Erde
kann uns an Bord eines Hine-marama-Zeps nach Fidschi bringen, das nicht zu ANZAC gehört und einen internationalen Flughafen besitzt. Von da aus reisen wir ganz offen unter unseren eigenen Namen. Spivey wird nicht wagen, uns anzuhalten… nicht ohne alles zu offenbaren, da wir natürlich vollständige Tagebuchaufzeichnungen bei Auntie hinterlegen werden, ehe wir aufbrechen.«
»Natürlich«, nickte sie. »Wie ich Spivey kenne, wird er bloß darauf warten, mit uns zu reden, wenn wir dort hinkommen. Er hat immer noch gleichwertige Karten. Und wir können mit keinem anderen verhandeln.«
Natürlich wußte Teresa, was sie und Alex taten. Sie redeten, als ob ihre Geschicke immer noch in ihren Händen lägen. Als ob sie je diesen heimlichen Zeppelin erreichen würden, um eine Reise quer über den Pazifik zum Land der drohenden Statuen anzutreten. Indem sie, wenn auch nur für wenige Minuten, ihre prekäre Lage ignorierten, gaben sie sich Zeit, sich zu beruhigen und ins Gleichgewicht zu kommen. Zeit, so zu tun, als wären sie nicht in Wirklichkeit zum Scheitern verurteilt.
Alex erinnerte sich, daß George etwas darüber gesagt hatte, daß man aus der Höhle des Wasserfalls durch einen trockenen Kanal hinausgelangen könnte, der auf halber Strecke einen verfallenen Abhang hinauf eingeschnitten war, etwa ein Viertel des Weges vom Katarakt selbst entfernt. Leider konnte er sich nicht erinnern, ob dieses Viertel im Uhrzeigersinn oder entgegen ihm lag. Sie versuchten zunächst das erste Stück, wobei sie abwechselnd die Brille benutzten, um nach einem Anzeichen für einen Ausgang zu suchen, ehe sie weitergingen. Zum Glück fanden sie schließlich die Öffnung, die nicht allzu schwierig hinter einer vorspringenden Kalksteinwand verborgen war.
Unglücklicherweise aber war einer von ihnen jederzeit effektiv blind. Da Alex von seinem Mißgeschick im Fluß noch etwas klapprig war, bestand Teresa darauf, daß er die Führung übernehmen und die Brille tragen sollte. Sie versicherte ihm, daß sie folgen könnte, solange er eine gewisse gesprochene Führung bieten würde, plus einer Hand immer dann, wenn es kompliziert sein sollte.
Für Teresa war es ein einzigartiges Erlebnis, über glasig glatte Felsblöcke in pechschwarzer Finsternis zu klettern. Manchmal hatte sie die Illusion, daß dies gar keine Höhle wäre, sondern die Oberfläche eines Eismondes. Der Himmel war nicht durch Gestein verdunkelt, sondern durch einen rußigen Nebel von mehreren hundert Parsec Stärke. Aber in jedem Augenblick könnte die Rotation dieses Mondes helle Sterne freigeben, die durch eine Lücke in der riesigen Wolke des Weltraums schienen… oder vielleicht sogar einen fremden Planeten oder eine unbekannte Sonne.
Natürlich waren das Augenblicke der Phantasie. Und sie wurden immer durch andere Empfindungen abgebrochen und widerlegt… durch die hallenden Echos des sich entfernenden Wasserfalls und das seltsame Gefühl des Gebirgsdrucks von oben… das sie daran erinnerte, daß sie sich tatsächlich tief im Innern einer Welt befand. Einer dynamischen Welt, die die Gewohnheit hatte, sich zu verändern, zu verschieben und in ihrem unruhigen Schlummer zu zucken.
Neuseeland war besonders ein Land von Erdbeben und Vulkanen. Und obwohl all diese Aktivitäten sich im Vergleich mit menschlichen Lebensdauern langsam abspielten, fühlte Teresa eine Gefahr jenseits der Aussicht, sich zu verirren und zu verhungern.
Der Berg könnte in jedem Augenblick einfach beschließen, sie beide zu zerquetschen.
Eigenartigerweise schien diese sämtlichen anderen Risiken zugefügte Patina etwas auszugleichen. Es war irgendwie ein aufregendes Gefühl. In dieser Hinsicht sind wir gleich… Alex Lustig und ich. Keinem von uns war ein langweiliger Tod zugedacht.
Sie hing diesen Überlegungen nach, während andere Teile ihres Geistes jeden Stein und jeden gefährlichen Fußtritt genau beobachteten. Alex half ihr, sich endlich aus einem engen Spalt zu quetschen – in eine Passage, wo eine steife Brise wehte. Ihre Fingerspitzen streiften über die Mauer zu ihrer Linken und verfolgten eine tropfende Flüssigkeit. Da blieb Alex stehen und gab ihr die Brille in die Hand.
Die interaktive Optik las ihre Pupillenweite ab und dämpfte entsprechend die Stärke. Dennoch wurde sie durch die Rückkehr des Sehens kurz geblendet. Pyrite und andere verführerisch glänzende kristalline Formen glitzerten ihr von allen Seiten zu. Ihr Glanz wurde noch verstärkt durch die Feuchtigkeit,
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