumte sie vom Tod der Sterne.
    Ihre alten Freunde. Ihre Wegweiser. Einer nach dem anderen erlosch, jedesmal mit einem Schrei von Angst und Verzweiflung. Auf jeden Seufzer reagierte sie in ihrem Kissen mit Stöhnen.
    Irgend etwas tötete sie. Tötete die Sterne.
    Armer Jason, dachte sie in der seltsamen wirren Unlogik des Schlafes. Bis er Spica erreicht, wird es vorbei sein. Nichts als Schwarze leere Löcher. Und er liebt so das Licht.
    Die Träume gingen weiter. Jetzt sah sie zwischen den Gitterstäben eines Kerkers auf ein dunkles, spiegelglattes Meer hinaus, ohne jede Reflexe. Während sie hinschaute, gewann das Wasser eine schwache Lumineszenz… ein perliges Glühen, das nicht von oben kam, sondern aus seinem Innern. Die Strahlung wuchs, als Dampf aufstieg. Danach brachen wirbelnde Blasen aus einer aufsteigenden Schwellung hervor.
    Die Sonne stieg aus dem Ozean auf.
    Nicht der Horizont, sondern der Ozean selbst. Zu grell, um hinzuschauen, warf er scharfes Licht durch ihre ausgestreckte Hand und zeichnete die Konturen ihrer Knochen nach. Der flammende Kreis stieß nach oben auf einer Säule überhitzten Dampfes. In seinem Gefolge rollten Wellen über die zuvor friedliche See.
    Die Wasserberge waren höher als ihr Gefängnis und bewegten sich auf sie zu. Aber das machte ihr nichts aus. Auch halb geblendet konnte sie die Flugbahn des Feuerballs verfolgen und erkannte mit schrecklicher Gewißheit: Er geht doch nicht fort. Er kommt zurück. Kommt zurück, um zu bleiben.
    Vielleicht war es diese Furcht, welche sie aus dem Alptraum herausriß. Oder vielleicht das gruselige Gefühl, es käme jemand leise zu ihr, durch den Korridor ihres kleinen Quartiers. Teresa riß die Augen auf, obwohl sie noch gefangen war in der Lähmung des Schlafes… und den beruhigenden Worten ihrer Mutter.
    »Psst… das hast du dir bloß eingebildet. Es gibt keine Ungeheuer. Es ist niemand mehr da.«
    Ein Fuß stieß an das Eßtablett, welcher der freundliche Soldat dagelassen hatte. Teresa hörte, wie jemand scharf Luft holte. Mamma, dachte Teresa, als ihr Herz raste und ihre rechte Hand sich zur Faust ballte, du hattest keine Ahnung, über was du gesprochen hast.
    »Psst!« sagte jemand, kein Meter entfernt. »Nicht sprechen!«
    Sie starrte auf zwei weiße Kleckse… vermutlich ein Paar Augen. Sie schluckte und bemühte sich, kein Adrenalin die Gewalt über sich bekommen zu lassen. »W… wer ist da?«
    Eine Hand legte sich sanft kurz auf ihren Mund und ließ sie ohne Gewalt verstummen. »Es ist Alex Lustig… Möchten Sie hier herauskommen?«
    Wie kommt es, wunderte sie sich, daß die Augen sich nie ganz an das Dunkel anpassen, wenn man schläft? Erst jetzt, als sie in die Düsternis starrte, begann sie, die Züge des Mannes auszumachen.
    »Aber… wie?«
    Er lächelte. Das Lächeln der Cheshire-Katze aus ›Alice im Wunderland‹. »George hat mir eine Karte zugeschoben. Er bleibt bei den anderen. Wird versuchen, mit Spivey zusammenzuarbeiten. Aber Sie und ich… wir müssen weg.«
    »Warum Sie?« fragte sie heiser. »Sie waren doch im siebenten Himmel, wie ich Sie zuletzt gesehen habe.«
    Er zuckte die Achseln. »Das werde ich später erklären, wenn wir es schaffen. Gerade jetzt ist eine Kaffeepause im Gange, und wir haben vielleicht fünfzehn Minuten, bis man mich vermißt. Kommen Sie?«
    Teresa

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