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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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antwortete, indem sie die Decken wegschleuderte und nach ihren Schuhen tastete.
     
    Der Australier stand nicht mehr an der Tür Wache. Statt dessen stand ein großer, kräftiger Maori mit permanent aussehender Tätowierung auf den Backen und Kampfauszeichnungen an der Uniform mit dem Rücken zur gegenüberliegenden Wand da, den Mund in einem genußvollen Grinsen halb offen. Teresa fragte sich erst, ob der Kiwi-Soldat für ihre Seite gewonnen wäre. Dann sah sie seine glasige Miene, wie ein Döser, der tief in einem selbst applizierten Enkephalinrausch steckte. Nur würde ein Drogenabhängiger nie Soldat sein. Irgendwie mußte Lustig ihn betäubt haben.
    »Cholin-Inhibitoren. Er wird sich an nichts erinnern«, erklärte Alex. Er führte Teresa durch stille Gänge mit Felswänden. Jedesmal, wenn sie sich einer Tür näherten, befragte er einen kleinen Kasten, ehe er das Weitergehen freigab. Schließlich kamen sie zu dem geheimen Kai, wo zwei kleine Boote in den stillen kühlen Wassern von Waitomos unterirdischem See dümpelten.
    »Werden die Ausgänge nicht bewacht sein?« fragte sie. Es wären gar keine menschlichen Wächter nötig – nur winzige Drohnen von der Größe einer Stubenfliege.
    »Dieses Gebiet ist vor ein paar Minuten überprüft worden. Und jedenfalls kennt niemand außer George die Route, die wir nehmen werden.«
    Teresa hörte das nicht sehr gern. Aber sie hatte keine große Wahl. Also kletterte sie in das Boot und legte ab, als Alex anfing, an dem Geflecht aus Seilen zu ziehen, das oben an der Decke angebracht war. Als sie sich den großen Toren näherten, erloschen die Lichter des Docks und tauchten sie in Finsternis. Die Tore rollten mit leichtem Brummen zur Seite. Alex knurrte und tastete sich den Weg von einem Leitseil zum nächsten. Sie hörte ihn leise zählen. Vielleicht rezitierte er einen Merkvers.
    »Sind Sie sicher zu wissen, was Sie…«
    Er schnitt ihr das Wort ab. »Wenn Sie zurückkehren wollen, kennen Sie den Weg.«
    Teresa hielt den Mund. Jedenfalls befanden sie sich bald wieder unter den falschen Sternbildern – jenen Parodien von Sternenlicht, die phosphoreszierende Würmer benutzten, um ihre unglückliche Beute anzulocken. Jeder Anblick schien unerforschte Sternhaufen und Galaxien darzustellen… ein Versprechen von Unendlichkeit.
    Vielleicht ist unsere ganze moderne Astronomie falsch, grübelte sie, während sie die Ersatz-Sternfelder betrachtete. Vielleicht sind die ›realen‹ Konstellationen genau wie diese grünen Punkte. Weiter nichts als Köder für Unvorsichtige.
    Sie schüttelte den Kopf, während die Decke langsam vorbeiglitt und ganze vorgetäuschte Universen mit sich nahm. Das war das Problem mit Alpträumen, sie hafteten einem an und beeinflußten die Stimmung noch nach Stunden. Teresa konnte sich das jetzt nicht leisten. Sich auch nicht wie ein Passagier benehmen. Aktion war das richtige Gegenmittel. Sie flüsterte: »Kann ich helfen?«
    Das Boot glitt sanft durchs Wasser. »Noch nicht…« Alex keuchte, während er nach etwas über seinem Kopf tastete und sie beide dabei fast umkippen ließ. Teresa ergriff die schaukelnden Bootsränder. »Ah, hier ist es. Georges Spezialseil. Von hier verlassen wir die Haupthöhle.«
    Ihr Fahrzeug machte eine scharfe Wendung, kratzte an tintenschwarzen Türmen entlang und fuhr dann unter neuen, unbekannten Deckenlandschaften dahin. Etwas später ergriff Alex wieder das Wort, jetzt außer Atem. »All right. Wenn Sie meine Hand nehmen, werde ich Ihnen helfen aufzustehen… Vorsichtig! Lassen Sie mich Sie zum Kabel führen… Haben Sie es? Jetzt, da es keine anderen Seile gibt, die Sie verwirren könnten, könnte ich einige Unterstützung brauchen. Drücken Sie einen Ellbogen an meine Schulter, um meinen Rhythmus zu fühlen. Halten Sie zunächst einen leichten Takt ein. Lassen Sie es mich wissen, wenn Ihnen irgendwie durch Bewegung schlecht wird!«
    Teresa verzichtete darauf, ihm zu sagen, daß ihr ganzes Leben ein Kampf gegen Schwindelgefühl gewesen war. »Mach schon, Macduff!« flüsterte sie in einem Bemühen um Heiterkeit.
    »Und verdammt sei, wer zuerst schreit: ›Halt, genug!‹« beendete er das Zitat. »Wir sind los.«
    Es war nicht gerade das Leichteste, was Teresa je versucht hatte – in einem schaukelnden Boot zu stehen und dabei über sich in totaler Finsternis an einem Seil zu ziehen. Die ersten paar Male kippte sie fast vornüber. Aber es war einfacher, wenn sie sich an ihn lehnte. Auf vier Beinen konnten sie

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