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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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einander abstützen. Bald atmeten sie im gleichen Rhythmus und glitten über den kleinen Teich fast ohne Geräusch. Nur das grüne Glitzern in der Höhe gab den Wänden der Höhle Konturen.
    Bald schlossen sich diese Wände wieder enger zusammen, wie sie merkte. Die Dunkelheit und Stille schienen ihre anderen Sinne zu schärfen; und sie fühlte jeden schwachen Tropfen an Kondensation und jeden Geruch, der aus ihren und seinen Kleidern kam.
    Einmal stieß das Boot an, noch einmal, und lief dann an einem Felsufer auf Grund. »Okay«, sagte er. »Bücken Sie sich vorsichtig und lassen mich nach dem Vorratsbeutel tasten!«
    Sie ließen das Seil los und kamen der Gefahr des Umkippens näher denn je. Teresa japste und klammerte sich an Alex. Sie fielen als ein Gewirr von Armen und Beinen hin, keuchten und lachten, als die Spannung nachließ. Als sie sich zu entwirren versuchten, grunzte er: »Au! Ihr Knie ist auf meinem… ah, danke!« Seine Stimme glitt ins Falsett. »Vielen Dank!« Sie lachten wieder unter Tränen der Erleichterung.
    »Ist es das, wonach Sie suchen?« fragte sie, als sie mit einer Hand auf einen Nylonbeutel traf. Sie schob ihn Alex zu.
    Er sagte. »Ach ja! Wo ist der Reißverschluß? Antworten Sie nicht! Hier ist er.«
    All dieses Herumfummeln im Dunkeln hatte etwas Bizarres und sogar ziemlich Drolliges an sich. Die Hände fühlten sich dick und unkoordiniert an, als steckten sie in Fausthandschuhen. Zudem weckte dieses lahme Tempo auf kleinstem Raum ein gewisses Selbstmitleid.
    »Hier, nehmen Sie dies!« sagte er und versuchte offenbar ihr etwas zu reichen. Aber beim Zugreifen stieß sie ihn an die Kehle. Er gab übertriebene Erstickungslaute von sich, und sie kicherte nervös. »Halt! Wir werden es so machen«, schlug sie vor und ließ ihre Finger von seinem Hals bis zu seiner rechten Schulter hinabgleiten. Sie fühlte, wie sich seine Hand bewegte, um ihre zu bedecken. Zusammen folgten sie seinem Ärmel bis zu der anderen Hand.
    Komisch, dachte sie währenddessen. Ich hatte immer gedacht, er wäre weich und schwammig. Aber er ist kräftig. Sind alle Professoren in Cambridge so gebaut?
    Mit beiden Händen drückte er in die ihren einen Gegenstand – eine Brille. Aber er ließ sie nicht gleich los.
    »Wir mußten Sie hinausschaffen«, sagte er in ernsterem Ton. »Wir konnten nicht zulassen, daß Spivey Sie ins Gefängnis sperren würde.«
    Teresa bekam einen Kloß im Hals. Sie hatte ihre Freunde unterschätzt.
    »Sie hätten Ihre prekäre Lage als weiteres Druckmittel benutzt, um George und die anderen zu zwingen«, fuhr Alex fort. »Und wir entschieden, daß wir das keinesfalls zulassen könnten.«
    Teresa zog die Hand weg. Natürlich. Das stimmt genau. Ich muß dabei ganz sachlich bleiben.
    »Also lassen Sie mich jetzt fallen und gehen zurück?« fragte sie, während sie das elastische Stirnband zurechtrückte.
    »Natürlich nicht. Zunächst haben wir Sie noch nicht hinausgeschafft. Und ich will nicht Spiveys Werkzeug bleiben.«
    »Aber… aber ohne Sie wird der Gazer…«
    »Oh, das werden sie ohne mich hinkriegen, nehme ich an. Wenn sie nichts weiter tun wollen, als das verdammte Ding da unten halten…« Er machte eine Pause und holte Luft. »Aber ich werde mich nicht völlig unterordnen. Dieser Wahnsinn hat Methode, Captain Tikhana.«
    »Teresa, bitte!«
    Es gab wieder eine Pause. »All right, Teresa. Hm, haben Sie Ihre schon angepaßt?«
    »Nur eine Sekunde!« Sie zog am Gurt und knebelte den Schalter an einer Linse fest. Es war, als ob jemand plötzlich das Licht eingeschaltet hätte.
    Anders als eine rein passive Infrarotbrille, die hier unten sehr wenig hätte erkennen lassen, tastete diese jede Richtung ab, in die sie die Augen wendete, und schickte einen Strahl in genau diese Richtung, solange sie hinschaute. Die einzige Ausnahme war, wenn sie ein anderes Brillenpaar entdeckte. Um zu verhindern, daß ein anderer Benutzer geblendet wurde, waren die Optiken so programmiert, daß sie sich nie gegenseitig anstrahlten. Als Teresa sich daher zum erstenmal umschaute, erkannte sie Kalksteinwände, die dunkle Wasserlinie, das Boot – aber Alex Lustigs Gesicht blieb hinter einem Oval der Finsternis verborgen.
    »Konnte die nicht eher benutzen, weil Spivey Sensorspione hatte…«
    Teresa winkte seine Erklärung ab. Das war einleuchtend. »Wohin jetzt?« fragte sie.
    Er zeigte nach unten; und sie begriff, warum selbst die kleinen Wachroboter des Spionenobersten nicht imstande sein würden, ihnen zu

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